IHK-Präses mit eigenem Freizeitpark
 Christoph Andreas Leicht,  48, ist seit Beginn dieses Monats 
Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schleswig-Holstein. 
Seit Januar steht er als Präses an der Spitze der IHK zu Lübeck. 
Der im Allgäu  aufgewachsene Leicht, Volljurist und Rechtsanwalt, 
ist ein ausgewiesener Tourismusexperte. Er ist Geschäftsführer des 
Hansa-Parks in Sierksdorf, der im Familienbesitz ist.
Sein Vater Erich, als Steuerberater für die Voreigentümer tätig, 
war 1989 Hauptgesellschafter geworden. (sul) 
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Im Interview spricht IHK-Präses Christoph Andreas Leicht 
über die touristischen Potenziale des Kreises.
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Herr Leicht, in Stormarn scheint sich nach Jahren des Zögerns nun 
ein professionelles Tourismusmanagement zu etablieren. Ist das der 
richtige Schritt?
Christoph Andreas Leicht:
Wir halten ein Tourismusmanagement in doppelter Hinsicht für wichtig. 
Zum einen können so Zielgruppen - das sind Naherholungssuchende und 
Tagungsgäste - klar definiert und angesprochen werden. Tourismus ist in 
Stormarn sinnvoll als Komplementärwirtschaftsfaktor zu den überragenden 
sonstigen Clustern. Auf der anderen Seite hat er noch eine weitere 
Bedeutung, und zwar als weicher Standortvorteil, der den Kreis attraktiv 
für Fach- und Führungskräfte macht.
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Stichwort Naherholung. Welche Potenziale sehen Sie in Stormarn? 
Da sind die zahlreichen Seen und Flüsse, die zum Wassersport 
einladen. Da ist die reizvolle Landschaft rund um den Sachsenwald. 
Da sind Infrastruktureinrichtungen wie die großen Schwimmbäder oder 
die Radwege. Das alles können Ziele für einen Familienausflug sein. 
Sie müssen aber auch vernetzt und bekannt gemacht werden.
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Sind attraktive Wälder, Radwanderwege und Seen genug? Oder müssten im 
Kreis nicht auch zusätzliche Anreize geschaffen werden, zum Beispiel durch 
einen Magneten wie eine Skihalle?
Das ist eine Diskussion, die in vielen Regionen geführt wird.
Die betriebswirtschaftliche Wahrheit sieht so aus, dass solche Einrichtungen 
riesige Einzugsgebiete brauchen. Und die Erfahrungen zeigen, dass damit 
nur sehr schwer auskömmliche Renditen zu erzielen sind. Von daher muss 
man vorsichtig sein mit Millionen-Investitionen in solche touristischen 
Magnete, die hinterher niemand betreiben kann. 
Viel machen ließe sich hingegen aus den zahlreichen Schlössern und 
Herrenhäusern, die Stormarn zu bieten hat. Aber man muss sich natürlich 
auch ein bisschen darum kümmern. Man bräuchte Betreiber, die Ideen haben 
und Events auf die Beine stellen.
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Sie sprachen die Vernetzung bestehender Angebote an. Dabei soll ja auch 
nach derzeitigem Stand der Dinge auch die IHK-Geschäftsstelle in Ahrensburg 
eine Rolle spielen. Welche?
Dort stehen ein Büro und Besprechungsräume zur Verfügung. Deshalb kann 
der neue Tourismusmanager sofort mit seiner Arbeit beginnen.
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Was muss er als Erstes machen?
Er muss alle Hauptakteure kennenlernen und sie für eine Strategie gewinnen. 
Es geht nicht darum, einen bunten Strauß aus allem Möglichen zu binden, denn 
das würde nicht funktionieren und auch nicht der Rolle gerecht werden, die 
Tourismus in Stormarn spielen soll. Es geht ganz klar darum, auf bestimmte 
Zielgruppen zu fokussieren. Und auf die Frage, was man mit denen machen kann.
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Gibt es in Stormarn genug Hotelbetten?
Ich sehe da großes Potenzial in den Schlössern und Herrenhäusern. Stormarn 
ist einer der zehn wirtschaftsstärksten Kreise Deutschlands. Die Firmen hier 
sind Champions. Da besteht natürlich Bedarf an entsprechenden Hotels.
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Die Schlösser und Herrenhäuser sollen Hotels werden?
Das müssen Unternehmer beurteilen, die dort ihre Geschäftsfelder sehen. 
Wenn es Rendite bringt, wird sich auch ein Unternehmer finden, der etwas 
investiert.
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Welche Impulse wird die feste Fehmarnbelt-Querung für Stormarn bringen?
Klar ist natürlich, dass das gerade veröffentlichte Vorgutachten für einen 
Dämpfer gesorgt hat.
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Sprechen wir über das sogenannte Geheimgutachten?
Es ist kein Geheimgutachten. Und: Es beschäftigt sich im Wesentlichen 
mit dem Schienenverkehr und ist somit ein Teil einer gesamtwirtschaftlichen 
Betrachtung. Klar ist, dass in der Region zwischen Fehmarn und Stormarn 
kein eigenes großes Güteraufkommen entstehen wird, das für Impulse sorgt.. 
Aus dem Gutachten geht aber auch hervor, dass - was den Individualverkehr 
angeht - mit erheblichen Impulsen in den Kreisen zu rechnen ist. 
Nach Fertigstellung der Querung werden zwei Metropolregionen mit insgesamt 
fast zehn Millionen Einwohnern zusammenwachsen. Die Erfahrung mit der 
Storebelt-Brücke zeigt, dass sich weder in Kopenhagen noch in Aarhus die 
meisten Firmen angesiedelt haben, sondern an den Verkehrswegen zwischen 
den Metropolen.
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Sind unsere Schienen und Straßen ausgelegt für die Fehmarnbelt-Querung?
Noch nicht. Wir müssen dieses gesamte Fehmarnbelt-Projekt auf der 
norddeutschen Kooperationsebene sehen. Großflächige Verkehrsinfrastruktur 
muss von Schleswig-Holstein und Hamburg gemeinsam auf den Weg gebracht 
werden.
 
Es geht hier um die A 21, es geht um die Ostumfahrung Hamburgs, es geht 
um verbesserte Schienenwege. Kurzum: um all die Projekte aus der bekannten 
Ahrensburger Liste. Was die A 21 angeht, sind wir dabei, über alternative, 
kreative Finanzierungsmodelle nachzudenken, um die 60 Kilometer A 21, 
die noch gebaut werden müssen, um fünf oder sechs Autobahnen miteinander 
zu verbinden, schneller hinzubekommen, als es der Bundesverkehrswegeplan 
vorsieht.
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Wie kreativ sind sie?
Man muss sehen, wie man vielleicht 15 oder 20 Millionen Euro frei 
bekommt, um schon vor 2015 in die Vorplanungen einsteigen zu können. 
Public-Private-Partnership wäre eine Möglichkeit.
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Eine komplett private Finanzierung vielleicht eine zweite?
Sicherlich. Es gibt ja schon verschiedene Beispiele dafür. In Bad Bentheim 
zum Beispiel haben sich Unternehmer zusammengeschlossen und einen 
Lückenschluss an der A 31 realisiert. Aber auch Maut-Strecken sind denkbar.
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Herr Leicht, vielen Dank für das GesprächInterview: Alexander Sulanke
Quelle: Hamburger Abendblatt, 26. Juli 2010