Freizeitparkweb - Das Freizeitpark Forum

Titel: "'Disneyland der Atombombe' in Las Vegas"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
Druckversion    
Foren-Gruppen Allgemeines Forum Beitrag Nr. 5740
Beitrag Nr. 5740
Maaahzel


 

 
eMail senden Maaahzel Private Nachricht senden an Maaahzel Freundesliste ICQ
'Disneyland der Atombombe' in Las Vegas
19-Apr-05, 15:44 Uhr ()
Spielcasinos, Monsterhotels und aufwendige Unterhaltungsshows gibt es schon, jetzt ist Las Vegas um eine Attraktion reicher - das weltweit wohl einzigartige Atomtestmuseum. Im "nuklearen Themenpark" kann man unter anderem mit Geigerzählern und radioaktivem Material spielen.

"Bester Blick aufs Armageddon"

Las Vegas ist um eine Attraktion reicher: Dort wurde jüngst das weltweit wohl erste Atomtestmuseum eröffnet. Ganz wie es sich im megalomanischen Spielerparadies in Nevada gehört, spart das wissenschaftlich durchaus ernst zu nehmende Museum nicht mit protziger Präsentation und lauten Effekten.

Atomtest-Themenpark

Wer sich Eintrittskarten für das Atomic Testing Museum kauft, macht das an einem Schalter, der wie die Wachstation des Testgeländes aussieht. Das integrierte Kino ist wie ein Bunker gestaltet, eine rot leuchtende Uhr zählt den "Countdown bis zur nächsten Show" herunter, und in der Ausstellung sind regelmäßig dumpfe Explosionsgeräusche zu hören. Besucher können selbst Geigerzähler ausfassen und die Gammastrahlung verschiedener Objekte messen und radioaktive Objekte hinter Sicherheitsglas manipulieren.

Nukleare Werbung

Mit dem Museum knüpft Las Vegas pünktlich zum 100-Jahr-Jubiläum der Stadt an seine oft kuriose Geschichte an. Denn dass in der Wüste ums Eck - auf einem Gelände, das als "wichtiges Schlachtfeld des Kalten Krieges" gilt - Atombomben getestet wurden, verkauften die findigen Hotel- und Casinobesitzer natürlich prompt als Attraktion.

Atompilz-Frisuren

Die Sky Bar des Desert-Inn-Hotels vermarktete sich damit, sie biete "den besten Blick aufs Armageddon", berichtet der Autor Michael Ybarra im Online-Magazin OpinionJournal. Die Casinos warben damit, dass neu gewürfelt werden dürfe, wenn durch die Atomtests wieder einmal die Erde bebte; und, berichtet Ybarra, die örtlichen Haarschneider hätten sogar Frisuren in Form von Atompilzen angeboten.

Vom Bikini-Atoll nach Nevada

Das von der "Nevada Test Site Historical Foundation" gestaltete, 750 Quadratmeter große Museum rollt die Geschichte der US-Atompolitik seit dem Zweiten Weltkrieg auf. Die Stiftung arbeitete gemeinsam mit der Smithsonian Institution zehn Jahre am Konzept. Die ersten US-Atomtests fanden 1945 in New Mexico statt. Nach den zwei Atombombenabwürfen über Japan wurden die nuklearen Experimente nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Bikini-Atoll im Pazifik fortgesetzt.

Keine "schreckliche Sache"

Das konnte sich das Pentagon allerdings nicht lange leisten, musste es doch für jeden Test Personal und Ausrüstung quer durch die halbe Welt fliegen. Das neue, kontinentale Testgelände sollte dieses Dilemma beheben - und hatte in den Augen der Militärstrategen noch einen "positiven" Nebeneffekt: Es zeigte der Öffentlichkeit, "dass die Bombe nicht so eine schreckliche Sache war, dass man sie erst 8.000 Kilometer von den Vereinigten Staaten entfernt ausprobieren musste".

Ideal für "unangenehme Sachen"

Nevada war der ideale Platz für diesen Umzug - meinte man zumindest außerhalb Nevadas. "Die Regierung und die meisten Einwohner der anderen 49 Bundesstaaten haben Nevada immer für ein passenden Ort gehalten, um unangenehme Sachen zu machen", zitiert das OpinionJournal aus dem Buch "The Bomb" des US-Historikers Gerard J. DeGroot.

Erster Test 1951

Der erste Atomtest in Nevada fand schließlich am 27. Jänner 1951 statt. Ein Bomber der Air Force flog von seinem Stützpunkt in New Mexico aus zum rund 100 Kilometer nordwestlich von Las Vegas gelegenen Testgelände und warf eine nukleare Bombe mit einer Sprengkraft von einer Kilotonne ab. Später wurden die Atomtests allerdings unter die Erde verlegt. Insgesamt wurden innerhalb von vier Jahrzehnten 928 Nuklearsprengkörper in Nevada detoniert.

Kraterlandschaft

Satellitenbilder (hier via Google Maps) zeigen das Gelände, das nur wenige Kilometer vom Luftwaffenstützpunkt Nellis Air Force Range alias "Area 51" entfernt liegt, heute als von den vielen Detonationen "verkraterte" Mondlandschaft. Kein Wunder, dass sich NASA-Astronauten hier auf ihre Mondlandung vorbereiteten.

Atomenergie für Ingenieure?

In Nevada wurden aber auch zivile Verwendungsmöglichkeiten von nuklearen Sprengungen getestet. Eine 104-Megatonnen-Explosion sollte 1962 etwa beweisen, dass Atomtechnologie ideal zur Erdverschiebung für große Landgewinnungsprojekte sei. Tatsächlich wurden mit nur einer Detonation 4,5 Millionen Kubikmeter Erde bewegt - allerdings war am nächsten Tag die Milch im benachbarten Salt Lake City radioaktiv verseucht.

1992 eingestellt

Die Atomtests in Nevada wurden 1992 auf Grund internationaler Vereinbarungen eingestellt. Die US-Regierung hält das Gelände aber betriebsbereit.

Links:
Atomic Testing Museum
Opinion Journal

Quelle: ORF.at
Bilder: Atomic Testing Museum

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben

WP


 
Mitglied seit 21-Feb-02
4355 Beiträge
 
eMail senden WP Private Nachricht senden an WP Freundesliste
1. RE: 'Disneyland der Atombombe' in Las Vegas
20-Apr-05, 20:02 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
- die hellen Detonationsblitze waren noch in Las Vegas zu sehen und damals eine Touristenattraktion.

(aus der Kirmes und Park Revue Nr. 93)


Und in 50 Jahren werden sich eventuell unsere Enkel wundern über unseren sorglosen Umgang mit Handys und Mikrowellenherd...

.........................

http://PayerFotografie.com

Payerfotografie is also on
facebook and Instagram

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben


Foren-Gruppen | Beiträge | Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag

(c) Freizeitparkweb.de (Alexander Jeschke)
Für alle Beiträge sind die jeweiligen Autoren selbst verantwortlich.
Es gelten die allgemeinen Nutzungsbedingungen aus dem Impressum