Aus der Schwäbischen Zeitung vom 09.08.2006:Kinder gehen mit Tieren auf Tuchfühlung
BAD WURZACH - Fast jeden Tag gibt es in der Frühlings- und Sommerzeit Nachwuchs auf dem Alpakahof. Das freut vor allem die jungen Besucher. Mit Ziegen auf dem Arm und dem Esel an der Seite spazieren sie auf dem großflächigen Grundstück und fühlen sich rundum wohl.
Von unserem Redaktionsmitglied Nelli Nickel
Ein perfekter Tag für Anton Leichtle, Betreiber des Alpakahofs in Bad Wurzach: Es regnet nicht, es ist nicht zu heiß und es sind Ferien. Gut 60 Besucher tummelten sich gestern um 14 Uhr auf seinem Hof. Bei den Lamas, Pferden und Ziegen ist besonders viel los. Mit weißen Tüten ziehen die Kleinen los, im Schlepptau sind Mama und Papa. Die Ziegen wissen genau, welche Leckerlis in den kleinen Tüten stecken und rennen den Besuchern gierig entgegen. Die Lamas dagegen haben sich weiter nach hinten zurückgezogen. Sie wollen ihre Ruhe haben. Auf dem großen Grundstück ist das kein Problem.
Dominik Hauke krault einen Esel, während sein Bruder lieber eine kleine Ziege umherträgt. Schwups, hat die Ziege seine Futter-Tüte aufgerissen und sich den Mais geschnappt. "Es ist ganz arg toll hier", sagt Bruder Daniel. Und Freund Dominik Wenzel meint: "Die Schweine sind so süß." Die Kinder sind zum ersten Mal mit ihrer Mutter hier und finden es super, dass sie den Tieren so nah kommen können.
Auch viele Omas und Opas sind mit ihren Enkeln hier. Begeistert sprechen sie Besitzer Anton Leichtle auf seinen Hof an. "Es ist wirklich schön hier", sagt eine Frau. Eine andere denkt ähnlich: "Es ist alles so sauber." Das hört der Betreiber gern. Liegt ihm sein Hof doch sehr am Herzen. "Wir haben eine große Verantwortung für unsere Tiere."
Sehr viele kleine Ponys und Zicklein bekommen die Besucher in diesen Tagen zu Gesicht. Auch die Schweine haben Nachwuchs bekommen, und die Kaninchen sowieso. Gemütlich lassen es die Hennen angehen und brüten in aller Seelenruhe über ihren Eiern. Die Alpaka-Herde hat im Moment elf kleine Alpakas zu betreuen. Noch sind sie aber etwas schüchtern und ziehen sich zurück, wenn die Streichelfraktion anrückt.
"lch stecke den Kopf nicht in den Sand"
BAD WURZACH (nen) - Aus ist es mit dem Alpakahof noch lange nicht. Auch wenn der Tierpark gerade in einem finanziellen Engpass steckt, will Betreiber Anton Leichtle weiterkämpfen.
"Das ist mein Leben", sagt der 54-Jährige. "Ich stecke den Kopf nicht in den Sand." Gründe für den finanziellen Notstand sind unter anderem die Wetterverhältnisse. "Eigentlich können auch im Winter Besucher zu uns kommen. In diesem Winter war aber überhaupt niemand da", berichtet der Hofbetreiber. Auch danach wurde es nicht besser. "Das Frühjahr war zu nass, dann kamen der Fußball und die Hitze." Nachdem es nun wieder geregnet hat und es wieder grünt, hofft er auf mehr Besucher. "Alles, was wir brauchen, sind Menschen, die zu uns kommen, Eintritt bezahlen, und wenn sie möchten, noch etwas mehr geben."
Der finanzielle Aufwand ist groß, müssen doch die Tiere immer gut versorgt werden. Hinzu kommen Tierarztbesuche und Impfungen. Ein- bis zweimal im Jahr kommt der Alpakascherer aus Biberach. Geld kann man mit der Wolle aber nicht verdienen. "Wir leben vom Eintritt, Gastronomie und Tierverkauf und sind ein ganz normaler Geschäftsbetrieb", sagt der 54-Jährige. Sponsoren hat der Alpakahof nicht. Er trägt sich selbst.
Die kritische finanzielle Lage ist der Stadt Bad Wurzach bekannt. "Wir haben großes Interesse, dass so eine Einrichtung erhalten bleibt", sagt Bürgermeister Roland Bürkle. Der Bürgermeister schließt auch finanzielle Hilfe durch die Stadt nicht aus, "bei Steuerzahlungen etwa".
30 Tierarten leben auf dem Hof
1992 hat Anton Leichtle zum ersten Mal den Hof betreten und nach dem Erwerb des damals noch 4500 Quadratmeter großen Grundstücks kontinuierlich einen Streichelzoo mit mittlerweile 450 Tieren - darunter 30 verschieden Tierarten - aufgebaut. Kamele, Lamas, Alpakas, Pferde, Ponys, Ziegen, Schafe, Schweine, Hunde, Katzen, Fische und viele andere Tiere leben hier und werden täglich von den Mitarbeitern versorgt. In der Hochsaison beschäftigt Leichtle zehn Personen auf 400-Euro- Basis. Im Winter, wenn nicht so viel los ist, kommt er mit fünf Mitarbeitern klar. Morgens um sieben startet der Betrieb auf dem elf Hektar großen Grundstück. "Es ist alles zusammenhängend. Kein fremdes Grundstück ist dazwischen", erklärt Leichtle. "Das gehört alles meiner Frau und mir. Auch die Tiere gehören alle uns." Selbst einen eigens geschaffenen Berg haben die Leichtles auf ihrem Grundstück: den Monte Alpaka. Über 10 000 Bäume und Büsche hat das Paar eigenhändig gepflanzt.
Der Alpakahof ist nicht nur ein Streichelzoo, hier werden auch Tiere gezüchtet und verkauft. Erst kürzlich hat Leichtle neun Rinder an Reinhold Messmer verkauft. "Unsere Tiere sind in ganz Europa", erzählt der Tierliebhaber.
Quelle: http://www.szon.de/lokales/ravensburg/region/200608090346.html
Stefan A. Michelfeit - www.ridesonline.de
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