Baden Online hat ein Interview mit Roland Mack zum Thema Bioscope geführt.
Man erfährt seine Meinung zur staatlichen Förderung des Projekts sowie etwas zu den Auswirkungen auf den EP:
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Keine Angst vor dem Bioscope Roland Mack vom Europa-Park über die neue elsässische Freizeiteinrichtung / Eröffnung am 1. Juni
Von: Reinhard Reck
Am 1. Juni soll im südelsässischen Ungersheim der Themen- und Freizeitpark Bioscope eröffnet werden. Im Mittelpunkt stehen der Mensch und seine Umwelt. Auf eine unterhaltsame Art sollen Infos gerade auch jungen Leuten und Schülern vermittelt werden. Wie Roland Mack (56), geschäftsführender Gesellschafter vom Europa-Park Rust, im Interview mit der Mittelbadischen Presse erklärte, befürchtet er nicht, dass viele Gäste von seinem Park zum Bioscope abwandern werden.
? Herr Mack, im Vorfeld der Eröffnung vom Bioscope hat der Verband Deutscher Freizeitunternehmen wegen der massiven Unterstützung mit öffentlichen Mitteln bei der EU-Kommission Beschwerde eingelegt. Auch beim Europa-Park hatte man stets betont, man wehre sich keinesfalls gegen einen Wettbewerb, wolle aber »Waffengleichheit«. Sind jetzt diese Bedenken vom Tisch?
Roland Mack: Der Europa-Park als privat finanziertes Familienunternehmen hat in den über 31 Jahre seines Bestehens keine Subventionen erhalten. Vor diesem Hintergrund ist es sicherlich nachvollziehbar, dass wir die Umsetzung des Bioscopes mit so massiver staatlicher Unterstützung als eine signifikante Wettbewerbsverzerrung im europäischen Markt sehen. Der Verband Deutscher Freizeitunternehmen ist hier auch initiativ geworden, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Unabhängig vom Bioscope halten wir jede Entwicklung mit massiver staatlicher Förderung für problematisch im Rahmen des europäischen Wettbewerbs.
? Sieht man beim Europa-Park im Bioscope eher eine Konkurrenz oder eine Ergänzung des Angebots der Region?
Mack: Jedes attraktive Angebot in der Region ist eine Bereicherung und führt zu einer Steigerung der Attraktivität der gesamten Region hier am Oberrhein. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Bioscope entwickelt und ob es gelingt, sich hier als erfolgreiches Freizeitangebot langfristig zu etablieren. Dabei werden wir mit Interesse verfolgen, ob das Bioscope bei seiner ursprünglichen Konzeption bleibt oder sich entgegen aller Zusagen in Richtung eines traditionellen Freizeitparks entwickelt, der seine Besucher durch den Bau von Achterbahnen anspricht.
? Sind Kooperationen zwischen beiden Einrichtungen denkbar – etwa Kombi-Angebote zu vergünstigten Preisen? Gab es schon Kontakte zu Bioscope-Verantwortlichen?
Mack: An Kooperationen oder Package-Angebote ist derzeit nicht gedacht. Sicherlich wird sich das Bioscope erst einmal auf die Eröffnung konzentrieren und versuchen, eigenständig Besucher zu gewinnen. Einem kollegialen Austausch stehen wir stets offen gegenüber, zumal die Groupe Grévin zu einem der besten Kunden unseres Stammhauses Mack Rides in Waldkirch zählt.
? Gibt es unterschiedliche Zielgruppen für den Europa-Park und das Bioscope?
Mack: Der Europa-Park spricht mit seinem Angebot ein weitaus breiter gefächertes Publikum an. Hier findet jeder eine seinen Bedürfnissen entsprechende Attraktion. Das Konzept des Bioscopes ist wesentlich enger gefasst und wird seinen Fokus auf den französischen Markt und dabei insbesondere auf Schulklassen aus dem Elsass legen.
? Glauben Sie, dass viele deutsche Touristen bis zum Bioscope fahren werden?
Mack: Aufgrund der starken edukativen Ausrichtung, bei der im Vergleich zum Konzept des Europa-Parks Sprache eine wichtige Rolle spielt, und der bei solchen Angeboten beobachteten Zurückhaltung deutscher Gäste wird es schwierig werden, im großen Maße auch deutsche Gäste für das Bioscope zu begeistern.
? Wird der Europa-Park angesichts der Eröffnung des Bioscope neue Angebote im Bereich Umwelt/Natur/Leben schaffen, um die Kundschaft noch mehr an sich zu binden?
Mack: Der Europa-Park ist mit den Science Days und weiteren attraktiven Angeboten für Schulklassen schon seit einigen Jahren erfolgreich in diesem Bereich tätig. Im kommenden Jahr wird mit dem Science House ein dauerhaftes Angebot hierzu entstehen. Wir verstehen dies als Ergänzung unseres Angebots und als konsequente Fortsetzung der Entwicklung des Europa-Parks. Doch werden auch zukünftig Spaß und Vergnügen, abwechslungsreiche Fahrattraktionen, aufwändig gestaltete Themenbereiche und besondere Shows im Mittelpunkt des Europa-Parks stehen.
? Befürchtet man beim Europa-Park, dass Kunden vom Park zum Bioscope abwandern?
Mack: Der Europa-Park ist weiter auf Expansionskurs. Für die kommenden Jahre sind weitere große Investitionen und der Bau von neuen, attraktiven Anlagen geplant. Wir glauben daher nicht, dass es zu einer Abwanderung von Gästen des Europa-Parks führen wird. In der Vergangenheit konnten wir bei der Eröffnung neuer Angebote stets einen Anstieg der Gesamtnachfrage beobachten, so dass wir davon überzeugt sind, dass es hier zu einer für uns durchaus positiven Entwicklung kommt.
? Wie schätzen Sie das Entwicklungspotenzial vom Bioscope ein?
Mack: Jedes erfolgreiche Angebot steigert die Attraktivität unserer Region. Allerdings wird abzuwarten sein, wie sich die Besucherresonanz nach den ersten ein, zwei Jahren entwickeln wird und inwie- weit es gelingt, hier auch Gäste für den wiederholten Besuch zu gewinnen. Sicherlich ist der Ansatz des Bioscopes interessant, allerdings ist es edukativen Angeboten bislang noch nicht gelungen, auch betriebswirtschaftlich nachhaltig erfolgreich zu arbeiten.