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Der Tagesspiegel, 24. 05. 2003Familienpark statt großer Rummel
Von Steffi Bey
Das Riesenrad soll sich als Wahrzeichen auch weiter im Plänterwald drehen. Doch auf den ganz großen Rummel mit Fun-Fahrgeschäften im Spreepark will das französische Unternehmen Grévin & Compagnie verzichten, falls es den Zuschlag für Berlins einzigen Vergnügungspark erhält. Nur kleinere Anlagen für zehn- bis 15-jährige Jungen und Mädchen seien geplant. Gemeinsam mit dem Entwicklungsdirektor Tanneguy de Menibus stellte der Anwalt des Unternehmens, Theo Rauh, am Donnerstag vor Anwohnern und Mitgliedern der Bürgerinitiative Plänterwald das französische Konzept für einen neuen Park vor. Demnach soll ein Familienpark mit Gartenatmosphäre entstehen: Ein Streichelzoo, Clowns und Animation, Malwettbewerbe und Workshops für Kinder sowie ein paar Karussells.
„Die Besucher sollen hier vor allem entspannen“, so de Menibus. Von der im Erbbaupachtvertrag ausgewiesenen 28,7 Hektar großen Spreeparkfläche benötige Grévin nur 23 Hektar. Das Unternehmen, das in Europa zehn Freizeitparks betreibt, möchte das Areal für 80 Jahre pachten und einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Sollte Grévin den Zuschlag erhalten, sollen 60 Arbeitsplätze entstehen. „Aus jetziger Sicht ist aber der einst angestrebte Eröffnungstermin im Jahre 2004 ungewiss“, erklärte Rauh.
Denn die Verhandlungen über die Zukunft von Berlins einzigem Vergnügungspark ziehen sich in die Länge. Zwei Bewerber buhlen seit Monaten um den Zuschlag für das Gelände im Plänterwald. Doch noch immer haben der Insolvenzverwalter und die Gläubiger des Pleite gegangenen Betreibers Norbert Witte nicht entschieden, wem der Spreepark zugesprochen wird. „Wir äußern uns während der laufenden Verhandlungen nicht mehr öffentlich“, erklärte Rechtsanwalt Stefan Schacht. Das sei auch mit dem Liegenschaftsfonds, der das an der Spree gelegene Areal verwaltet, vereinbart worden.
Grévin dagegen berichtet von einem „fünfseitigen Vertragsentwurf“. „Wir liegen aber noch zu weit auseinander“, betont Anwalt Theo Rauh. Bei einem Gespräch mit dem Liegenschaftsfonds am gestrigen Freitag dürfte es vor allem um die Bewältigung des Schuldenberges von 15 Millionen Euro gegangen sein. Wie berichtet, müsste der neue Betreiber einen Teil der Summe übernehmen, beziehungsweise die kreditgebende Bank einen bestimmten Betrag erlassen.
Während seit Monaten nachverhandelt wird, verwahrlost das Spreeparkgelände. „Vandalismus ist an der Tagesordnung“, sagt Anwohner Erhard Reddig. Vor einer Woche stand ein reetgedeckter Holzpavillon in Flammen. Insolvenzverwalter Wolfgang Schröder hat inzwischen die Achterbahn und die große Schiffsschaukel „Pirat“ verkauft. Was aus den restlichen, mehr als zehn Jahre alten Fahrgeschäften wird, ist unklar. Auch der zweite Spreepark-Interessent Rolf Deichsel, hinter dem eine Gesellschaft aus 20 Partnern steht, würde die Karussells auf keinen Fall übernehmen.
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Märkische Oderzeitung, 24. 05. 2003
Filmproduzent als dritter Bewerber für den Spreepark
Berlin (ddp-bln). Für den Spreepark im Plänterwald gibt es seit Freitag einen dritten Bewerber. Der Chef der Berliner Filmproduktionsfirma Wewscape, Matthäus Ziegler, habe seine Unterlagen an den Insolvenzverwalter geschickt, schreibt die «Berliner Zeitung» (Samstagausgabe). Nach Zieglers Vorstellungen solle im Spreepark eine Miniaturausgabe des Warner-Brother-Filmparks entstehen - mit modernen Karussells, einem speziellen Kinderland und Shows, bei denen die Besucher auch die Mitwirkenden sind. Ein ähnliches Projekt plane die Firma, die in Wedding beheimatet ist und auch in Bremen und Frankfurt am Main arbeitet, zurzeit bei Magdeburg. Dort solle Ende des Jahres der Baubeginn sein.
Bisher waren zwei Interessenten für den seit zwei Jahren geschlossenen Spreepark bekannt: das französische Unternehmen Grevin et Compagnie, das in Europa zehn Freizeitparks betreibt, und eine Betreibergesellschaft des Spreepark-Schaustellers Rolf Deichsel.
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Berliner Zeitung, 24. 05. 2003
Familiengarten, Rummelplatz, Filmpark
Seit Freitag bewerben sich drei Interessenten um den Spreepark / Eröffnung 2004 ist allerdings fraglich
Karin Schmidl
"Wir sind überzeugt, dass Berlin als Medienstadt so etwas gut vertragen kann", sagt Ziegler. Seit Anfang des Jahres existiert seine Firma in Wedding, die auch in Bremen und Frankfurt am Main arbeitet. Ziegler hat bislang vor allem als Koproduzent mit amerikanischen Filmpartnern gearbeitet.
Bisher gab es zwei Bewerber für den Spreepark: das französische Unternehmen Grévin et Compagnie und eine Betreibergesellschaft des Spreepark-Schaustellers Rolf Deichsel. Nachdem der bisherige Betreiber, die Spreepark GmbH von Norbert Witte, vor zwei Jahren Pleite ging, Witte sich nach Peru absetzte und in Berlin einen Schuldenberg von elf Millionen Euro hinterließ, verrotten im Park die Karussells. Einige hat der Insolvenzverwalter inzwischen verkauft, um Gläubiger auszuzahlen.
Am Freitag gab es ein erstes Gespräch zwischen Vertretern von Grévin, dem Liegenschaftsfonds und dem Insolvenzverwalter über Konzepte und Geld. Der zweite Bewerber, Rolf Deichsel, hat noch keinen solchen Termin. Und der dritte Interessent wartet jetzt erst mal auf eine Reaktion. Doch für wen sich der Insolvenzverwalter und der Liegenschaftsfonds als Eigentümer der Fläche letztlich entscheiden: Der künftige Betreiber des Spreeparks wird Bedingungen vorfinden, von denen Witte nur träumen konnte. So erarbeitet der Bezirk einen offiziellen Bebauungsplan. Das gibt dem Investor Planungssicherheit, er weiß von Anfang an, womit er rechnen kann. Und was dem alten Spreeparkbetreiber stets verwehrt wurde, ist jetzt ganz offiziell Planungsbestandteil: 900 Stellplätze sind erlaubt. Dass Grévin weit mehr fordert, regt nur die Anwohner auf, die sich um den Zustand ihres Waldgebietes sorgen. Das Planungsverfahren wird Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein. "Dann können die Genehmigungen für den Park erteilt werden", sagt der Baustadtrat von Treptow-Köpenick, Dieter Schmitz (SPD). Ob der künftige Investor dann noch mit der Saison 2004 kalkulieren kann, ist zu bezweifeln.
Ex-Spreeparkbetreiber Norbert Witte ist übrigens wieder in Berlin. Am Olivaer Platz will er eine Disko betreiben, heißt es.
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Ebenfalls Berliner Zeitung, 24. 05. 2003
Vorliegende Konzepte
Grévin et Compagnie: Das Unternehmen aus Paris ist der zweitgrößte Anbieter von Freizeitparks in Europa. Die Firma entstand 1989 mit der Gründung des Park Asterix. Jetzt gibt es zehn Grévin-Einrichtungen in Frankreich, Holland, Deutschland und der Schweiz, u. a. das Wachsfigurenkabinett Musée Grévin in Paris, das Dolfinarium Harderwijk und das Fort Fun Abenteuerland im Sauerland.
Angebot: Das Unternehmen will für den Spreepark einen Erbbaupachtvertrag für 80 Jahre abschließen. Es will mehr als zehn Millionen Euro investieren und einen Teil der elf Millionen Schulden übernehmen.
Konzept: Grévin will auf 23 Hektar Fläche einen Vergnügungs- und Erholungspark für Familien schaffen. Hightech-Attraktionen soll es nicht geben. Vorbild ist der Jardin D'Acclimatation in Paris.
Besucher: Jährlich 500 000 bis 800 000 Gäste sind kalkuliert.
Preise: Keine genauen Angaben, aber es soll niedrige Eintrittspreise geben, Shows, Karussells und Restaurants kosten extra.
Parkplätze/Verkehr: Gefordert werden 1 100 für Pkw und 20 für Busse innerhalb des Vergnügungsparks. Für die Zufahrt wird die Bulgarische Straße präferiert, die Autos würden dann aber durchs Landschaftsschutzgebiet fahren. Möglich wäre ein Parkhaus, dafür wird aber eine geringere Beteiligung an den Altschulden gefordert.
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No ned huddla