Höher, schneller, spektakulärer
Von Sandra Weckert

Das Warten hat sich gelohnt: Mit über 80 Stundenkilometern schießt die neue Holzachterbahn in die Tiefe. Die Fahrgäste sind begeistert. Foto: Andreas Veigel

Cleebronn - "Jetzt geht’s los“, brüllen ein paar Jugendliche in der letzten Reihe und reißen ihre Arme in die Höhe bevor die Holzachterbahn ihren 30 Meter hohen Gipfel erreicht und mit 80 Stundenkilometern den Berg wieder hinabschießt. Ein Kreischen und Johlen ist zu hören. „Anfangs hatte ich Herzklopfen, ob den Besuchern unsere neue Attraktion gefällt“, sagt Helmut Fischer vom Freizeitpark Tripsdrill. Seit einer Woche rollt die Mammut-Bahn. Nun weiß er: „Die Leute sind begeistert.“

Ausblick

So zum Beispiel der 50-köpfige Musikverein Cleebronn. „Das war ein Erlebnis!“, sagt Uwe Schellenbauer und strahlt. „Wir kennen ja die Cleebronner Gegend. Aber in 30 Meter Höhe sieht es nochmal anders aus.“ Ehefrau Sonja und ihre Freundin Rosemarie Seyw bleiben lieber am Boden und schauen zu. „Das ist nicht schlimm, nur das Käpple muss man festhalten“, versucht Rolf Seyw seine Frau doch noch zu überreden, einzusteigen.

„Cool“, „der Hammer“, „besser als die anderen Geräte“ – finden Saskia Preiszler (11) und ihre drei Freundinnen die Achterbahn. Vier Mal sind die Zehn- und Elfjährigen bereits mitgefahren. Zehn Mal sollen es werden. Warten muss hier keiner lange, ein oder zwei Fahrten, dann darf Platz genommen werden.

Höhenangst

Wie die Mädels wollen auch zwei Freunde aus Stuttgart „Probe fahren“ in der ersten Holzachterbahn Süddeutschlands. Im Internet sind sie über das Fahrgeschäft des Erlebnisparks gestolpert.

Am 15. März war Saisonstart in Tripsdrill. „Wir hatten aber das Gefühl, dass die Leute noch gewartet haben mit einem Besuch, bis die neue Bahn fährt“, sagt Helmut Fischer. „Immer wieder wurden wir gefragt: Ist die Mammut-Bahn schon in Betrieb?“, berichtet seine Frau Christel. Sechs Wochen später, am 28. April, war es dann soweit.

Wenn es nach Anja Breitling aus Balingen gegangen wäre, hätten die Handwerker ruhig noch länger an der Bahn basteln dürfen. Denn mitfahren will die von Höhenangst geplagte 38-Jährige nicht. Ihren beiden Kindern zuliebe steigt sie dann doch ein. Das Fazit nach der 80-Sekunden-Fahrt: „Super!“ – „Siehst du, Mama, so schlimm war das gar nicht“, freut sich ihr sechsjähriger Sohn Sven beim Aussteigen.

Helmut Fischer will die Meinung der Besucher wissen, schaut in den oft kritischen Internet-Foren nach, ist aber bisher, „Gott sei Dank“, nur auf positive Resonanz gestoßen. So sei die Mammut-Bahn laut den Forumsteilnehmern besser als die 2007 gebaute Holzachterbahn in Holland. Fischer ist zufrieden.

Aber es gibt auch kritische Stimmen. Während David Grimmeisen (11) die Fahrt „richtig klasse“ fand, hätte es nach seiner Schwester Julia (17) ruhig höher hinauf gehen können. „Man hätte sie höher, schneller, spektakulärer bauen können“, stimmt Fischer zu. „Aber dann hätten wir an unserer Zielgruppe vorbeigeplant. Und das sind Familien mit Kindern.“