http://www.ksta.de/html/artikel/1201184450984.shtmlDer Bauschutt landete im See
VON BETTINA JOCHHEIM, 07.02.08, 19:32h
Brühl - Bauschutt, ganze Dachstühle - möglicherweise mit Holzschutzmittel getränkt, Deckenbeläge - eventuell bitumenhaltig - , Kunststoffe, Gips und Dachpappe - das sind die Reste des einstigen Märchenwaldes im Brühler Phantasialand. All das ruht inzwischen im Wikingersee des Freizeitparks. Das zumindest will die Brühler Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) beobachtet haben und erstattete nun bei der Kölner Staatsanwaltschaft Anzeige gegen den Brühler Freizeitpark. Ganze Container mit Resten der einstigen Attraktion sollen unsortiert auf dem Grund des Sees liegen. „Das nenne ich illegale Abfallentsorgung“, entrüstet sich Wilbert Spitz, Vorsitzender der Brühler Nabu-Gruppe und zugleich stellvertretender Vorsitzender des Nabu Rhein-Erft. „Zudem liegt noch eine Gewässergefährdung vor, da der Wikingersee eine direkte Verbindung zum Grundwasser darstellt“, sagt der Umweltschützer.
Günter Feld, Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, bestätigt den Eingang der Anzeige. „Ermittelt wird wegen des möglichen Verstoßes gegen Umweltbestimmungen.“ Die Anzeige sei unmittelbar vor Karneval beim Kölner Gericht eingegangen. Bisher gebe es noch keine Erkenntnisse. Möglicherweise müssten bei den Ermittlungen auch Taucher eingesetzt werden.
Birgit Reckersdrees, Marketing-Direktorin des Phantasialands, beteuert, dass es sich nicht um illegale Abfallentsorgung handele. Vielmehr werde das „Baumaterial temporär zur Sicherung der Böschung und des Weges“ verwandt. Die Wege und der Uferrand hätten Risse aufgewiesen. Da dort nun die Zu- und Ausfahrt der Baustelle eingerichtet worden seien, hätten Weg und Böschung rasch stabilisiert werden müssen. Werde die Zufahrt wieder geschlossen, werde das Material wieder entfernt, aus dem See geborgen und fachgerecht entsorgt. Die Frage, ob der Bauschutt zuvor analysiert worden sei, verneinte Reckersdrees. Allerdings wies sie darauf hin, dass die Untere Wasserbehörde des Rhein-Erft-Kreises involviert gewesen sei und die temporäre Nutzung des Schutts genehmigt habe.
Ohne Genehmigung
Dies bestätigt Dr. Robert Bininda, Leiter des Amtes für Wasser, Abfallwirtschaft und Bodenschutz beim Rhein-Erft-Kreis. Ausschlaggebend sei das vorschnelle Vorgehen des Bauunternehmers gewesen, der vom Phantasialand mit dem Abbruch des Märchenwaldes beauftragt worden sei. Der habe die Böschung während der Bauarbeiten stabilisieren wollen und zunächst ohne weitere Genehmigung Baumaterial an die Böschung und damit in den See gekippt. Daraufhin hätten die Betreiber des Freizeitparks Bininda im Dezember angerufen und auf die Misere hingewiesen.
Er, Bininda, habe sich vor Ort ein Bild gemacht und in der Tat nachträglich eine Genehmigung erteilt, diesen Bauschutt vorübergehend als Befestigung zu nutzen, „und zwar für fünf bis sechs Wochen“. Danach müsse er wieder raus. Dies sei auch so abgesprochen. Für die langfristige Sanierung der Böschung gebe es ebenfalls eine Genehmigung. Diese erlaube allerdings im Unterwasserbereich nur die Verwendung natürlicher Materialien wie etwa Kies und Fels. Oberhalb der Wasserlinie seien aufbereitete Baumaterialien vorgesehen, die geprüft und mit einem Gütesiegel versehen sein müssten.
Bininda ist davon überzeugt, dass der Bauschutt, der nun im See liegt, vollständig und rückstandsfrei wieder geborgen werden kann. Dass Giftstoffe im Wasser oder am Hang zurückbleiben, schließt er aus. Bitumen oder ausgehärtete Pflanzenschutzmittel etwa seien nicht wasserlöslich. Der Amtsleiter: „Sonst hätten wir sofort handeln müssen.“
Gruß
Chris