Die Angst vor dem Kirmessterben
Deutschland gilt mit seinen 12.250 Volksfesten, Jahrmärkten und
Kirmessen pro Jahr als das Volksfestland Nummer Eins. Der Deutsche
Schaustellerbund befürchtet in den kommenden Jahren aber ein größeres
Kirmessterben.
Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen macht den Schaustellern die
Teuerungswelle - besonders bei Energie und Lebensmitteln - das Leben
schwer. „Ein Fahrgeschäft verbraucht im Laufe einer zehntägigen
Veranstaltung bis zu 4000 Kilowattstunden, da fällt jeder Cent, den der
Strom teurer wird, ins Gewicht“. erläutert Albert Ritter, Präsident
des Deutschen Schaustellerbundes. Viele Betriebe könnten den Preisdruck
nicht mehr schultern.
Jeder zehnte Betrieb laut Umfrage vor der Schließung
Zum anderen macht dem Verband der Schausteller Sorgen, dass die Menschen
in Deutschland immer weniger Geld für Volksfeste ausgeben. Es kämen zwar
weiterhin 178 Millionen Besucher pro Jahr, dennoch seien die Umsätze
deutlich zurückgegangen, sagt Verbandspräsident Albert Ritter:
„Gute Besucherzahlen reichenaber nicht, wenn nur einmal statt dreimal
Karussell gefahren wird“
Die Umsätze brachen gegenüber dem Vorjahr um bis zu 20 Prozent ein.
Im Vergleich zu 2001 haben sie sich Ritter zufolge durch das „Krepieren“
kleiner Kirmesveranstaltungen sogar schon halbiert: 2007 wurden rund zwei
Milliarden Euro erzielt, sechs Jahre zuvor waren es 3,92 Milliarden.
Anfang Juli bezeichneten nach einer Umfrage des Verbands 70 Prozent
der Schaustellerunternehmen die gegenwärtige Wirtschaftslage als
„schlecht bis sehr schlecht“. Zehn Prozent gaben an, schon heute vor
einer Geschäftsschließung zu stehen.
Die über 5.000 überwiegend kleinen und mittelständischen Schausteller-
unternehmen beschäftigen rund 45.700 Mitarbeiter. Die „dramatischen
Konsequenzen“ der Konsumflaute und der stark gestiegenen Strom- und
Transportkosten zeigt der Verband mit einer Umfrage: Die Umsätze brachen
gegenüber dem Vorjahr um bis zu 20 Prozent ein. Im Vergleich zu 2001 haben
sie sich Ritter zufolge durch das „Krepieren“ kleiner Kirmesveranstaltungen
sogar schon halbiert: 2007 wurden rund zwei Milliarden Euro erzielt, sechs
Jahre zuvor waren es 3,92 Milliarden.
Konkurrenz durch Straßenfeste und öffentliche Fußballfeiern
„Wenn die Menschen Existenzangst haben, dann können Sie sich vorstellen,
was in einem Gewerbe los ist, das von dem Geld lebt, das die Menschen
übrig haben“, sagte Ritter. Besonders betroffen seien kleine und mittlere
Volksfeste, da die Schausteller ihre Attraktionen trotz hoher Spritpreise
meist viele Kilometer von Ort zu Ort transportieren müssten. Hinzu komme,
dass die Konkurrenz wie durch Straßenfeste oder öffentliche Fußballfeiern
wachse.
Deutschland gilt den Angaben zufolge mit seinen 12.250 Volksfesten,
Jahrmärkten und Kirmessen pro Jahr als das Volksfestland Nummer Eins.
Das größte Volksfest ist dabei das Münchner Oktoberfest mit rund sechs
Millionen Besuchern. Weitere große Volksfeste sind der Bremer Freimarkt
und die Cranger Kirmes in Herne (beide jeweils rund vier Millionen Besucher),
das Cannstatter Volksfest in Stuttgart mit etwa 3,5 Millionen Besuchern
sowie der Hamburger Dom mit rund Millionen Besuchern pro Fest.
Quelle: FAZ.NET, 17. Juli 2008
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