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Babelsbergs Western-Filiale
19-Jul-05, 12:02 Uhr ()
Aus der Berliner Zeitung:

Babelsbergs Western-Filiale
Filmpark plant den Einstieg in den Freizeitpark Silver Lake City bei Templin
Jens Blankennagel und Martin Klesmann

TEMPLIN. Babelsberg, die älteste europäische Filmstadt, war vor Jahrzehnten auch die Heimat des zweitbekanntesten deutschen Indianers. Scharen von Kindern zog es in die Kinos, um Gojko Mitic, den "DEFA-Chefindianer", als Tecumseh, Osceola oder Ulzana zu sehen. In Babelsberg wird weiter fleißig gedreht - wenn auch keine Indianerfilme mehr. Doch im Filmpark, der zur Medienstadt gehört, ist eine von 20 Attraktionen die 50 Meter lange Westernstraße mit Saloon und Sheriff-Office. 320 000 Besucher zählte der Filmpark im Vorjahr. Die Westerntradition scheint ausbaufähig - rund 110 Kilometer entfernt steht im nordbrandenburgischen Templin die Westernstadt "Silver Lake City" leer. Die Betreiber sind pleite. Der Wilde Westen ist zu haben.

Filmpark-Geschäftsführer Friedhelm Schatz kann sich vorstellen, die Western-Stadt zu übernehmen. "Ich befasse mich in den nächsten Tagen intensiv mit der Erstellung eines Konzeptes", sagt Schatz zu der "sehr komplexen Materie". Der Wilde Westen sei ja im Osten Deutschlands nicht so verwurzelt - trotz Gojko Mitic. Deshalb müsse das Western-Stadt-Projekt durch weitere Facetten bereichert werden. Denkbar wäre etwa das Herausstellen der uckermärkischen Endmoränenlandschaft, die in der Eiszeit entstanden ist. "Das Projekt muss vor Ort stärker verwurzelt sein", sagt er. Den 90 entlassenen Mitarbeitern der Western-Stadt will er keine unrealistischen Hoffnungen machen.

Pleite im Frühjahr

Der 70 000 Quadratmeter große Freizeitpark am Templiner Röddelinsee war Ende Juli 2004 verspätet in die erste Saison gestartet. Die Ziele der Betreibergesellschaft HHB waren groß: 17 Millionen Euro wollten sie in die Westernstadt investieren und noch einmal 50 Millionen Euro in eine Feriensiedlung mit Marina. 250 000 Gäste sollten jährlich Eintritt zahlen. Doch in der verkürzten, viermonatigen Saison waren es nur 50 000. Im Frühjahr meldeten die Passauer Betreiber kurz vor dem Saisonstart ihre Insolvenz an. Seitdem sucht die Hausbank, die viel Geld vorgeschossen hat, nach einem neuen Investor. "Ich kann mir gut vorstellen, dass Herr Schatz vom Filmpark etwas auf die Beine stellen kann, das langfristig Erfolg hat - und nur darum geht es mir", sagt Insolvenzverwalter Thomas Wazlawik von der Passauer Kanzlei Kübler. Wazlawik hat nach eigenem Bekunden schon reichlich Anrufe von Interessenten entgegengenommen, vom Format der Filmpark-Leute war niemand. "Es gibt nur sehr wenige, denen die Weiterführung zuzutrauen ist", sagt er. "Der neue Betreiber muss gute Erfahrungen auf diesem speziellen Gebiet haben." Bis zum nächsten Frühjahr will der Anwalt die Westernstadt gerettet haben. "Länger als eine Saison kann man so einen Freizeitpark nicht schließen", sagt er. "Sonst ist es vorbei."

So sieht es auch Templins Bürgermeister Ulrich Schoeneich. "Immer wieder kommen Leute, die in die Westernstadt wollen und dann vor verschlossenen Türen stehen." Immerhin besuchten täglich etwa 1 000 Gäste die Westernstadt, genauso viele wie die zweite Hauptattraktion im Heilbad Templin: die stadteigene Naturtherme. "Wir spüren, dass deutlich weniger Touristen kommen", sagt Schoeneich. "Ich rechne fest damit, dass im Frühjahr wieder Saisonstart ist. Die Banken haben bei uns investiert, sie wollen endlich auch Geld verdienen."

Rings um die Hauptstadt buhlen knapp zwei Dutzend Thermen, Spaßbäder und Freizeitparks wie Tropical Islands um die Ausflügler aus Berlin. Doch in der Uckermark ist der Tourismus neben der Landwirtschaft der einzige ernst zu nehmende Wirtschaftszweig. Die Postkartenlandschaft ist geprägt von Eiszeithügeln. Der Kreis ist zwar größer als das Saarland, aber so dünn besiedelt wie kein anderer in Deutschland.

"Wer dort mit einem thematisch interessanten Angebot aufwartet, das ständig Abwechslung bietet und in der Region gut vernetzt ist, kann Erfolg haben", sagt Christian Tänzler von der Tourismus-Marketing-gesellschaft TMB. Ein vergleichbares Beispiel sei die Skihalle "Snowtro-polis" in Senftenberg. Die in Templin geplante thematische Verknüpfung mit der Eiszeit sei eine gute Idee, sagt Tänzler.

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jwahl

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1. RE: Babelsbergs Western-Filiale
11-Mar-06, 13:55 Uhr ()
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Der Tagesspiegel berichtet

Schatz kauft Silbersee
Der Chef des Filmparks Babelsberg übernimmt die insolvente Westernstadt Silver Lake City

Von Claus-Dieter Steyer

Templin - In der uckermärkischen Einöde vor Templin sollen die Colts wieder rauchen, Indianer tollkühn durch die Straßen reiten, vermeintliche Gauner ihre Taschenspielertricks zeigen. Die nach nur einer Saison in die Pleite gerutschte Westernstadt einer bayerischen Investorengruppe versucht am 1. Juni den Neubeginn. Friedhelm Schatz, Geschäftsführer des Filmparks Babelsberg, unterzeichnete gestern den Kaufvertrag für das rund 200 000 Quadratmeter große Areal der Silver Lake City am Röddelinsee, rund 80 Kilometer nördlich Berlins. In sein „Eldorado“, wie die Stadt nun heißen soll, will Schatz bis Ende Oktober bereits 70 000 Besucher locken. Ab der übernächsten Saison rechnet er mit jährlich 100 000 Gästen. „Mich reizt die Herausforderung, auf dem platten Land mit einem Freizeitpark Geld zu verdienen“, sagte Schatz. „Die Westernstadt ist ja wie ein Ufo mitten in der Uckermark gelandet. Der Bahnhof liegt einige Kilometer entfernt, so dass wir als Erstes einen Busverkehr einrichten müssen.“

Der mehr als zwei Meter große Chef des Filmparks Babelsberg arbeitet seit 13 Jahren in Brandenburg. Er ist in der Lüneburger Heide groß geworden und hat unter anderem in den Bavaria Ateliers als Produktionschef für Fernsehfilme gearbeitet. 1993 übernahm er die Studiotour- Gesellschaft in Babelsberg; ab Februar 2001 leitete er das Krongut Bornstedt in Potsdam. Mit einem Programm aus Unterhaltung, Gastronomie und historischer Handwerkskunst schaffte der 55-jährige Vater von vier Kindern eine bis dahin in einem Unesco-Weltkulturerbe für kaum möglich gehaltene Attraktion. Auf Anhieb lockte er im Eröffnungsjahr 450 000 Neugierige an. Seit März 2003 leitet er wieder den Filmpark Babelsberg, wohin jährlich 400 000 Besucher kommen. „Das ist aber auch der größte Unterschied zum Eldorado“, erklärt Schatz, der sich im Gespräch immer wieder mit der Hand durch seine lange Haarpracht fährt. „Babelsberg ist für den Film ein authentischer Ort, in der Uckermark aber waren nie Cowboys und Indianer zu Hause.“ Deshalb will er die „herrliche Natur“ in sein künftiges Programm einbeziehen. Er denkt an den Bau von Flößen durch die Besucher, Kanufahrten, Ausritte und die Fütterung von Bibern in einer großen Burg.

Rund eine Million Euro will der jetzige Alleineigentümer in den Ausbau der Anlage stecken. Dazu kommen 6,4 Millionen Euro Fördermittel des Landes Brandenburg, die schon die alten Betreiber der Westernstadt beantragt hatten. „Wir haben das Geld aber nicht ausgezahlt, weil uns das Konzept nicht überzeugte und es keine Garantie von Arbeitsplätzen gab“, sagte Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU). Er sei mit den vorgelegten Plänen von Friedhelm Schatz sehr zufrieden. 50 Jobs sind geplant, wobei die alten Beschäftigten zuerst ein Angebot erhalten.

Über den Kaufpreis schwiegen gestern alle Beteiligten. Dieser dürfte jedoch bedeutend unter der Summe von 13 Millionen Euro liegen, die die einstigen Eigentümer vor ihrer Insolvenz in die Westernstadt investiert hatten. Dafür werden die vormaligen Eintrittspreise halbiert. Die Karte für Erwachsene kostet jetzt 8,50 Euro, für Kinder 6,50 Euro. Für Schulklassen und andere Gruppen gibt es Rabatte.

Spätestens ab der übernächsten Saison sollen die Besucher den in zahlreichen Defa-Filmen zum DDR-Chefindianer gekürten Schauspieler Gojko Mitic erleben, der jetzt noch als Winnetou in Bad Segeberg auf der Bühne steht. Auf einer großen Bühne in Templin sollen die alten Streifen wie „Die Söhne der großen Bären“ oder „Chingachgook, die große Schlange“ aus den Sechzigerjahren eine Schauspiel-Renaissance erfahren.

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