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Titel: "Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 1986)"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
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Coasters

 
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Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 1986)
05-Apr-02, 05:16 Uhr ()
Letzte Bearbeitung am 05-Apr-02 um 05:18 Uhr ()
Hi
Der Artikel lohnt sich zu lesen. Im letzten Teil wird über das PH gesprochen.(sehr Lustig für ein Geo-Heft) Ich dachte immer GEO-Hefte wären sehr Anspruchsvoll, aber wer diesen Artikel über Freizeitparks liesst denkt sich kommt der aus der Bildzeitung! Viel Spaß beim Lesen
Das Geo-Heft ist aus dem Jahre August 1986!!


Freizeitparks in Deutschland
Menschen, Tiere, Fruststartionen


Ein Bericht von Klaus lmbeck mit Fotos von Dorothea Schmid


Endlich: Eine Schiebetür öffnet sich, und Wim Thoelke kommt zu uns, übergewichtig, aber vor Dynamik bebend wie ein Kleinkreditverkäufer, übrigens auch so gekleidet, und der Auftritt allein reißt schon die erste Omi vom Sitz. Auch die einzige.
Ihre Instamatic in der Hand, tappt sie vorsichtig ein paar Schritte auf die Bühne zu. Klick.
Beifall plätschert auf. Omis schwacher Blitz schafft die 25 Meter durch die dunkle Halle nicht. Schade. Sonst wäre später auf dem Abzug zu erkennen, wie uns Herr Thoelke eine Art Gladiatorengruß entbietet. Eine Andeutung, daß einer, der als Show-Beschäftigter das Sommerloch in einem Freizeit-Park an der Ostsee durchtingeln muß, dem Untergang geweiht ist? Das muß es wohl gewesen sein. Denn in der Saison 1986 war Thoelke durch Michael Schanze ersetzt. Dürfen wir hoffen, daß Herbert Grönemeyer (oder Gabi Dohm oder Dieter Thomas Heck oder Carlo von Tiedemann) in der Saison 1987 im Hansaland auftreten?
Unser Beifall wird stärker.
Herr Thoelke umgreift jetzt das Mikrofon mit beiden Händen und hebt es auf die Höhe seines Krawattenknotens. Dazu senkt er den Kopf und verharrt ein paar Sekunden stumm in dieser Haltung.
Wir warten.
Da sagt uns Herr Thoelke, es gebe Augenblicke in seinem Leben, wo er nur noch demütig und dankbar sei, und daß dies nun so ein Augenblick ist. Demütig und dankbar! Weil wir gekommen sind!
Unser Applaus klingt jetzt wie Donnerhall.
Es ist Show-Time im Show-Theater im Hansaland. Wir machen Freizeit in einem deutschen Freizeitpark. Der große Spaß beginnt: Unsere Kinder dürfen eine kleine Wolke aus Sperrholz begrüßen, die sogar zurückgrüßt. Toll! Uns wird das ältere Mädel aus Ostdeutschland vorgestellt, das vorhin so schmissig ,,Life Is Life" gesungen hat. Wahnsinn! Und dann dürfen zwei von uns sogar direkt neben Wim! - auf der Bühne stehen. Und müssen versuchen, so schnell wie Fischers-Fritz-fischt-frische-Fische,Meßwechsel-WachsmaskeWachsmaske-Meßwechsel aufzusagen. Was eigentlich gar nicht geht und deshalb sehr lustig ist. Nur Wim kann das! Wir lachen sehr. Wir sind beeindruckt, wie gekonnt ein junger Nachwuchs-künstler den ,,Hummelflug" aus einer Marimba heraushämmert; sehen zu, wie fünf unserer Kinder fünf Teller zerschmeißen dürfen, wozu uns Wim einen kleinen Scherz zum Thema Abwasch erzählt; wir erleben die vielen, vielen schönen Preise; und den Älteren unter uns - auch mir - beschlägt bei der Schlußnummer vor Aufregung die Brille: Das Medium Terzett lebt noch! Kommt auf die Bühne! Und spielt sein unvergessenes ,,Ein Loch ist im Eimer, 0 Henry, 0 Henry!" Das singen wir mit. Wir sind ein paar hundert von 15 Millionen Menschen, die in diesem Sommer einen Freizeit-park besuchen. Wir lieben abgestandene Shows, fette Fritten, dröge Waffeln mit Sahne und Einfach-Eiskrem. Wir stellen uns bis zu einer halben Stunde an, um von einer Loopingbahn einmal oder möglichst viermal auf den Kopf gestellt zu werden. Wir kreischen vor Vergnügen, wenn wir in einem Kunststoff-Baumstamm eine Wasserrutsche runterschliddern dürfen und uns dabei ein bißchen naß machen. Selbst beim fadesten Zaubertrick klatschen wir noch. Gefangengehaltene Tiere sehen wir besonders gern: Wenn ein Bär mit Maulkorb mühselig auf einem Motorrad balanciert, einem Alligator die Kiefer auseinandergerissen werden oder ein Delphin eine übergroße Sonnenbrille aufgesetzt bekommt, kennt unsere Begeisterung kaum mehr Grenzen.
Gelb, rosa und hellgrün gefärbte Hühner finden wir niedlich. Daß einer der namhaftesten Delphin-Forscher die Schließung aller Delphinarien forderte (GEO Nr. 10/1985), haben wir längst vergessen. Begeistert filmen wir Löwen unter Kiefern aus dem Autofenster. Fast wie in Afrika. Und wir denken gar nicht daran, uns darüber zu beklagen, daß wir, obwohl man uns bereits einen Pauschalpreis abgenommen hat, dauernd noch extra zahlen sollen. Wir zahlen gern.


Rein in das
Abenteuer und weg mit dem Kleingeld

Wir sind statistisch erfaßt:
Wir sind zwei von drei Bundesbürgern. Zwei Drittel von uns sind erwachsen. Wir halten uns im Schnitt 268 Minuten in einem Freizeitpark auf. Jeder zweite von uns kommt wieder, aus einem Werbe-Radius von 150 Kilometern und zu 89 Prozent im eigenen Pkw.
1983 gaben wir pro Kopf, Säuglinge und Senioren eingerechnet, 16,24 Mark in Freizeit-parks aus. Viel zu wenig, wie deren Besitzer klagten. Obwohl wir ihnen - bei einem Umsatz zwischen 300 und 400 Millionen
- eine Kapitalrendite von 12 bis 24 Prozent einbrachten.
Wie dem auch sei: Unsere deutschen Freizeitpark-Betreiber, ein Familien-GmbH-Zirkel aus Schaustellern, Hoteliers, Antiquitätenhändlern, einer Flick-Tochter, Tierimporteuren und Vogelzüchtern, ebenso bunt wie ihre Parks, sind nicht mit uns zufrieden.
Doch kaum hatte 1984 die Stiftung Warentest 22 ausgegebene Mark, pro Durchschnittskopf und ohne Reisekosten, ermittelt, errechnete der ,,Verband Deutscher Freizeit-Unternehmen e.V." aufwendig unsere ,,Durchschnittsausgaben pro Stunde mit Verpflegung und Nebenausgaben". Und beruhigte uns damit, daß wir stündlich, je nach Freizeitpark, tiur zwischen 3 Mark 50 und 6 Mark
14 auszugeben bräuchten, um dann - Gott weiß wie - auf einen Durchschnitts-Stunden-Satz von 2 Mark 51 zu kommen, und diesen ausgerechnet den Bundesligafußball-Eintrittskartenpreisen gegenüberzustellen:
So preiswert sei ein Besuch im Freizeitpark.
Bei so viel Rechnerei liegt der Verdacht nahe: Freizeitparks sind teuer. So meldet denn auch eine ,,Zeit"-Autorin, die einfach addiert hat:,, Absolviert man alle Programmpunkte, ist man pro Person mit mindestens 40 Mark dabei, Verzehr und Souvenirs nicht mitgerechnet. Eine vierköpfige Familie kostet ein Sonntag - im Heide-Park Soltau - 150 bis 200 Mark.'
Aber wird uns dafür nicht vom Größten wie vom Höchsten geboten? Europas größter Sonnenschirm in Kirchhorst. Die höchste Wildwasserbahn Europas im Eulenspiegelpark. Das größte reetgedeckte Dach Deutschlands im Europa-Park und die höchste Achterbahn (Europas? der Welt? des Universums?) im Phantasialand. Oder aber für wahrlich Risiko-freudige - im Bottroper Traum-land - ,,eine kostenlose Wein-probe der Firma Pieroth", eine Attraktion, die inzwischen allerdings eingestellt ist.
Dazu bescheren uns die Park-Unternehmer ein Angebot an Abenteuern, das sie gern als ,,familiengerecht" bezeichnen, weil damit von Streichelzoo und Märchenkarussell (für die Kleinen) über Loopingbahn und Westernstadt (für den Teenie), Variete mit Busen (für Vati) und Käsesahnetorte (Mutti) bis zur Blumenschau (Omi) und Ruhebank (Opi) die ganze Familie befriedigt werden kann. In der Regel von April bis Oktober, zwischen 9 und 19 Uhr.
Brauchen wir nur noch freie Zeit. Und nicht zu gutes Wetter. Denn ,,die Kasse klingelt zwischen 15 und 20 Grad Celsius", wie uns unsere Freizeitpark-Betreiber melden. Ein wenig Geld müssen wir natürlich auch mitbringen.
Doch auch die Investoren kommt das alles erstmal teuer zu stehen: Obwohl sich die Frei-zeitpark-Eigner gern auf Disneyland berufen, sind sie eher Nachfahren jener geschäftstüchtigen Gastwirte, die einst ihr Sonntagnachmittags-Kaffee-Publikum mit einem sogenannten „Märchenwald“ aus rostfest bemalten Blechfiguren anlockten. Damit ist heute freilich längst kein Freizeit-Staat mehr zu machen. 1986 gesellen sich zu Schneewittchen und Zwerg Nase echte Flipper und künstliche Saurier, acht Millionen Mark teuere Loopingbahnen und – wieder zurück zur Natur – Wasserrutschen mit echtem Wasser. Zitat aus der Werbung des Great Heide Parks: „5Millionen Liter Wasser. 300.Kilowatt-Pumpen. 500 Tonnen Felssteine. Elektronische Überwachung.“ Die durchschnittliche Anfangsinvestition eines Freizeitparks liegt bei etwa 35 Millionen Mark. Zufrieden sind wir damit nicht. „Alljährliche“, meldet die „Frankfurter Allgemeine“, „gibt die Branche für Zusatz-Attraktionen und Parkerweiterungen wahrscheinlich mehr als30 Millionen Marks aus.“ Im Hansaland wurde heuer der Muschelschau eine Raumfahrtausstellung beigesellt, und ein „Super-Splash“ wird, „während Extremsportler hierfür hohe Risiken eingehen“, uns risikolos „die Lust am Urgefühl der Angst“ befriedigen – so die Presseinformation zu dieser Wasserrutsche. Der Marktführer Phantasialand hat für 2 500 000 Mark sein Skala-Theater umbauen lassen und gibt seine Investitionssumme, Stand Frühjahr 1986, mit „ca. 80 Millionen Mark“ an. Zudem sind die Freizeitpark-Besitzer gewerkschaftsfreundlich: „ Zumindest eine Gruppe von Unternehmern ist sicher nicht gegen die 35 Stunden- Woche“, lobt die „Süddeutsche Zeitung“ die Inhaber der etwa 50 Freizeitparks in der Bundesrepublik. Fünfzig! Die Zahl mag auf den ersten Blick erschrecken. Doch der Offizielle Führer Freizeit – und Erlebnisparks in Deutschland nennt nur 45, ein inoffizieller Freizeit-Park-Atlas (mit World Copyright) eines Herrn Odörfer nur 44, und das allerjüngst erschienene Werk einer „Europäischen Förderation der Freizeitparks“ zählt nur noch 38 in Deutschland auf. Und da sind schon gewöhnliche Märchenwälder, etliche Privatzoos, ein Gestüt, der Archäologische Park Xanten und die Karl-May- Festspiele in Elspe mit eingerechnet. Die Stiftung Warentest befand nur 18 deutsche Freizeitparks überhaupt für testenswert (Prädikat: Gut/ sehr gut bis gut/zufriedenstellend). Doch wer auf den in der lokalen Presse gern als Disneyland am Rhein (in der Heide, an der Ostsee, in der Pfalz, in Franken) gepriesenen Stätten als Grundausstattung wenigstens eine Loopingbahn erwartet, muß mit einem knappen Dutzend auskommen.
Davon können die fünf deutschen Großparks Phantasialand (bei Brühl am Rhein), Great Heide-Park (in Soltau), Hansaland (bei Sierksdorf an der Ostsee), Holiday-Park (bei Hass-loch in der Pfalz) und der Europa-Park (im badischen Rust) immerhin Tagesspitzen von über 20000 Besuchern erreichen, obwohl nur der Markt-führer Phantasialand wenigstens ein bißchen wie Disneyland wirkt, wenn auch sehr made in Germany. Der Great Heide-Park sieht
aus, als hätte ein durchgedrehter Landschaftspfleger einem Dutzend riesiger RummelplatzFahrgeschäfte gleichzeitig eine Standerlaubnis erteilt, und das Hansaland ähnelt einem jener
Zoos, wie sie in den fünfziger Jahren gebaut wurden, nur mit Vergnügungsgeräten hinter den
Gattern. Und überall das gleiche: Das Taunus-Wunderland könnte auch im Allgäu liegen, der Churpfalzpark genausogut im Harz. Das gleiche Karussell heißt in der Heide ,,Riesenkrake", an der Ostsee ,,Wellenreiter", in Kirchhorst ,,Monster". Die Achterbahn nennt sich mal ,,Nessie", mal ,,Looping-Star", mal ,,Big Loop" und überschlägt sich viermal (in der Heide), einmal (im Hansaland) oder keinmal (im Phantasialand).
Mein Gott, Walt'. Hätte Walt Disney den Einfallsreichtum deutscher Freizeitpark-Gestalter besessen, Mickey Mouse hatte nie laufen gelernt.
Wie gut, daß ihre Werbetexter da kesser sind: ,,Gott hat die Welt in sieben Tagen geschaffen, Gottlieb Löffelhardt und Richard Schmidt brauchten etwas mehr Zeit, beginnt die Hochglanzbroschüre über das Phantasialand.
Die Welt, die uns die beiden etwas verkniffen aus dem Prospekt blickenden Herren in gedeckten Anzügen erschufen, liegt bei dem Städtchen Brühl zwischen den Autobahnkreuzen Köln-Süd und Bliesheim: Gottlieb Löffelhardt, 51, und Richard Schmidt, 59, erschufen sie 1967 gegen den Widerstand Brühler Lokalpolitiker, und siehe, es wurde ein Bombengeschäft: Brühls andere Attraktion, ein Barockschloß mit dem Treppenhaus eines gewissen Balthasar Neumann, besehen sich gerade um die 5000 Menschen pro Jahr, eine Besucherzahl, die man im Phantasialand spielend an einem einzigen Tag überschreitet. Selbst an einem schlechten.
Weshalb die Schmidt-Löffelhardt GmbH zum drittgrößten Steuerzahler der Stadt Brühl avanciert ist, und man mit Bürgermeister Schmitz heute sagen darf, ,,daß Brühl und Phantasialand Partner geworden sind". Am Anfang war eine Braunkohlenhalde.
Insofern ist die Prospekt-Beteuerung, Phantasialand sei von ,,einem naturgewachsenen Park" umgeben, wohl als einer der im Show-Geschäft üblichen Euphemismen zu betrachten. Sagen wir lieber: von 4500 Parkplätzen. Wir parken ein. Zwei Mark. Dann kommen die Kassen-häuschen. 16 Mark. Kinder 14 Mark. Ein Prospekt mit Lageplan: zwei Mark. Aber dann kommt Phantasialand. Phantasielose Menschen mögen auf dem 280000 Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Braunkohlen-Zeche ,,Ville" nur eine ungewöhnliche Häufung mittelmäßig dekorierter Frittenbuden zwischen überdimensionierten Rummelbahnen erkennen. Doch wer über ein wenig Phantasialand-Phantasie verfügt, wird sich, an einer Sahnewaffel (2 Mark 50) kauend, zwischen Brandenburger Tor und Neptunbrunnen auf ,,einem Stückchen Berliner Flair aus den zwanziger und dreißiger Jahren" - im Maßstab 1:2 - in die erste von vielen, vielen weiteren Schlangen einreihen: Platzreservierungen für die ,,Magic Supershow Welcome Las Vegas" im Wintergarten. Eine Mark. Die Las Vegas-Schau besteht aus einem Zauberkünstler plus Ballett-Truppe, der uns mit ein paar Tricks begeistert, die sicher schon im echten Wintergarten anno 1888 gewaltiges Aufsehen erregt haben. Die schwebende Jungfrau etwa. Auf dem Höhepunkt verschwindet ein kompletter lebender Tiger. Symbol für das Aussterben einer bedrohten Tierart? In der Scala gegenüber zappeln ein paar künstliche Affen an Musikinstrumenten, und auf der Straße Unter den Linden (die hier freilich fehlen) fährt ein richtiger Doppeldecker-Bus hin und her. Whow!
Das Brandenburger Tor teilt das Volk. Links locken Orient (ein Restaurant), Hawaii (ein Restaurant) und die Kinderfundstelle (eine Notwendigkeit), rechts Mexiko (ein Restaurant), Chinatown, Wasserrutsche und der Wilde Westen. Hoch über all dem fährt die Einschienenbahn ,,Phantasialand Jet". ,,Der vollklimatisierte Zug erschließt Ihnen das Land der Phantasie aus der Vogelperspektive. Die Fahrt geht über die Köpfe der Cowboys hinweg, durch ein Felsmassiv, vorbei an orientalischer Pracht, über Täler und Seen", schwärmt der Prospekt. Gut. Wir wollen fahren. Was im Freizeitpark zunächst stehen bedeutet. Anstehen. Also stehen wir an. Der gutgemeinte Rat des offiziellen Führers: ,,Freizeitpark Kenner fahren daher an einem Werktag frühzeitig los, um sicherzugehen, daß sie alle gebotenen Attraktionen in einem Freizeitpark ausgiebig, in Ruh und ohne Gedränge auskosten können hilft uns wenig. Es ist nun mal Sonntag. Wir schieb uns langsam in den eisernen Vieh-Gattern voran. Auf Schildern dem tröstet uns die Inschrift „Von hier noch 30 Minuten (oder 15 Minuten) Wartezeit“. Aus Lautsprechern lullt Phantasialand-Lied: Phantasialand, Phantasialand
du brachtest uns das Gluck“. Ehrlich? Schließlich schiebt uns ein schweigender Gastarbeiter in die Einschienenbahn. Der Zug ist eng und auch schon ein bißchen abgeschabt, aber wir fahren über Mexiko am Wilden Westen vorbei durch die beiden Achterbahnen mit Polyester-Beton-Abdeckung in Felsmassivform (28 Meter Gipfelhöhe) auf Phantasialands Antwort an all jene Kritischen zu, die Freizeitparks als durchkitschte Plastik-Paradiese schmähen: Chinatown. Denn Chinatown ist echt. Ein original-chinesischer Tempel aus original-chinesischen Ziegeln von 200 Original-Chinesen gemauert! 20 Millionen Mark Baukosten! 500 Tonnen Baustahl! 27000 Kubikmeter Erde ausgehoben! Dreieinhalb Jahre Planungs- und Bauzeit! Ein original-chinesischer Bischof zur Einweihung! Gottlieb Löffelhardt und Richard Schmidt mit der Kulturmedaille für die Verbreitung chinesischer Kultur ausgezeichnet! Nationalchinesischer Kultur!! Made in Taiwan!!! Es gilt als der größte Flop in der ganzen Freizeitpark-Branche. Und inzwischen mußten auch Löffelhardt und Schmidt erkennen, daß sie bei den meisten Besuchern mit billigen Polyester-Fassaden dasselbe erreicht hätten. Tja.
Immerhin ist Chinatown so die teuerste Frittenbude der Welt geworden, und im Vorbei-gleiten beneiden wir jene Glücklichen, die dort ihr Bier aus Plastikbechern trinken, während sie auf den Eintritt in ein Tanagra-Theater warten, wo sie ein riesiger Gummi-Igel mit Georg Thomallas Stimme zum Mitsingen auffordern wird. Wir aber reisen durch den Zeittunnel in die Saurierhalle. ,,Mit Hilfe der neuartigen Audio-Animatronic ist es gelungen, die prähistorischen Urtiere wieder lebendig erscheinen zu lassen. Doch keine Angst, sie sind völlig harmlos, auch wenn ihr Äußeres schon Furcht einflößt." Es donnert und blitzt, ein paar Saurierfiguren wackeln in grünblau beleuchteten Kunstlandschaften vor sich hin. Unter wissenschaftlicher Beratung: ,,Wenn der Besucher die eindrucksvollen Nachbildungen aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit verläßt, sollte er verstanden haben, daß es ausgestorbene, fossile Organismen vergangener Lebenswelten gibt, die die verwandten Vorläufer der heute lebenden sind.. ! Der Besuch und die Auseinandersetzung mit den nun dadurch angeregten Fragen ist nicht bloßer Zeitvertreib, sondern Besinnung auf Wesentliches. Er bringt dem Schüler und jedem aufgeschlossenen Menschen allgemein gültige Bildungswerte nahe." (Aus ,,Gedanken zur Bedeutung und zum Bildungswert von erdgeschichtlichen Themen", von Dr. Werner Kreuer, Professor an der Universität Essen und wissenschaftlicher Berater der Saurierhalle Phantasialand.) Die gleiche Kunstlandschaft durchquert auch ,,Europas aufwendigste Fahrattraktion", eine als ,,Mexikanische Silbermine" dekorierte Geisterbahn, in der 120 Puppen für stündlich bis zu 3700 über eine Drehbühne in die Wagen verladene Besucher audio-animatronieren: in der rechten Hand den Colt, in der linken die Tequilaflasche, einen Sombrero in den Nacken geschoben. Wie Mexikaner halt so sind. Viva Maria! Dahinter – als ob die Welt voller Geisterbahnen wär' noch eine Geisterbahn: ,,Chinas Unterwelt". Gemeint ist die chinesische Götter-welt. Endlich wird es Licht. Der Zug zieht an der Wasserrutschbahn entlang über die unvermeidliche Delphin-Show wieder an Alt-Berlin vorbei, überquert einen Tümpel mit Bottich- und Gondelbahn und zieht eine Schleife um das Minarett des Restaurants Oriental. Über einen See werden an Nilpferden aus Kunststoff und Krokodilen aus Kunststoff Wikingerschiffe aus Kunststoff, in denen echte Menschen sitzen, durch echtes Wasser gezogen. Auf ein Piratenschiff zu. Der Weg ums Ufer ist mit Märchen-puppen-Schaukästen garniert, aber wir fahren wieder auf Alt-Berlin zu. Endstation.
Und nun? Ins Hawaii-Restaurant? Auf die Wasserrutsche? Zuckerwatte? Noch mal die Geisterbahn? Und wenn, welche? Oder die Weltneuheit? Also die Weltneuheit.
Die Weltneuheit ist ein schlichter, mannshoher, weißgestrichener Automat, der zwei Geldeinwurfschlitze hat. Wir werfen zuerst links ein Zwei-Pfennig-Stück ein, dann rechts eine Mark. Und dann rappelt der Automat und quetscht unser Zwei-Pfennig-Stück kaputt. Es fällt oval verbogen heraus, und jetzt steht ,,Phantasialand-Brühl" darauf. Der Automat wird kaum beachtet. Zu Recht. Denn er macht nur das im kleinen, was ringsrum im großen passiert:
Es quietscht und rappelt ein bißchen.Und dann ist das Geld weg.


Sebastian Horacek alias Coasters

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Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 1986), Coasters, 05-Apr-02, 05:16 Uhr, (0)
  RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, Maxx, 05-Apr-02, 07:50 Uhr, (1)
     RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, flightsurf, 05-Apr-02, 10:00 Uhr, (2)
     RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, tricktrack, 05-Apr-02, 11:53 Uhr, (3)
         RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, vestermike, 05-Apr-02, 14:32 Uhr, (4)
             RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, Cornholio, 05-Apr-02, 15:28 Uhr, (5)
                 RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, Neptun, 06-Apr-02, 06:23 Uhr, (10)
             RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, tricktrack, 05-Apr-02, 16:49 Uhr, (6)
                 Bericht "Amica" 2001, HardyKrueger, 05-Apr-02, 17:20 Uhr, (7)
     RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, Coasters, 08-Apr-02, 13:57 Uhr, (11)
         RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, Maxx, 08-Apr-02, 14:36 Uhr, (12)
  RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, CoAsTeRfReAk72, 05-Apr-02, 18:52 Uhr, (8)
  RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198, Nobody, 05-Apr-02, 22:16 Uhr, (9)

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Maxx
Mitglied seit 2-Apr-02
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1. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
05-Apr-02, 07:50 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Ganz schön dreist, teilweise unverschämt, was der feine Herr Imbeck da verzapft hat. Anscheinend hat man damals in der Redaktion genau den falschen ausgewählt, man sollte für einen Bericht über Freizeitparks schon jemanden nehmen, der sich zumindest ein bißchen damit identifizieren kann. Genau so gut könnte man nen eingefleischten Borussia-Dortmund-Fan einen Bericht über Schalke 04 schreiben lassen (ok, ziemlich doofer Vergleich, aber mir fällt zu dieser frühen Stunde nix besseres ein ).

Trotzdem klasse, dieses Fundstück! Was geben denn die Bilder so her, würde es sich lohnen, die einzuscannen? (*malvorsichtigfrag*)
Und was hat es mit dieser "Weltneuheit" am Schluß des Berichts auf sich? Kann sich da noch jemand dran erinnern?

Ciao
Maxx

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flightsurf


 

1359 Beiträge
 
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2. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
05-Apr-02, 10:00 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 1
 

Der Mann sollte heute nochmal einen BEricht schreiben!
Der würde wahrscheinlich auch nicht besser werden, aber wer weiß!!!

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tricktrack

1869 Beiträge
 
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3. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
05-Apr-02, 11:53 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 1
 
SUUUUPER!
Danke, dass Du diesen Artikel wieder ausgegraben hast!
Ich hatte besagtes Heft einmal, habe es aber bei diversen Umzügen irgendwie verloren.

Ich konnte mich sogar an einige Sätze noch erinnern, und bin gerade ein bisschen geschockt, dass der Bericht schon 16 Jahre alt ist.
Ein bisschen geschockt bin ich auch, wie WAHR und aktuell der Beitrag heute noch ist!

Na gut, PL ist nicht mehr Marktführer und Wim Thoelke lebt nicht mehr, aber das ändert nichts daran, dass der Beitrag die miefige, kleine Hutzelwelt, hervorgegangen aus Märchenwäldern und Ausflugslokalen, sehr treffend und zeitlos beschreibt.

"Die Achterbahn überschlägt sich viermal (im Heide Park), einmal (im Hansa Land)und keinmal (im Phantasialand)"
LOL! Und jetzt sag mir mal Jemand, dass das schlecht recherchiert ist. DAS STIMMT SOGAR NOCH 16 JAHRE SPÄTER!!!

Auch wenn sich jetzt wieder viele der hier lesenden in ihrer, mitunter religiös anmutenden, nostalgischen Verklärtheit (dieses Phänomen greift neuerdings auf immer jüngere Menschen über) verletzt fühlen: Der Mann hat RECHT.

Es ist tatsächlich so, dass das PL ,in seiner ursprünglichen Form und Gestaltung, am deutlichsten von allen deutschen Parks bei DISNEY zu klauen versuchte. Doch leider hat man in Brühl die Komplexität von Disney nicht verstanden.

DISNEY hat es kongenial geschafft, einen amerikanischen Mikrokosmos zu visualisieren. Dabei verbindet er geschichtliche Referenzen mit literarischen Größen wie Mark Twain (Frontierland). "The enchanted TIKI room" ist nicht etwa pure Exotik, sondern bezieht sich direkt auf den "neuen" Staat Hawaii. Er verbindet europäische Märchen, die nach 200 Jahren von der amerikanischen Kultur absorbiert wurden, mit neueren Mythengestalten (Peter Pan, Piratenfilme). Gekrönt wurde das ganze von einer visionären Landschaftsgestaltung und revolutionären Konzepten der sensitiven Manipulation. "Tomorrowland" und das daraus resultierende EPCOT waren wirklich visionäre Ideen, die nicht nur "Fiction" boten. Vielmehr sollte "Science" geschaffen werden, indem man versuchte völlig neue Wege einzuschlagen.

Natürlich gibt es auch genügend düstere Aspekte in Disneys Welt. Aus der monströsesten Idee wurde in Brühl gleich ein ganzer Park!
Die Rede ist natürlich von "Its a small world". Die Mutter aller Darkrides! Das Meisterstück von drogenvernebelten, schwulen, Hollywood-Setdesignern (keine Beleidigung) das in seiner hypnotischen Wirkung bis heute unübertroffen bleibt. (DROOMFLUCHT kommt in kurzen Momenten nah dran, doch die nötige Penetranz fehlt).

Im Brühler Land der Fantasie steht natürlich Deutschland in der Mitte! "Unter den Linden" und das Brandenburger Tor als Pendant zur Mainstreet und zum Märchenschloss! Das hatte bis 1989 natürlich eine ganz eigene, sinistre Qualität.

Aber im Gegensatz zu Disney zerfällt der Rest des PL in völlig zusammenhanglose Anhäufungen klischeelastiger "Its a small world" Kopien. Die im GEO beschriebene Darstellung der Mexikaner in der "Silbermine" sind mir schon immer sauer aufgestossen, und dieser Trend zieht sich bis zu "Wuze Town" durch. O.K. ist ja alles Fantasie. Aber spätestens wenn man mal genauer hinschaut, wer die vielzitierte "Rotze" wieder wegwischen darf, fällt auf, dass es besonders häufig Menschen sind, die auch als "Theming" nicht weiter auffallen würden.

Ich habe mich schon immer gefragt, warum die "Türkei" als Themengebiet zusammen mit "Hawaii" ausgebürgert wurde.

Zurück zum Bericht:

Die Beschreibung der Show Darbietungen sind für die damalige Zeit äußerst treffend! Was damals geboten wurde, war wirklich unter aller Kanone. Natürlich sind die Shows Geschmacksache, man kann den Leuten auch heute nicht mehr mit billigen Zaubertricks und Kai Pflaume anstatt Lou Van Burg kommen! ODER DOCH?

Ich habe aus beruflichen Gründen einmal einen Randblick auf die Garde der Freizeitpark-Kleinkunst Darsteller werfen "dürfen".
Ich will darauf nicht weiter eingehen, aber es war traurig!

Weiter:
Man muß kein Architekturstudent sein, um die Gestaltung einiger Parks zu dissen!
Da kommt das PL noch sehr gut weg, weil die räumlichen Verschachtelungen und Stapelungen an einigen Ecken wirklich faszinierend sind.
Aber, dass der Heide Park, mit seiner Ansammlung von Gartencenter Möbeln und Zierlämpchen schon 1986 so bieder wie 2001 aussah, ist kein Geheimnis, und über die Traumlandpark-Gedächtnis-Architektur des Holiday Parks will ich mich erst gar nicht auslassen.

Jetzt habe ich bestimmt wieder ganz viele Gefühle verletzt, gell?!

Durch das erneute lesen dieses alten Artikels ist mir meine kritische Haltung gegenüber deutschen Freizeitparks nur einmal mehr deutlich geworden.
MODERN sind sie wirklich nicht! Darüber kann auch die Anschaffung der drei Coaster innerhalb eines Jahres nicht hinwegtäuschen.

Allerdings ist das für mich überhaupt mal wieder ein Grund in deutsche Parks zu fahren.


Grüße von Trickylin Trackson


StellaVista

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vestermike

5986 Beiträge
 
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4. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
05-Apr-02, 14:32 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 3
 
Der Artikel war in den meisten Punkten schon damals nicht zutreffend, und ist es heute erst recht nicht mehr.

Wenn man natürlich die hoffnungslos überladenen Traumwelten von Disney als das Maß aller Dinge nimmt, schneiden die meisten europäischen Parks im Vergleich schlecht ab - die Frage ist ja nur, ob Disney wirklich der Maßstab ist (oder sein sollte).

Für mich persönlich gilt: DLP schafft es bei mir in Europa noch nicht einmal in die TOP5 (und ich kenne nur die deutschen Parks und die aus Benelux).

Der Grund dafür ist ganz einfach: Ich bin Europäer und kann mit den amerikanischen Traumwelten nichts anfangen. Ich fühle mich bei Disney nicht wie ein Parkbesucher, sondern einfach nur wie ein menschlicher Fremdkörper in einer komplett künstlichen Welt, die dermaßen perfekt ist, daß sie mich schon nach einer Stunde nahezu erdrückt. Disney beeindruckt - gar keine Frage. Aber das schafft ein gläserner Designerstuhl auch - nur sitzen mag ich einfach nicht auf ihm, da er mir zu unbequem ist.

Sicherlich hat Disney europäische Exportschlager wie Jules Verne oder die Gebrüder Grimm hervorragend visualisiert, aber die Inhalte sind dabei hollywood-like im Nirvana zwischen Micky Maus und Zuckerguß verschwunden. Was übrig geblieben ist, ist Eye Candy. Das ist halt der American Way of Entertainment, der auch (oder gerade) seit längerem in der amerikanischen Filmindustrie zu beobachten ist: Wer braucht bei einem Film schon eine halbwegs vernünftige Handlung - Hauptsache, es gibt tolle Effekte).

Die Komplexität bei Disney besteht aus nichts anderem als der Vereinnahmung von europäischem Kulturgut und der anschließenden Weichspülung durch die große Disney-Waschmaschine. Ich nenne das mal den Borg-Effekt (Star-Trek-Kenner wissen, was ich meine): Alles wird assimiliert! Widerstand ist zwecklos! Sogar der gemeine Besucher wird assimiliert. Es ist nicht erwünscht, bei Disney Mensch zu sein. Es wird erwartet, daß man selbst zu einem Cartoon mutiert während eines Parkbesuchs. Und damit diese Mutation möglichst reibungslos verläuft, wird man noch den ganzen Tag mit bekannten Disney-Musikstücken zugedröhnt, bis das Mittelohr platzt. Clockwerk Orange läßt grüßen...

Hat das PL sich an Disney orientiert? Mit Sicherheit ja! Aber dort gibt es die Disney-typische Sterilität eben nicht. Das PL wirkt auch heute noch wie ein großer Märchenwald für kleine Kinder (und Erwachsene, die jung geblieben sind). Man kann das sicherlich kleine, miefige Hutzelwelt nennen - ich nenne es einfach europäischen Charme. Auch die Main Street mit Anlehnung an das alte Berlin der Jahrhundertwende finde ich in der Zeit der US-Main-Streets mit US-Flaggen und US-Stores und US-Gehirnwäsche äußerst positiv.

Was die Klischees angeht: Davon lebt ein Park doch schließlich. Es gilt, den größten gemeinamen Nenner beim Publikum zu finden, und die Attraktionen dementsprechend zu gestalten. Das macht Disney doch nicht anders. Der Mexikaner mit dem Sombrero ist doch keinen Deut klischeehafter als der Pirat mit der Rumflasche.

Was die Shows angeht: Es gibt in deutschen Freizeitparks durchaus Shows, die absolut sehenswert sind. Wenn ich die Mulan-Show im DLP mal vergleiche mit der Wintergartenshow im PL, sollten die zuständigen Leute in Paris mal nach Brühl pilgern, weil sie da noch einiges lernen könnten.

Modern sind die deutschen Parks wirklich nicht. Das unterschreibe ich sofort. Aber genau DAS ist es, was ich an den deutschen Parks so mag (und da kann man Efteling und BJL problemlos dazunehmen). Die globale Amerikanisierung der Gehirnmasse durch Film und Musik muß ich nicht auch noch in Freizeitparks ertragen müssen...

Mike

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Cornholio

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5. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
05-Apr-02, 15:28 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 4
 
>Was die Klischees angeht: Davon lebt ein Park doch
>schließlich. Es gilt, den größten gemeinamen Nenner beim
>Publikum zu finden, und die Attraktionen dementsprechend zu
>gestalten. Das macht Disney doch nicht anders. Der Mexikaner
>mit dem Sombrero ist doch keinen Deut klischeehafter als der
>Pirat mit der Rumflasche.

Wenn ich mich an meinen Besuch in Fiesta Texas (damals noch nicht SixFlags) zurückerinnere, fällt mir spontan der "Deutsche Themenbereich" ein, der (so wirkte es damals, vor 8 Jahren auf mich) hauptsächlich aus einem bayerischen Bierzeltartigen Imbiss bestand, in dem die Mitarbeiter in Lederhosen rumliefen. Wenn das nicht Klischees sind...

-Cornholio-
I survived Halloween @ Port Aventura

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Neptun


 

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10. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
06-Apr-02, 06:23 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 5
 
>Wenn ich mich an meinen Besuch in Fiesta Texas (damals noch
>nicht SixFlags) zurückerinnere, fällt mir spontan der
>"Deutsche Themenbereich" ein, der (so wirkte es damals, vor
>8 Jahren auf mich) hauptsächlich aus einem bayerischen
>Bierzeltartigen Imbiss bestand, in dem die Mitarbeiter in
>Lederhosen rumliefen. Wenn das nicht Klischees sind...

Genau!

Und das gefährliche ist, daß der naive Durchschnittsamerikaner diese Szenarien für absolut real erachtet. Ich wurde mehrfach im Epcot-Center (daher stammen die Aufnahmen) gefragt, warum ich als Deutscher keine Lederhosen anhätte. (Kein Witz)

Disney für gefährlich erachtende Grüße,


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tricktrack

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6. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
05-Apr-02, 16:49 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 4
 
>Der Artikel war in den meisten Punkten schon damals nicht
>zutreffend, und ist es heute erst recht nicht mehr.
>
Wo sind denn die Fehler? Abgesehen davon, dass ich nicht wußte, dass es einmal GREAT HEIDE PARK hieß (was ich mir aber durchaus vorstellen kann)sind mir keine großen Fehler aufgefallen.

>Wenn man natürlich die hoffnungslos überladenen Traumwelten
>von Disney als das Maß aller Dinge nimmt, schneiden die
>meisten europäischen Parks im Vergleich schlecht ab - die
>Frage ist ja nur, ob Disney wirklich der Maßstab ist (oder
>sein sollte).
>
Vielleicht nicht das "Maß aller Dinge", aber unbestreitbar ist Disney der Erfinder des Themenparks. Vor ihm gab es Amusement/Luna Parks. Das gesamte Konzept ist "tm" Disney.

Besonders das PL muß sich den Vergleich mit Disney gefallen lassen, weil man nicht nur die Aufteilung des Parks von Walt abgeschaut hat, sondern auch bis in die 90er seine Attraktionen adaptiert hat.
-Piratenfahrt.../Pirates of the Carribean
-Space Center/Space Mountain
-Monorail/Monorail
-Michael Jackson/Big Thunder Railroad
um nur ein paar sehr auffällige Ähnlichkeiten zu nennen.
>
>Der Grund dafür ist ganz einfach: Ich bin Europäer und kann
>mit den amerikanischen Traumwelten nichts anfangen. Ich
>fühle mich bei Disney nicht wie ein Parkbesucher, sondern
>einfach nur wie ein menschlicher Fremdkörper in einer
>komplett künstlichen Welt, die dermaßen perfekt ist, daß sie
>mich schon nach einer Stunde nahezu erdrückt. Disney
>beeindruckt - gar keine Frage.

Aber gerade als Europäer (ich schätze, wir sind ungefähr gleich alt) sind wir mit einem nicht unerheblichem Teil amerikanischer Kultur aufgewachsen, die über das TV hinausging.


MIST, ICH MUSS WEG! ICH WERDE SPÄTER HIER WEITER SCHREIBEN (wenns interessiert)

BIS DANN
>
>Sicherlich hat Disney europäische Exportschlager wie Jules
>Verne oder die Gebrüder Grimm hervorragend visualisiert,
>aber die Inhalte sind dabei hollywood-like im Nirvana
>zwischen Micky Maus und Zuckerguß verschwunden. Was übrig
>geblieben ist, ist Eye Candy. Das ist halt der American Way
>of Entertainment, der auch (oder gerade) seit längerem in
>der amerikanischen Filmindustrie zu beobachten ist: Wer
>braucht bei einem Film schon eine halbwegs vernünftige
>Handlung - Hauptsache, es gibt tolle Effekte).
>
>Die Komplexität bei Disney besteht aus nichts anderem als
>der Vereinnahmung von europäischem Kulturgut und der
>anschließenden Weichspülung durch die große
>Disney-Waschmaschine. Ich nenne das mal den Borg-Effekt
>(Star-Trek-Kenner wissen, was ich meine): Alles wird
>assimiliert! Widerstand ist zwecklos! Sogar der gemeine
>Besucher wird assimiliert. Es ist nicht erwünscht, bei
>Disney Mensch zu sein. Es wird erwartet, daß man selbst zu
>einem Cartoon mutiert während eines Parkbesuchs. Und damit
>diese Mutation möglichst reibungslos verläuft, wird man noch
>den ganzen Tag mit bekannten Disney-Musikstücken zugedröhnt,
>bis das Mittelohr platzt. Clockwerk Orange läßt grüßen...
>
>Hat das PL sich an Disney orientiert? Mit Sicherheit ja!
>Aber dort gibt es die Disney-typische Sterilität eben nicht.
>Das PL wirkt auch heute noch wie ein großer Märchenwald für
>kleine Kinder (und Erwachsene, die jung geblieben sind). Man
>kann das sicherlich kleine, miefige Hutzelwelt nennen - ich
>nenne es einfach europäischen Charme. Auch die Main Street
>mit Anlehnung an das alte Berlin der Jahrhundertwende finde
>ich in der Zeit der US-Main-Streets mit US-Flaggen und
>US-Stores und US-Gehirnwäsche äußerst positiv.
>
>Was die Klischees angeht: Davon lebt ein Park doch
>schließlich. Es gilt, den größten gemeinamen Nenner beim
>Publikum zu finden, und die Attraktionen dementsprechend zu
>gestalten. Das macht Disney doch nicht anders. Der Mexikaner
>mit dem Sombrero ist doch keinen Deut klischeehafter als der
>Pirat mit der Rumflasche.
>
>Was die Shows angeht: Es gibt in deutschen Freizeitparks
>durchaus Shows, die absolut sehenswert sind. Wenn ich die
>Mulan-Show im DLP mal vergleiche mit der Wintergartenshow im
>PL, sollten die zuständigen Leute in Paris mal nach Brühl
>pilgern, weil sie da noch einiges lernen könnten.
>
>Modern sind die deutschen Parks wirklich nicht. Das
>unterschreibe ich sofort. Aber genau DAS ist es, was ich an
>den deutschen Parks so mag (und da kann man Efteling und BJL
>problemlos dazunehmen). Die globale Amerikanisierung der
>Gehirnmasse durch Film und Musik muß ich nicht auch noch in
>Freizeitparks ertragen müssen...
>
>Mike


StellaVista

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HardyKrueger

 
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7. Bericht "Amica" 2001
05-Apr-02, 17:20 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 6
 
Letzte Bearbeitung am 05-Apr-02 um 17:24 Uhr ()
Hallo!

Coasters, hast du das alles abgetippt? Na ja, in der Langeweile der Ferien... Beim Lesen deines Artikels ist mir eingefallen, dass ich auch noch so einen hier ´rumliegen habe. Ich wollte ihn schon mal posten, ich war aber zu faul ihn abzutippen und fand ihn online nicht. Jetzt habe ich aber grad nichts zu tun und geb´ mich mal ran. Der Artikel ist aus der Zeitschrift „Amica“ (ich kauf die nicht, ist von meiner Schwester ) und soweit ich weiß vom Ende der letzten Saison. Auch hier fällt ein deutlich kritischer Unterton auf.

Der Text ist von Kirsten Rick

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Land des Lächelns

„Hier kann wirklich jeder seine eigene phantastische Welt entdecken“, verspricht der Prospekt. Ortstermin im legendären Freizeitpark in Brühl bei Köln – ein Besuch im PHANTASIALAND

Schreien hilft. Vor allem, wenn man aus 65 Metern Höhe aus freiem Fall in die Tiefe saust. Wer schreit, dem wird nicht übel. In diesem Moment ist einem das nicht mehr unbedingt klar, dass man angegurtet und verriegelt in einem High-Tech Fahrgeschäft sitzt, das wiederum von einem Burgturm umgeben ist: Mystery Castle . So soll es im Phantasialand sein: Nicht nachdenken, erleben. Rein in andere Zeiten und Welten. „Themen“ heißt das hier, die Bereiche, die man durchwandert, nachdem man 36 Mark und seine Sorgen „wie einen Regenschirm“ an der Kasse abgegeben hat.
Ob das eine angemessene Art ist, mit Sorgen umzugehen, und was passiert, wenn man beim Verlassen aus Versehen den falschen Sorgen-Schirm mitnimmt, ist ein anderes Thema, allerdings keines, das im Phantasialand behandelt wird.

Gleich hinter dem Eingang liegt Alt-Berlin. Eine gemütliche Gasse mit alten Häusern und „Heino´s Kaffeehaus“. Lässt sich der Sänger ab und zu mal sehen? „Nö“, sagt der eine Presse-Betreuer. „Doch, der war letzten Montag erst da“, sagt der andere. „Ach so“, sagt der erste. Aus Lautsprechern lockt eine Frauenstimme: „Erleben Sie in einer Welt aus Schnee und Eis... in einer außergewöhnlichen Inszenierung... Der Eintritt ist frei.“ Wortfetzen bleiben hängen, verbinden sich in Gedanken zu eigenwilligen Sprachloops. Dazwischen: Musik vom Typ Easy Listening. Das sanfte, durchdringende Gedudel wird einen im ganzen Park begleiten, thematisch modifiziert. Im mexikanischen Teil läuft das, was man sich unter südamerikanischer Musik vorstellt, in „Chinatown“ allerdings könnte sich der Sound ruhig noch etwas mehr an chinesischen Schnellrestaurants orientieren.

Am Ende der Alt-Berliner Straße erhebt sich das Brandenburger Tor - im Maßstab 1:2 . „Bei uns können Sie durchlaufen“ wurde früher, als es die Mauer noch gab, geworben. Kein amerikanischer Themenpark ist Vorbild, keine bekannten Filmfiguren werden kopiert. Im Phantasialand ist alles selbst ausgedacht. Und deshalb wirkt es manchmal sehr, sehr deutsch. Seit 1967 gibt es den Freizeitpark. Damals wollten die Freunde Richard Schmidt, Chef eines Marionettentheaters und Gottlieb Löffelhardt, Sohn einer Schaustellerfamilie, Puppen und Filmkulissen vorm staubigen Darben im Fundus bewahren. Um einen See im abgetragenen Braunkohletagebau in Brühl bei Köln bauten sie zunächst einen Märchenpark. In kleinen Häuschen werden mit hölzenern Puppen Märchenszenen nachgestellt und auf Knopfdruck erzählt. Diese Ur-Attraktion ist nicht mehr ganz vollständig und auch nicht mehr blendend in Schuss, wird aber von langjährigen Fans geradezu kultisch verehrt. ( Anm. von mir: )

Der Trick beim Phantasialand: die Dekoration. Alles wird verkleidet, in eine kleine Welt eingebettet, bis ins kleinste Detail und möglichst echt aussehend. „Mein Mann würde niemals, niemals ein Geschäft hier hinstellen, nackig, ohne Thema, ohne Deko“, sagt Frau Löffelhardt, Ex-Tänzerin, die Frau vom Junior-Chef und Leiterin des Show-Bereichs. So fährt man niemals nur Achterbahn, sondern laut Programm „mit einem rasend schnellen Geisterzug durch die grandiosen Felsenlandschaften der Colorado Mountains“, und der Free Fall im Mystery Castle dient dazu, positive Energie zu sammeln, um die imaginäre Familie Windhoven von einem Fluch zu befreien.
Frau Löffelhardt ist eine energische, elastische Blondine mit pinkfarbenen Lippen. In einem eindrucksvollem Wortschwall, quasi ohne Luft zu holen, erzählt sie neben ihrer gesamten Biographie auch, dass ihr Mann und sie sich zunächst „nicht grün waren“, das bei einer Show plötzlich ein Tiger neben ihr lag und ihr das vorher niemand gesagt hatte, dass sie sich den Respekt erarbeitet hat, dass Federkostüme immer Eindruck machen, dass die Realität eh schon schlimm genug ist und dass Phantasie etwas ist, was man sich nicht kaufen kann.

Sie ist besonders Stolz auf „das Multikulturelle. Wir haben die ganze Welt hier.“ Damit meint sie das Personal aus über 50 Nationen: In den Shows schweben muskulöse Chinesen kunstvoll an Seilen, die Eisprinzessin kommt aus Tschechien, die Stuntmen kommen aus England, in den Phanti-Kostüme stecken Brasilianer. Man verständigt sich auf Englisch, Französisch, Spanisch oder auch mit Händen uns Füßen. Selbst ein überirdischer war schon da: Michael Jackson stand Pate für die Colorado-Bahn. „Ein ganz armer Mensch“, bedauert Frau Löffelhardt. “ Der ist hier durchgegangen wie eine Statue, sagte immer nur ,Nice to meet you´ und ,I follow the program´.“

Die Phanties müssen nicht sprechen. Sie sind sympathische Wesen, grün wie „Alex Galax“ oder zottelig wie die Teddybären und sie kuscheln hauptberuflich, herzen die Besucher und seufzen dabei freudig. Da man zwar weiß, aber nicht wirklich sieht, dass die Phanties auch Menschen sind, lassen sich die Erwachsenen von ihnen gerne und ohne Scheu knuddeln. Wir wissen allerdings nicht, ob sie es auch mit Michael Jackson probiert haben.

300 Meter weiter steht die neue Attraktion, noch verschlossen und streng geheim gehalten. „Wuze Town“ heißt sie, und das spricht man nicht etwa „Wutze“ oder, wie die Phanties sagen. „Waschi“, sondern „Wuuuus Taun“ aus. Warum das so ist, kann hier niemand erklären. „Das ist eben Phantasie“, heißt es, wenn man fragt. Diese Antwort ist hier wie eine Art Zauberformel, mit der alles erklärt wird, was nicht logisch oder einleuchtend erscheint. „Wuze Town soll eine jahrhunderte lang verschollene Zivilisation sein“, so der Katalog, „wo seltsame Wesen hausen“ und es einen Tittle Tattle Tree gibt, was immer das sein mag. Es ist ein Matriarchat verrät die Projektleiterin Frau Pieck, aber mehr darf sie auch nicht sagen. Man wird seine Phantasie wieder ganz schön anstrengen müssen, um ein bisschen Karussell zu fahren.
Wahrscheinlich wird es funktionieren, so wie es bei den anderen Themenwelten auch funktioniert. Der Trick: Am Anfang einer Fahrt wird man in einem längeren Moment in vollständige Dunkelheit gehüllt, dann ist man schon bereit, sich auf etwas Neuen einzulassen, Hauptsache, es wird endlich wieder hell. So klappt es auch bei der Hollywood-Tour, einer unterirdischen Bootsfahrt durch Kulissen von „Der weiße Hai“ und anderen Gruselklassikern. „King Kong“ riecht allerdings schon ganz schön muffig.

Das würde die Dekorateurin Doris George gerne ändern. Für noch perfekte Illusionen würde sie am liebsten auch mit Gerüchen arbeiten. Und wenn sie in ihrer Phantasiewelt leben könnte, wäre sie ein kleines Urwald-Eingeborenes. „Urwald“ scheint ein bisher unerkannter Trend zu sein. Die Eisprinzessin wäre „eine Jane“ neben einem Tarzan. Sie könnte sich graziös von Liane zu Liane schwingen. Auch die Marketing Frau Harpke hätte gerne eine „Dschungel-Welt, in der alles möglich ist. Mit Geräuschen und Gerüchen, noch nicht von Menschen durchdrungen.“ Sie wird das mal beim Chef anregen. Außerdem sagt sie: „Frauen haben mehr Phantasie.“

Ein bisschen schwierig könnte das mit dem Platz werden. Das gesamte Phantasialand ist nur 280 000 Quadratmeter groß, das entspricht etwas 56 Fußballfeldern. Darauf drängen sich 15 Attraktionen, fünf Shows, fünf Restaurants. Das ganze ist in fünf Themenbereiche aufgeteilt, die geschickt in- und umeinander verschachtelt sind. Eine Lücke hat der Brand der Achterbahn im Mai gerissen. Noch ist hinter dem Bauzaun bloß ein trister Sandplatz mit ein paar Baugeräten. Eine Wildwasserbahn solle dorthin, sagt man. Eine Vergrößerung des Parks ist schwierig: auf der einen Seite Anwohner, auf der anderen ein Naturschutzgebiet. Dem vermutlich reichsten Bauern in Brühl gehört die Wiese direkt hinter dem Phantasialand. Er vermietet sie im Sommer als Parkplatz, 4 Mark pro Auto und Tag, soviel nimmt das Phantasialand auch, aber der betriebseigene Parkplatz ist winzig. Verkaufen will der Bauer nicht.

Ende Oktober ist auch für ihn die Saison vorbei. „Die Phantasie wir auf Knopfdruck abends am 31.10. ausgeschaltet“, philosophiert Frau Löffelhardt. Es beginnt zu regnen. Und zu stürmen. Wer jetzt noch im Walzertraum sitzt, hat Pech gehabt. Die besinnliche Flussfahrt zwischen Blumen- und Buchsbaumbeeten in Booten, die aussehen wie Blütenkelche dauert etwa fünf Minuten. Aussteigen kann man zwischendurch nicht. Nur nass werden, durchfrieren, abwarten. Vor dem geschrumpften Brandenburger Tor versammeln sich heulende Fans. Teenagermädchen mit verlaufener Wimperntusche und Rosen in Zellophan in der Hand. Die wollen sie ihren Favoriten geben. Sie kennen alle Show-Artisten. Den ganzen Sommer über haben sie jeden Nachmittag hier verbracht, sie haben eine Fun-card für 105 DM, mit der dürfen sie so oft in den Park, wie sie wollen. „Gebt mir Drogen, gebt mir Beruhigungsmittel“, jammert ein Mädchen mit bittere Ironie, dabei will sie doch nur ihre heile Welt behalten. „Dies ist der einzieg Ort, an dem alle fröhlich sind. Wenn man zu Hause oder woanders Stress hat, kann man hierher kommen und alle sind freundlich.“ Sie sieht aus, als würde sie den kommenden Winter über heulen. Abschied vom Land des Lächelns. Die Phanties versuchen kuschelnd, sie zu trösten. „Die Leichtigkeit des Seins ist dann weg“, sagt Frau Harpke, die Marketing Leiterin.

Bei anderen ist die Trauer über den Beginn der Winterpause nicht so ausgeprägt. Die Eisprinzessin Viola Zoppe freut sich, dass sie nach sieben Monaten zum ersten Mal wieder einen Tag frei hat. Für die Projektleitung und die Dekoabteilung beginnt dagegen jetzt die Hauptarbeitsphase. Wenn die Besucher weg sind, kann rund um die Uhr gebaut und neu gestaltet werden. Die Schrei aus Mystery Castle verstummen dann ebenso wie die Lautsprecher mit der Musik und den Show-Verlockungen. Eine Mitarbeiterin seufzt erleichtert: „Dann ist endlich Ruhe.“

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EDIT: Headline war wohl zu lang.

Felix

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Coasters

 
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11. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
08-Apr-02, 13:57 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 1
 
Hi

>Trotzdem klasse, dieses Fundstück! Was geben denn die Bilder
>so her, würde es sich lohnen, die einzuscannen?
>(*malvorsichtigfrag*)

@ HardyKrueger Coasters, hast du das alles abgetippt?
Nein, ich habe das einscannt, in den Ferien war ich
in 12 Parks und 3 mal auf einer Kirmes!


Sebastian Horacek alias Coasters

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Maxx
Mitglied seit 2-Apr-02
21 Beiträge
 
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12. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
08-Apr-02, 14:36 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 11
 
Klasse, vielen Dank!

Die bunten Hühner sind ja klasse, sowas wäre heutzutage ja gar nicht mehr denkbar. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ungefähr um die gleiche Zeit im Efteling auch so bunte Viecher rumliefen, nur waren das glaub ich Tauben. Jedenfalls weiß ich jetzt, wo zu Ostern die ganzen bunten Eier herkommen

Die WWB erkennt man ja kaum wieder, die gute alte Gondelbahn (leider) auch nicht. Ich glaub, die wird mir irgendwann noch mehr fehlen als der "HEE HEE HOO"-Mann...

Ciao
Maxx

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CoAsTeRfReAk72
Mitglied seit 1-Apr-02
166 Beiträge
 
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8. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
05-Apr-02, 18:52 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Auweh!

Das klingt ungefähr so, als wenn ein GEO-Reporter ins Phantasialand geschickt worden ist, der eigentlich garnicht hinwollte bzw. überhauptkeine Ahnung vom PHL hatte.

Schade, schade.

Greetz,
Leon

PS: Hallo erstmal, ist mein erster Beitrag hier


Wer festhält, verliert!

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Nobody


 

788 Beiträge
 
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9. RE: Bericht über Park aus einem GEOHEFT (Jahre 198
05-Apr-02, 22:16 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
>> Der Great Heide-Park sieht
aus, als hätte ein durchgedrehter Landschaftspfleger einem Dutzend riesiger RummelplatzFahrgeschäfte gleichzeitig eine Standerlaubnis erteilt <<

Den Satz finde ich einfach nur Klasse!

Aber nun zum Thema.Natürlich merkt man sofort ,das der gute Mann lieber woanders wäre als in einem Freizeitpark, aber er hat recht...von SEINEM Standpunkt gesehn. Wer sich nicht für Freizeitparks oder ähnlichem intressiert,der wird natürlich alles so sehen wie es ist. Eine Achterbahn verkleidet mit billigem Felsenersatz.
Aber jeder der sowas liebt oder sich dafür etwas begeistern kann ,lässt seiner Phantasie *G* freien lauf und sieht nicht nur ein paar Plastkifelsen,sondern eine Fahrt durch einen Canyon ,welcher neben einer Westernstadt liegt. Es liegt halt alles nur am Betrachter ,aber es war nicht gerade das klügste einen Freizeitpark-muffel mit so einer Aufgabe zu betreuen. Normalerweise nimmt man Leute die für sowas offen sind. Ein Öko würde sicher nicht für ein Automagazin schreiben und testen oder ein Pazifist würde über Waffen schreiben...es ist klar was dabei rauskommt. Deshalb finde ich den Bericht im grossen und ganzen schlecht,weil es für Freizeitpark Fans unwahr ist.Aber der Bericht ist ja von '86..schon laange lange her und drüber streiten hilft nun wirklich nichts mehr.

Nochmal besten Dank an Coasters für das abtippern.

Zu TrickTrack:

..>> in der rechten Hand den Colt, in der linken die Tequilaflasche, einen Sombrero in den Nacken geschoben. Wie Mexikaner halt so sind. <<

>> Die im GEO beschriebene Darstellung der Mexikaner in der "Silbermine" sind mir schon immer sauer aufgestossen <<

Du würdest dich wundern!

>- Nobody -<

--- Wer sich nicht wehrt , der lebt verkehrt. ---

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