Letzte Bearbeitung am 06-Mar-09 um 10:49 Uhr ()
Schausteller wollen Sommersend wegfallen lassen
MÜNSTER Send ist wie Weihnachten: Er kommt immer überraschend, und das dreimal im Jahr. Mit dieser Tradition könnte bald Schluss sein. Die Schausteller erwägen, den beliebten Sommersend ausfallen zu lassen. Das bestätigten sie gestern unserer Zeitung. Hintergrund der aktuellen Diskussion: Zwei Feste von jeweils neun Tagen Dauer lohnen sich eher als drei Feste von jeweils fünf Tagen. Bereits in diesem Frühjahr startet das Pilotprojekt: Der Send ist erstmals neun Tage lang geöffnet; vom 14. bis zum 22. März (wir berichteten). 1973 gab es das schon einmal, doch nicht aus geschäftlichen Gründen.
Die offizielle Begründung lautete bisher: Besser zwei Wochen im Regen Geschäfte machen als eine. Denn in den vergangenen Jahren waren die Schausteller arg gebeutelt: „Wir hatten sehr häufig schlechtes Wetter“, so Fritz Heitmann vom Schaustellerverband. Da die meisten Besucher aber am Wochenende kommen, wollen die Schausteller ein zweites Wochenende im Frühjahr.
Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn nach einer zweijährigen Erprobung werden die Schausteller vermutlich den Sommersend fallen lassen. Heitmann: „Wir wollen das Risiko herunterfahren.“
Beliebte Kirmes
Das Problem: Große Fahrgeschäfte aus dem Süden der Republik scheuen die Fahrkosten, wenn sie nur fünf Tage Zeit haben, erläutert Horst Werner Koch, beim münsterschen Ordnungsamt. Erschwerend kommt hinzu: Zwar ist die Sommerkirmes bei den Besuchern am beliebtesten – vermutlich, weil man trockenen Fußes über den Platz kommt. Doch die Schausteller klagen seit Jahren über den Termin. Zu viele Parallelveranstaltungen, Semesterferien, manchmal Ferienbeginn. Deswegen stehen im Sommer auch kaum attraktive Fahrgeschäfte auf dem Hindenburgplatz.
Koch versteht die Probleme der Sendbeschicker, denn „viele attraktive Geschäfte machen um Münster einen großen Bogen“, wenn es mit langer Anfahrt verbunden ist.
Kein Send mehr im Sommer – die Politik müsste zustimmen. Doch angesichts der existenziellen Probleme der Beschicker dürfte den Volksvertretern kaum eine Wahl bleiben.
Feiern, nicht betrinken
Zwischen 220 000 und 350 000 Besucher werden auf jedem Send gezählt. Aufgrund der langen Öffnungszeiten ist der Sonntag am stärksten besucht. Auch der Freitagabend ist beliebt, wohl wegen des Feuerwerks. Die Ausrichtung des Volksfestes ist laut Ordnungsamt genau richtig: Gemeinsam bummeln und Karussell fahren, aber nicht sich gemeinsam betrinken.
Quelle: Münstersche Zeitung