Berliner Morgenpost, 08. 11. 03Ex-Spreepark-Chef mit 181 Kilogramm Kokain erwischt
Berlin - Der frühere Chef des Spreeparks, Norbert Witte, ist am Donnerstag in Berlin festgenommen worden. Er soll laut Vorwurf der Staatsanwaltschaft Hamburg versucht haben, aus Peru 181 Kilogramm Kokain über die Hansestadt nach Berlin zu schmuggeln. Die Drogen waren jedoch von den südamerikanischen Behörden in seinen Karussells entdeckt worden. Noch in Peru nahmen sie Wittes Sohn fest. Norbert Witte selbst wurde einen Tag später in Berlin geschnappt, ein Richter verlas ihm wenig später den Haftbefehl. Laut Angaben der Justiz muss geklärt werden, ob Witte versuchter Handel nachgewiesen werden kann. 181 Kilo Kokain haben einen Wert von etwa 15 Millionen Euro.
_________________________________________________________________________________________
Ebenfalls Berliner Morgenpost
Kokain im Karussell
Ex-Spreepark-Chef Norbert Witte verhaftet - Er soll versucht haben, Drogen nach Berlin zu schmuggeln
Von Michael Behrendt
Seine Rückkehr nach Deutschland führte ihn direkt in die Haft: Am Donnerstag wurde Berlins Rummel-König Norbert Witte (48) von mehreren Zivilfahndern in der Hauptstadt festgenommen. Der Vorwurf: Handel mit Kokain. Der ehemalige Chef des "Spreeparks" soll versucht haben, 181 Kilogramm des Rauschgifts per Schiff über Hamburg nach Berlin zu schmuggeln. Das Bundeskriminalamt ermittelt.
Rückblick: Im Januar 2002 hatte sich Norbert Witte nach Peru abgesetzt. Im "Gepäck" insgesamt 15 Fahrgeschäfte, darunter auch ein Riesenrad und eine Geisterbahn. Mit der Flucht narrte er seine vielen Gläubiger - insgesamt standen 15 Millionen Euro zur Bezahlung aus.
Innerhalb kürzester Zeit, so seine Kalkulation, wollte Witte in Lima einen Vergnügungspark für Kinder errichten. Doch nur ein kleiner Teil seiner Karussells wurde aufgebaut, die Gäste blieben aus. Nächster Versuch: Eine Exportfirma, die gebrauchte Achterbahnen nach Südamerika verkaufen sollte. Auch dieses Geschäft war mangels Nachfrage zum Scheitern verurteilt.
Nun hat Norbert Witte möglicherweise eine neue Geschäftsidee entwickelt. Am Mittwoch sollte ein Schiff mit seinen Karussells Lima verlassen. Ziel: Berlin. Doch die Ladung kam erst gar nicht vom Kai los. Denn die peruanischen Fahnder erhielten einen Hinweis, öffneten die Container und entdeckten in einem seiner Karussells insgesamt 181 Kilogramm Kokain. Eine gigantische Menge mit einem Straßenverkaufswert von rund 15 Millionen Euro. Sein Sohn Marcel, der möglicherweise in den Deal verwickelt sein könnte, wurde noch in Lima festgenommen und ins Gefängnis gebracht.
Norbert Witte selbst - seit einigen Wochen bereits wieder in Berlin - wurde einen Tag später im Auftrag der Hamburger Staatsanwaltschaft in seiner Reinickendorfer Wohnung widerstandslos festgenommen. Ein Bereitschaftsrichter verlas ihm wenig später am Tempelhofer Damm den Haftbefehl. Der Unternehmer sitzt jetzt in Untersuchungshaft.
Berlins Justiz-Sprecher Björn Retzlaff sagte der Berliner Morgenpost: "Nun steht zunächst der Vorwurf im Raum. Es muss jetzt geklärt werden, was Herrn Witte davon nachweisbar ist." Mehr soll momentan aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt gegeben werden.
Die Ermittler müssen prüfen, von welchem Reinheitsgrad die Drogen sind. Die spannendste Frage bleibt jedoch: Hat Norbert Witte den Drogentransport auf eigene Rechnung organisiert oder stellte er seine Karussells nur als Kurier-Versteck für ein südamerikanisches Drogenkartell zur Verfügung? Denn fest steht: Um eine solche Menge Kokain vermittelt zu bekommen und es bezahlen zu können, muss man jahrelang Kontakte aufbauen und über Kapital verfügen.
Norbert Witte war stets eloquent. Einer, dem man glaubte. Handwerker und Gläubiger taten es. Auch der Senat, der ihm 1991 den Zuschlag für sein Konzept eines Vergnügungsparks am Plänterwald gab.
Nun braucht der Sohn einer Hamburger Schaustellerfamilie erneut ein großes Maß an Glaubwürdigkeit. Denn sollte ihm der geplante und wissentliche Handel mit dem Kokain nachgewiesen werden, droht eine lange Gefängnisstrafe. Früher machte Norbert Witte mit seinen Karussells Kinder glücklich. Jetzt ist er ein Fall für den Staatsanwalt.
_____________________________
No ned huddla