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Foren-Name: Allgemeines Forum
Beitrag Nr.: 4947
#0, Bioscope: Staatliche Subventionen ohne rechtliche Grundlage?
Geschrieben von jwahl am 03-Nov-03 um 16:07 Uhr
Aus der Mittelbadischen Presse:


03.11.2003
Bioscope: Staatliche Subventionen ohne rechtliche Grundlage?
EU-Kommission untersucht die Finanzierung des geplanten südelsässischen Freizeitparks


Die Brüsseler EU-Kommission wird jetzt doch den geplanten südelsässischen Freizeitpark Bioscope unter die Lupe nehmen. Damit reagiert man auf eine Beschwerde des Verbandes Deutscher Freizeitunternehmen, der wegen der massiven Unterstützung für das Projekt mit öffentlichen Mitteln eine Wettbewerbsverzerrung sieht. Grenznahe deutsche Einrichtungen wie der Europa-Park Rust seien stark benachteiligt, so die Vereinigung.
Von: Reinhard Reck

Ortenau. Mehr als zwei Jahre hatte die EU-Kommission geschwiegen. Wie die Straßburger Tageszeitung Dernières Nouvelles d`Alsace (DNA) berichtete, wird sich die Generaldirektion Wettbewerb der Brüsseler Mammutbehörde jetzt aber doch mit der starken öffentlichen Subventionierung für den Freizeitpark Bioscope, der im Jahr 2005 im elsässischen Ungersheim (Département Haut-Rhin) eröffnet werden soll, befassen. Der Ausgang des Verfahrens ist aber noch völlig offen.

Der in Berlin ansässige Verband Deutscher Freizeitunternehmen (VDFU) hat so mit seiner im Mai 2001 eingereichten Beschwerde zumindest einen Teilerfolg erzielt. Fast die Hälfte der Investitionen von 60 Millionen Euro, so kritisiert der Verband, würden von der Région Alsace und dem Département Haut-Rhin getragen. Außerdem würde die Firmengruppe »Grevin & Cie.«, die Aufbau und Betrieb des Parks übernehmen soll, das Gelände für Gotteslohn erhalten, und schließlich sollen auf Kosten des französischen Steuerzahlers auch noch Erschließungsstraßen gebaut werden.

»Wettbewerbsnachteile«

Mit diesen Beihilfen hätten die in Grenznähe gelegenen deutschen Freizeitparks, die ohne derartige Subventionen auskommen müssen, deutliche Wettbewerbsnachteile, so der VDFU. Nicht nur der Europa-Park Rust, rund eine Autostunde vom Bioscope entfernt, sondern auch der Holiday Park in Hassloch und der Erlebnispark Trippsdrill in Cleebronn seien betroffen. Roland Mack, geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Parks, hatte wiederholt die öffentliche Unterstützung kritisiert. Er habe nichts gegen Konkurrenz, hatte er erklärt. Aber es müsse Waffengleichheit herrschen.

Offenbar hat die EU-Kommission ebenfalls Skepsis, ob die massiven öffentlichen Beihilfen, im Prinzip in der Europäischen Union verboten, ihre Berechtigung haben. Es geht im Kern um die Frage, ob ein öffentlicher Nutzen für diese Förderung des Mammutprojekts gegeben ist. Genau das hatten die französischen Verantwortlichen nämlich immer behauptet. So erklärte der Präsident der Trägergesellschaft Symbio (Syndicat mixte pour la réalisation du Bioscope), der Senator Hubert Haenel, der künftige Freizeitpark trage in erheblichem Maße zur Entwicklung von Tourismus und Kultur bei. Andere betonte, so könne gerade dieser strukturschwachen Region geholfen werden.

Die Kommission unterstrich jetzt jedoch, die französischen Behörden hätten »überhaupt keine Rechtfertigung« in dieser Hinsicht geliefert. In Brüssel wird auch bezweifelt, ob man im Elsass näher analysiert hat, in welchem Maße die Region von dem Park profitieren wird. Nicht zuletzt wurden in Brüssel Bedenken laut, nach denen man bei der Auswahl von Grevin gar nicht das Bestreben hatte, die Unkosten für die Allgemeinheit möglichst niedrig zu halten.

Elsass: Hoffnung bleibt

Nach Angaben der DNA zeigt man sich bei der Symbio von dem Vorstoß aus Brüssel unbeeindruckt. Die Tatsache allein, dass die Kommission die Überprüfung gestartet habe, sei noch kein Hinweis auf etwaige Konsequenzen. Man habe sich rechtlich vollständig abgesichert und hoffe, der Kommission die Motive für die staatliche Unterstützung überzeugend darstellen zu können.

Der Bioscope-Park soll auf spielerische Weise Informationen zu den Themen Mensch, Leben und Gesundheit vermitteln. Das Gelände soll im Endstadium 50 Hektar groß sein, wobei der Baubeginn für das kommende Jahr vorgesehen ist. Nach bisherigen Berechnungen rechnet man anfangs mit jährlich 400 000 Gästen und später mit der doppelten Anzahl.


#1, RE: Bioscope: Staatliche Subventionen ohne rechtliche Grundlage?
Geschrieben von jwahl am 08-Jan-04 um 11:01 Uhr

Etappensieg für Bioscope
Das umstrittene Freizeitpark-Projekt Bioscope im Südelsass hat eine wichtige Hürde genommen: Die zuständige Präfektur erklärte das Vorhaben inklusive der Zufahrtstrasse für «gemeinnützig». Umweltschützer kündigten gegen diesen Entscheid eine Klage beim Strassburger Verwaltungsgericht an. Der geplante Freizeitpark mit den Themen Leben, Biotechnologie, Gesundheit und Umwelt beschäftigt auch die EU-Kommission. Sie prüft, ob die öffentlichen Zuschüsse von 35 Mio. 2 (bei Gesamtinvestitionen von 60 Mio. 2) den grenzüberschreitenden Wettbewerb verzerren könnten. (afp)

Dürfen die jetzt auch keinen Gewinn machen?
Jakob


#2, Roland Mack zum Bioscope
Geschrieben von TheOnlyOne am 17-Mai-06 um 13:51 Uhr

Hallo!

Baden Online hat ein Interview mit Roland Mack zum Thema Bioscope geführt.
Man erfährt seine Meinung zur staatlichen Förderung des Projekts sowie etwas zu den Auswirkungen auf den EP:

Quote
Keine Angst vor dem Bioscope

Roland Mack vom Europa-Park über die neue elsässische Freizeiteinrichtung / Eröffnung am 1. Juni

Von: Reinhard Reck

Am 1. Juni soll im südelsässischen Ungersheim der Themen- und Freizeitpark Bioscope eröffnet werden. Im Mittelpunkt stehen der Mensch und seine Umwelt. Auf eine unterhaltsame Art sollen Infos gerade auch jungen Leuten und Schülern vermittelt werden. Wie Roland Mack (56), geschäftsführender Gesellschafter vom Europa-Park Rust, im Interview mit der Mittelbadischen Presse erklärte, befürchtet er nicht, dass viele Gäste von seinem Park zum Bioscope abwandern werden.

? Herr Mack, im Vorfeld der Eröffnung vom Bioscope hat der Verband Deutscher Freizeitunternehmen wegen der massiven Unterstützung mit öffentlichen Mitteln bei der EU-Kommission Beschwerde eingelegt. Auch beim Europa-Park hatte man stets betont, man wehre sich keinesfalls gegen einen Wettbewerb, wolle aber »Waffengleichheit«. Sind jetzt diese Bedenken vom Tisch?

Roland Mack: Der Europa-Park als privat finanziertes Familienunternehmen hat in den über 31 Jahre seines Bestehens keine Subventionen erhalten. Vor diesem Hintergrund ist es sicherlich nachvollziehbar, dass wir die Umsetzung des Bioscopes mit so massiver staatlicher Unterstützung als eine signifikante Wettbewerbsverzerrung im europäischen Markt sehen. Der Verband Deutscher Freizeitunternehmen ist hier auch initiativ geworden, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Unabhängig vom Bioscope halten wir jede Entwicklung mit massiver staatlicher Förderung für problematisch im Rahmen des europäischen Wettbewerbs.

? Sieht man beim Europa-Park im Bioscope eher eine Konkurrenz oder eine Ergänzung des Angebots der Region?

Mack: Jedes attraktive Angebot in der Region ist eine Bereicherung und führt zu einer Steigerung der Attraktivität der gesamten Region hier am Oberrhein. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Bioscope entwickelt und ob es gelingt, sich hier als erfolgreiches Freizeitangebot langfristig zu etablieren. Dabei werden wir mit Interesse verfolgen, ob das Bioscope bei seiner ursprünglichen Konzeption bleibt oder sich entgegen aller Zusagen in Richtung eines traditionellen Freizeitparks entwickelt, der seine Besucher durch den Bau von Achterbahnen anspricht.

? Sind Kooperationen zwischen beiden Einrichtungen denkbar – etwa Kombi-Angebote zu vergünstigten Preisen? Gab es schon Kontakte zu Bioscope-Verantwortlichen?

Mack: An Kooperationen oder Package-Angebote ist derzeit nicht gedacht. Sicherlich wird sich das Bioscope erst einmal auf die Eröffnung konzentrieren und versuchen, eigenständig Besucher zu gewinnen. Einem kollegialen Austausch stehen wir stets offen gegenüber, zumal die Groupe Grévin zu einem der besten Kunden unseres Stammhauses Mack Rides in Waldkirch zählt.

? Gibt es unterschiedliche Zielgruppen für den Europa-Park und das Bioscope?

Mack: Der Europa-Park spricht mit seinem Angebot ein weitaus breiter gefächertes Publikum an. Hier findet jeder eine seinen Bedürfnissen entsprechende Attraktion. Das Konzept des Bioscopes ist wesentlich enger gefasst und wird seinen Fokus auf den französischen Markt und dabei insbesondere auf Schulklassen aus dem Elsass legen.

? Glauben Sie, dass viele deutsche Touristen bis zum Bioscope fahren werden?

Mack: Aufgrund der starken edukativen Ausrichtung, bei der im Vergleich zum Konzept des Europa-Parks Sprache eine wichtige Rolle spielt, und der bei solchen Angeboten beobachteten Zurückhaltung deutscher Gäste wird es schwierig werden, im großen Maße auch deutsche Gäste für das Bioscope zu begeistern.

? Wird der Europa-Park angesichts der Eröffnung des Bioscope neue Angebote im Bereich Umwelt/Natur/Leben schaffen, um die Kundschaft noch mehr an sich zu binden?

Mack: Der Europa-Park ist mit den Science Days und weiteren attraktiven Angeboten für Schulklassen schon seit einigen Jahren erfolgreich in diesem Bereich tätig. Im kommenden Jahr wird mit dem Science House ein dauerhaftes Angebot hierzu entstehen. Wir verstehen dies als Ergänzung unseres Angebots und als konsequente Fortsetzung der Entwicklung des Europa-Parks. Doch werden auch zukünftig Spaß und Vergnügen, abwechslungsreiche Fahrattraktionen, aufwändig gestaltete Themenbereiche und besondere Shows im Mittelpunkt des Europa-Parks stehen.

? Befürchtet man beim Europa-Park, dass Kunden vom Park zum Bioscope abwandern?

Mack: Der Europa-Park ist weiter auf Expansionskurs. Für die kommenden Jahre sind weitere große Investitionen und der Bau von neuen, attraktiven Anlagen geplant. Wir glauben daher nicht, dass es zu einer Abwanderung von Gästen des Europa-Parks führen wird. In der Vergangenheit konnten wir bei der Eröffnung neuer Angebote stets einen Anstieg der Gesamtnachfrage beobachten, so dass wir davon überzeugt sind, dass es hier zu einer für uns durchaus positiven Entwicklung kommt.

? Wie schätzen Sie das Entwicklungspotenzial vom Bioscope ein?

Mack: Jedes erfolgreiche Angebot steigert die Attraktivität unserer Region. Allerdings wird abzuwarten sein, wie sich die Besucherresonanz nach den ersten ein, zwei Jahren entwickeln wird und inwie- weit es gelingt, hier auch Gäste für den wiederholten Besuch zu gewinnen. Sicherlich ist der Ansatz des Bioscopes interessant, allerdings ist es edukativen Angeboten bislang noch nicht gelungen, auch betriebswirtschaftlich nachhaltig erfolgreich zu arbeiten.


Quelle

Gruß,
Frank


#3, RE: Roland Mack zum Bioscope
Geschrieben von Quark am 18-Mai-06 um 00:50 Uhr

Letzte Bearbeitung am 18-Mai-06 um 00:50 Uhr ()
Sorry fuers OT, aber: "initiativ geworden" - geht das? Ist das deutsch?

#4, RE: Bioscope: Staatliche Subventionen ohne rechtliche Grundlage?
Geschrieben von jwahl am 31-Mai-06 um 09:39 Uhr

In den Stuttgarter Nachrichten erschienene DPA Meldung

Bioscope"
Spiel und Spaß um Mensch und Umwelt

Freizeitpark öffnet nach fast zweijährigen Bauarbeiten - Erster derartiger Park in Europa


Mülhausen - Nach fast zweijährigen Bauarbeiten öffnet am 1. Juni der Freizeitpark für Umwelt und Gesundheit "Bioscope" im südelsässischen Ungersheim seine Pforten. Nach Angaben der Betreiber handelt es sich um den ersten derartigen Park in Europa. Auf dem 12,5 Hektar großen Gelände werden in sechs "Themenzellen" Grundsatzfragen über Gesundheit, Schlaf und Träume, Ökosysteme, extreme Klimaverhältnisse und Umweltschutz spielerisch und mit Videofilmen behandelt.

Thema einer kanadischen Sonderausstellung bis November diesen Jahres ist die "Dreckologie" über Tabu-Themen des menschlichen Körpers wie das Zustandekommen von Darmgeräuschen, Körperdüften oder Ausscheidungen.

Der kreisförmig angelegte Park, von Wasserkanälen durchzogen, ist ein Entwurf des französischen Architekten Frédéric Jung und der Landschaftsarchitektin Ursula Kurz aus Paris. Als Mittelpunkt dient die Nachbildung eines echten Meteoriteneinschlags, der am 16. November 1492 die Gegend bei Ensisheim erschütterte.

70 Park-Angestellte und Schauspieler, die zumeist Deutsch und Französisch sprechen, animieren die einzelnen Etappen wie den Rundgang durch den Irrgarten der Umweltverschmutzung, in dem die Besucher in Eigenregie Rohrbrüche eindämmen können. Für einen Rundgang durch alle Attraktionen mit Essenspause muss etwa ein halber Tag eingeplant werden, empfahl ein Sprecher.

Insgesamt wurden 61 Millionen Euro für die Anlage investiert, 51 Prozent von dem französischen Parkbetreiber Grévin und 49 Prozent öffentlicher Förderung der Region Elsass. In dieser ersten Saison bis November werden mindestens 200.000 Besucher aus dem Dreiländereck zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz erwartet. Für sie liegen Broschüren und Filmbeiträge auf Deutsch, Französisch und Englisch vor.

http://www.projet-bioscope.net

dpa/lsw


#5, RE: Bioscope: Staatliche Subventionen ohne rechtliche Grundlage?
Geschrieben von jwahl am 02-Jun-06 um 09:57 Uhr

Ein interessanter und sehr kritischer Bericht:

http://www.webjournal.ch/article.php?article_id=699

Jakob


#6, RE: Bioscope: Staatliche Subventionen ohne rechtliche Grundlage?
Geschrieben von Alex am 07-Jun-06 um 18:13 Uhr

Hi,

Hier eine Nachricht des Autors (etwas verspätet von mir online gestellt, ich bitte um Entschuldigung dafür):



Ich würde gerne mitteilen, dass ungefähr ab 15. Juni 2006 eine rein
deutschsprachige, komplett separat gestaltete Internetseite für das
elsässische Freilichtmuseum ecomusée d'Alsace aufs Netz gehen wird und
vor allem wöchentlich aktualisierte Beiträge zur elsässischen Volkskunde
(und natürlich andere Infos und museologische) publizieren wird:
www.eco-museum.org

Mit freundlichen Grüssen.
Jürg-Peter Lienhard, Journalist BR

Editor von webjournal.ch
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