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Beitrag Nr. 6786
Maaahzel


 

 
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Kirmes in Gefahr
21-Jun-07, 10:41 Uhr ()
Moers
Kirmes in Gefahr

(RP) Klares Plädoyer vom Deutschen Schaustellerbund, der Arbeitsgemeinschaft der Schausteller des Ruhrgebietes und des Schaustellervereins Moers gegen eine Privatisierung des größten Volksfestes in der Grafenstadt.

Der Deutsche Schaustellerbund (DSB), die Arbeitgemeinschaft der Schausteller des Ruhrgebietes (ArGe NRW Mitte) und der Schaustellerverein Moers sprechen sich entschieden gegen eine Privatisierung der Kirmes in Moers aus. Anderslautende Meldungen, wonach die Schaustellervertreter eine Privatisierung befürworten, seien falsch, betont Albert Ritter, DSB-Präsident und erster Vorsitzender der ArGe NRW Mitte.

Gespräche mit Bürgermeister Ballhaus

Präsident Ritter: „Wir haben großes Verständnis für die Schaffung einer Marketinggesellschaft zu Standortförderung in Moers und billigen dies selbstverständlich jeder Kommune zu. Maßgabe sollte aber die Erhaltung der Arbeitsplätze der Schausteller sein. In den vergangenen Gesprächen mit Bürgermeister Norbert Ballhaus und den Vertreter der Ratsfraktionen haben wir uns stets für eine öffentlich-rechtliche Organisationsform der Kirmes eingesetzt.“

Die Volksfeste dürften nicht zum kommerziellen Spielball werden. Volksfeste, Jahrmärkte und Weihnachtsmärkte sind Traditionsfeste für das Volk und seine Bürger. Sie sollten bürgernah bleiben und daher müssten die Preise auf den Festen stabil gehalten werden, so Ritter. Dafür setze sich das Schaustellergewerbe seit Jahren erfolgreich ein. Es sei daher schwer nachvollziehbar, warum gerade durch die Erwirtschaftung höherer Überschüsse, auf die ein privater Veranstalter zwingend angewiesen sein werde, diesem Anliegen überhaupt zukünftig Rechnung getragen werden könne und solle. Die Devise müsse lauten: „Nicht an der Kirmes, sondern auf der Kirmes soll verdient werden!“

Beispiel Oktoberfest München

„Die erwarteten vermeintlichen Vorteile einer Privatisierung in Moers stehen überwiegend konträr zu den Nachteilen, insbesondere unter finanziellen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten. Namhafte Volksfeste in Deutschland, wie das Münchner Oktoberfest, die Cranger Kirmes oder die Fronleichnamskirmes in Oberhausen, werden öffentlich-rechtlich organisiert würden – und das mit großem Erfolg", so der DSB-Präsident.

Quelle: RP-online

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Und wie Grütze eine solche Stadtmarketing-Kiste sein kann, weiss ich als Bochumer aus leidvoller Erfahrung. Aber das möchte ich jetzt nicht weiter ausführen...

Gruß
Marcel

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Kirmes in Gefahr, Maaahzel, 21-Jun-07, 10:41 Uhr, (0)
  Schluss mit lustig?, Maaahzel, 26-Jun-07, 11:03 Uhr, (1)
  Andere Stadt, anderes Problem - gleiche Auswirkung: Niedergang der Kirmes, Maaahzel, 04-Jul-07, 10:09 Uhr, (2)

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Maaahzel


 

 
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1. Schluss mit lustig?
26-Jun-07, 11:03 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Schluss mit lustig?

VOLKSFEST. Statt fröhlich-bunt sieht die Zukunft der kleinen Kirmessen düster aus. Sie lohnen sich für die Schausteller nicht mehr.

Auf vielen Volksfesten am Niederrhein kann man fast jedes Wochenende seine Runden drehen - aber nicht mehr auf Karussells. Die fehlen meistens. Denn die kleinen Kirmessen stecken in der Krise. Immer häufiger werden sie abgesagt, weil die Schausteller ihre Fahrgeschäften und Wagen nur noch für große Veranstaltungen aufbauen. Erst, wenn im August auf der Beecker Kirmes in Duisburg die bunten Lämpchen angehen, geht´s am Niederrhein wieder rund. Rudolf Edling ist Vorsitzender des Vereins Reisender Schausteller Moers und erklärt die Vorliebe der Schausteller fürs große Spektakel. In Moers sind jetzt drei kleine Kirmessen abgesagt worden. Läuft das Geschäft für die Schausteller so viel schlechter?

Edling: Allgemein gesehen ist in der Schaustellerbranche in den letzten Jahren ein deutlicher Rücklauf zu verbuchen. Wir konkurrieren mit anderen Freizeitangeboten, den Freizeitparks, Beachpartys, aber auch Stadt- und Pfarrfesten.

Warum haben die Leute kein Geld mehr für die Kirmes übrig?

Edling: Die Kirmes soll für die Bürger erschwinglich bleiben. Das geht aber nicht, wenn die Standpreise so hoch sind. Obwohl ja nicht an der Kirmes verdient werden soll, sondern auf der Kirmes.

Dann lohnt sich der kleine Rummel weder für die Betreiber, noch die Besucher?

Edling: Ja, die Besucher bleiben weg. Die Schießbude und das Pfeilewerfen für die Kleinen - das ist einfach nicht mehr attraktiv genug. In Moers kann man der Stadt aber keinen Vorwurf machen. Die Standgebühren wurden in den vergangenen Jahren stark gesenkt, um die Vorort-Kirmessen zu retten. Das hat leider nicht geklappt.

Das klingt nach einem hausgemachten Problem.

Edling: Die Kollegen mit den Top-Geschäften müssen immer wieder neue Attraktionen bieten. Wer sein Geschäft hegt und pflegt und auch mal etwas Neues hat, fährt aber zu den großen Veranstaltungen, zum Beispiel zur Fronleichnamskirmes nach Sterkrade. Zu den Vorortkirmessen können diese Kollegen nicht fahren.

Warum nicht?

Edling: Wegen der Stand-, Personal- und Versicherungskosten rechnet sich das nicht mehr. Selbst ich würde, wenn in Repelen Kirmes wäre, mein Geschäft zu Hause stehen lassen. Das lohnt sich einfach nicht.

Gibt es den gemeinsamen Ausflug zum Familientag auf der Kirmes nicht mehr?

Edling: Doch. Die Familientage werden auch gut besucht. Aber auch nur bei den großen Veranstaltungen. Größer, greller, grenzenloser - das will das Publikum haben.

Und was haben sich die Schausteller für dieses Publikum einfallen lassen?

Edling: Vergangenen September habe ich selbst für 200 000 Euro einen neuen Ausschankwagen angeschafft - die "Airport-Bar". Die hat einen ganz neuen Stil. Ist nicht so bunt wie andere Kirmeswagen, sondern silbern, jung und modern. Die Athmosphäre erinnert an den Düsseldorfer Flughafen. Und es gibt dort Cocktails und die neuen Bier-Mixgetränke. Die High-Tech-Entwicklung bei den Fahrgeschäften ist allerdings in den letzten zwei Jahren eingestellt worden. Da ist man schon an die Grenzen dessen gegangen, was der Körper überhaupt aushalten kann. Ältere Geschäfte werden wieder hervorgeholt. Auf den neuesten Sicherheitsstandard gebracht und mit neuer Gestaltung - zum Beispiel mit Motiven und Figuren bekannter Kinofilme - werden die auch wieder gut angenommen.

Womit könnten die Veranstalter Ihnen denn helfen?

Edling: Ich denke nicht, dass die uns helfen können. In Moers haben wir gute Standorte auf den Marktplätzen, die Standkosten sind nicht zu hoch. Und noch etwas dazugeben können sie uns ja auch nicht, damit wir die Kirmes machen. Das Ordnungsamt hat wirklich alles getan, um die Kirmessen zu erhalten.

Auch, wenn es in Moers nicht geholfen hat - können die Schausteller immer auf die Unterstützung der Städte setzen?

Edling: In Duisburg zum Beispiel ist das anders. Dort sind die Veranstaltungen in private Hände gekommen und dann stehen die Interessen der Veranstalter zu sehr im Vordergrund. Diese Privatisierung, die Übernahme von Veranstaltungen durch Stadtmarketingvereine zum Beispiel, finden wir nicht gut. Die Standgebühren könnten ins Unermessliche steigen. Außerdem bedeutet die Privatisierung für uns, dass Altbeschicker, die immer mit ihren Wagen da waren, nicht mehr berücksichtigt werden müssen. Ein Beispiel: Das Moerser Parkfest ist von einem Fremdveranstalter ausgerichtet worden. Ich hätte auch gerne daran teilgenommen. Wurde aber, obwohl ich selbst angefragt hatte, als Moerser Gewerbebetrieb nicht berücksichtigt.

Was verpassen die Leute denn, wenn es keine kleine Kirmes mehr gibt? Machen Sie doch einmal Werbung in eigener Sache.

Edling: So eine kleine Kirmes kann sehr romantisch sein und gemütlich. Da gibt es im Rummel auch Rückzugsmöglichkeiten, Biergärten zum Beispiel. Für viele hat die kleine Kirmes Nostalgiewert. Vielleicht sehen Sie dort die Raupenbahn, die Erinnerung an erste Küsse weckt.

25.06.2007 SIMONE BELLINGRÖHR
Quelle: NRZ

Gruß
Marcel
Aus Bochum. Und aus Liebe!

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Maaahzel


 

 
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2. Andere Stadt, anderes Problem - gleiche Auswirkung: Niedergang der Kirmes
04-Jul-07, 10:09 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Niedergang der Kirmes

Eschweiler. Und? Waren Sie am Wochenende auf der Kirmes? Was zu anderen Zeiten eine überflüssige Frage gewesen wäre, da man sich selbstverständlich in den vorherigen Tagen auf dem Rummel getroffen hätte, ist in Eschweiler leider mittlerweile zur Realität geworden: Die Peter-Paul-Kirmes, welche vor Jahren auf den Drieschplatz «ausgelagert» wurde, fristet ein kümmerliches Dasein.

«Raus aus der Stadt auf ein großes Gelände, das genügend Raum und Freiheit für ein ausgelassenes Wochenende bietet», lautete damals das Motto. In Wahrheit wurde mit dieser Entscheidung der Niedergang der traditionellen Eschweiler Sommer-Kirmes eingeleitet.«Die normale Kirmes oder auch ähnliche Veranstaltungen wie Schützenfeste gehen immer mehr den Bach runter», stellt Kirsten Giebel aus Düren fest.

Mit ihrem Reibekuchenstand steht sie momentan auf dem Driesch und hofft auf Kundschaft. Sie selbst kennt die Peter-Paul-Kirmes bisher nur als Gast und ist das erste Mal seit zehn Jahren wieder in Eschweiler auf dem Rummel. Das Geschäft ist hart geworden, gerade für das Schaustellergewerbe. Gutes Geld kann man mittlerweile hauptsächlich nur noch auf sogenannten «Sonderveranstaltungen» machen.

Der Alltag an Wochenenden wie in Eschweiler sieht anders aus: «Wir sind zwar immer zuversichtlich - das muss man in unserem Beruf sein-, aber es ist schon schwierig. Letztlich sind wir einfach auf jede Veranstaltung angewiesen. Es ist besser, 100 Euro mehr zu haben als sie nicht zu haben», erklärt Giebel die Situation.Währenddessen ist der offizielle Startschuss für die Peter-Paul-Kirmes gefallen: Die Autoscooter rollen und locken erste Fahrgäste an, die Raupe folgt kurze Zeit später. Es sind die einzigen beiden großen Fahrgeschäfte, die dieses Jahr in Eschweiler die Besucher anlocken sollen. Daneben gibt es noch kleinere Karussells für Kinder, Spielstände und die obligatorischen Buden mit süßen und herzhaften Leckereien.

Das diesjährige verkleinerte Angebot führt dazu, dass die Kirmes mir rund 15 Ständen lediglich eine Straße bildet, die knapp ein Drittel des Drieschs belegt. Bei Marita Cremer-Peiffer drehen sich unterdessen die kleinen gelben Enten im Wasserstrudel und erste Kundschaft hatte sie ebenfall schon. Bei ihr gibt es keine Verlierer. Jeder gewinnt einen kleinen Preis nach seiner Angelpartie. «All das kostet Geld», macht sie deutlich. «Egal ob es die Präsente, die Liege- oder Energiekosten sind.» Der Samstag hält trotz einiger bedrohlicher Wolken gutes Wetter parat. So finden auch mehr und mehr Besucher den Weg hinaus auf den Rummel, so wie Erika Kurth mit ihrem Enkel Joshua. Dem kleinen Jungen gefallen die Attraktionen und vor allem die vielen leckeren Schleckereien.

Die Oma kennt die Eschweiler Kirmes dagegen noch zu besseren Zeiten: «Es ist nicht mehr wie früher. Man geht halt mal eine Runde und dann wieder nach Hause. Wäre die Kirmes - wie auch in Stolberg - wieder in der Stadt, wäre es schon schöner.» Karin Müller, die mit ihrer kleinen Tochter vor dem Karussell steht, wünscht sich mehr Fahrgeschäfte. «Schade! Gerade für kleinere Kinder gibt es zu wenig Angebote», meint sie. Und immer wieder die abschließende Bemerkung von den Besuchern: «Die Kirmes soll zurück in die Innenstadt.»Marion Gehlen kommt aus Eschweiler, steht traditionell mit ihrem Wagen auf dem Driesch und setzt sich für eine Wiederbelebung der Peter-Paul-Kirmes ein. «Wir alle, egal ob vom Schaustellerverband oder die Besucher - möchten wieder in die Stadt rein!», macht sie deutlich.

Man kann den Kirmesleuten keinen Vorwurf machen. Einsatz und Vorbereitung stimmen, doch die Schwächen der Lokalität können nur schwer abgefangen werden.Kirmes hat Tradition! Bürger und Gäste treffen sich auf Rummelplätzen, um Gemeinschaft zu pflegen und den Alltag ein wenig zu vergessen. Doch für die Erhaltung von Tradition benötigt man Einsatz und Willen. Die Schausteller auf dem Driesch lassen diesen nicht vermissen: Sie leben ihren Beruf. Doch wird ihnen durch die Umstände das Leben nicht leicht gemacht. So bleibt ein altes Politikum in Eschweiler bestehen: Kirmes auf dem Driesch oder in der Stadt?

Wer am Wochenende den Weg raus auf den Platz fand, wird die Antwort schnell erkannt haben: Die Zukunft der Kirmes steht auf der Kippe. Die Verantwortlichen der Stadt müssen erkennen, dass eine kleine Sommerkirmes wie zu Peter und Paul in die Stadt gehört. Hier gibt es die Laufkundschaft, die den Tagesbetrieb am Laufen hält und das gastronomische Umfeld, welches auch am Abend Leute anlocken würde. Es scheint fast, dass nur so aus einer Frage, die heute meist Kopfschütteln erzeugt, wieder ein klares Bekenntnis werden könnte: «Natürlich war ich auf der Peter-Paul-Kirmes in Eschweiler!» Denn da ist sich Kirsten Giebel zusammen mit ihren Schaustellerkollegen einig: «Auch in einer Kleinstadt kann man Bombenfeste feiern!»

Quelle: Aachener Zeitung

Maz

Son Of A Gun

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