Noch ein Artikel zur Schließung der Anderswelt, diesmal mit ein paar allgemeinen Gedanken über Parks in Österreich. (Veröffentlicht von DiePresse.com, 09.02.05)
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Es gibt wenig zu lachen
VON MARIA MITTERMAIR (Die Presse) 09.02.2005
In Österreich machen nicht nur Natur und Kultur den Erlebnisparks Konkurrenz. Es mangelt auch an guten Konzepten, sagen Experten.
WIEN. Nachdem der Tiroler Freizeitpark "Playcastle" vor knapp vier Jahren gefloppt ist, steht nun ein weiterer Themenpark vor dem Aus: Nach nur drei Jahren Betrieb wird die "Anderswelt" im Waldviertel stillgelegt. "Die Geschichten waren zu wenig interessant. Somit konnten wir kaum Wiederholungsbesucher für uns gewinnen", stellt Thomas Hetzendorfer, Geschäftsführer des niederösterreichischen Mystikparks, fest.
Während die Anderswelt 2002 noch 50.000 Besucher zählte, waren es im Vorjahr gerade einmal 23.000 - erwartet waren 120.000. "Es war ein Versuch, eine Neuart des Tourismus im Waldviertel anzukurbeln. Auch die Bevölkerung hat das Projekt nicht unterstützt", meint Hetzendorfer. Die Einwohner wollten nichts als eine Therme. Doch laut Geologen gebe es weit und breit kein Warmwasser.
Für den Bau von Freizeitparks werden freilich auch reichlich Fördergelder bezahlt. "Dann passiert wie im Waldviertel eine Ansiedlung, wo sie nie hätte stattfinden dürfen", erklärt der deutsche Freizeitpark-Experte Heinz-Rico Scherrieb. Und das habe eben in einer blanken Katastrophe geendet. Kinder würden heute eher von UFO's träumen und nicht von verschollenen Forschern oder reitenden Indianern.
Österreich fehle auf der einen Seite die nötige Bevölkerungsdichte, glaubt Scherrieb. Auf der anderen Seite ist die Konkurrenz so stark wie kaum wo anders: "Gegen das Angebot aus Natur und Kultur komme ein Freizeitpark kaum an." Zudem sind die Ansprüche der Besucher schon sehr hoch. "Fünf Prozent der Österreicher haben Disney-Erfahrung", weiß der Freizeit-Experte. Dafür sind für den Erfolg von Freizeitparks in Österreich vor allem "so simple Dinge wie Erreichbarkeit, Nähe zum Tourismus und gute Vermarktung notwendig", erklärt Egon Smeral, Freizeitforscher des Wirtschaftsforschungsinstituts. "Zur Anderswelt meint er: "Da ist ja nichts in der Nähe, es müssten einfach Touristenzentren im Einzugsbereich liegen". "Bisher ging man in Österreich an Themenparks immer relativ halbherzig heran, zu einem wirklich guten Konzept hat es nie gereicht", beobachtet der Freizeitforscher des Ludwig-Boltzmann-Instituts, Peter Zellmann. Es mangle in ganz Österreich an Investitionsmut. "Fun und Action" kämen zu kurz, obwohl sie wichtiger als pädagogische Inhalte seien.
Anders sind die Swarovski Kristallwelten in Wattens konzipiert: "Sie sind in eine Tourismusregion eingebettet. Bei Schlechtwetter sind sie ein ideales Ersatzangebot", sagt Zellmann. Nachdem das Angebot erweitert wurde, konnte die Besucherzahl im Vorjahr um ein Fünftel gegenüber 2003 auf 720.000 gesteigert werden.
Im Kärntner Freizeitpark Minimundus versucht man derzeit, Strategien gegen den Besucherschwund auszuarbeiten. "In Klagenfurt leben wir vom Kärntner Tourismus, dem es zuletzt nicht sehr gut ging", erklärt Minimundus-Geschäftsführer Diethard Humer. Deshalb will man nun Ausflugstouristen etwa aus Slowenien für die Klagenfurter Welt in Klein begeistern. Zudem wird im Mai ein "Minimundus 2" am Bodensee eröffnet. Kosten: 14 Mill. Euro.
Auch international sind Freizeitparks in der Krise. Das Pariser Euro Disney war erst 2004 mit einem Rettungspaket vor dem Bankrott gerettet worden. Der Nettoverlust hatte sich im Jahresvergleich von 56 auf 142 Mill. Euro ausgeweitet. Und auch drei Freizeitparks des dänischen Spielzeug-Herstellers Lego gelten als verlustreiche Sorgenkinder.