Angesichts der gedämpften Lust auf Fernweh hoffen niedersächsische Ferienparks, dass mehr Deutsche Kurzurlaube machen und ihre Einrichtungen besuchen. Viele neue Attraktionen warten auf die Gäste.Hannover. Lieber ein verlängertes Wochenende in der Lüneburger Heide als zwei Wochen Tunesien? Tourismus-Experten sehen angesichts von Krieg, Krankheiten wie SARS und Konjunk- turkrise bei den Deutschen eine gedämpfte Lust auf Fernreisen. Der Urlaub im eigenen Land werde häufig vorgezogen. Von diesem Trend wollen die niedersächsischen Freizeitparks profitieren und hoffen auf weiter steigende Besucherzahlen. „Wir rechnen in diesem Jahr mit 20 Prozent mehr Gästen“, sagt eine Sprecherin des Serengetiparks in Hodenhagen. 2002 kamen insgesamt rund 640000 Besucher, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ohne Investitionen gehe nichts: „Nur wer Neues bietet, kann auch neue Menschen locken“, meint die Sprecherin. Der Serengetipark erweitert in diesem Frühjahr nicht nur seine „Dschungel-Safari“, sondern eröffnet Ende Mai auch ein Freigehege für seine weißen Tiger. Der Vogelpark Walsrode bietet nach eigenem Bekunden „mehr als nur Vögel“. Ein buntes Veranstaltungsprogramm soll eine neue Klientel ansprechen: Vom 17. Mai bis zum 1. Juni dreht sich alles um Australien, am 15. Juni singt Gotthilf Fischer mit Besuchern Vogellieder und Volksweisen. Im vergangenen Jahr kamen rund 412000 Menschen in den Vogelpark, 2,5 Prozent mehr als 2001.
Der Heide-Park in Soltau verspricht neben Nervenkitzel –am 24. April geht der 103 Meter hohe Turm „Scream“ in Betrieb, von dem Besucher mit Tempo 100 den freien Fall in die Tiefe erleben können–auch mehr Familienunterhaltung. Außerdem hat der Geschäftsführer des Vergnügungsparks, Hannes Mairinger, Senioren als neue Zielgruppe im Visier, die mit ihren Enkeln kommen: Wer über 65 Jahre alt ist und eine Karte für 24 Euro erwirbt, erhält ein Jahr lang freien Eintritt. Normalerweise kostet die Jahreskarte 55 Euro.
Der Freizeitspaß in Niedersachsen wird nicht nur aufwendiger und vielfältiger, sondern durchweg auch teurer. Die Preise sind um jeweils zwischen 50 Cent und einem Euro erhöht worden, dafür gibt es allerdings vielerorts günstigere Zweitages-, Jahres- oder Familienkarten.
Der Magic Park in Verden wartet in dieser Saison mit einer neuen Wildwasserbahn, einem Ponykarussell, einer Familienachterbahn sowie einem ganz besonderen Zauberer auf. Nach rund 115000 Gästen im vergangenen Jahr hofft Marketingleiter Jörn Reschke, diese Zahl um 30000 bis 40000 steigern zu können. Im Familienpark Sottrum (2002: rund 100000 Besucher) in Holle-Sottrum bei Hildesheim können sich Kinder künftig auf einem 10000 Quadratmeter großen Spielplatz austoben. Parkleiter Peter Deicke rechnet nach einem Umsatzplus von 20 Prozent im vergangenen Jahr auch „weiter mit guten Zeiten“.
Auch der Dinopark Münchehagen in Rehburg-Loccum (Kreis Nienburg) hat nach Auskunft des geschäftsführenden Gesellschafters Bernd Wolter „seit neun Jahren ständig steigende Besucherzahlen“, in diesem Jahr hat er sich vorgenommen, die Zahl um 10000 auf 250000 zu steigern. Aber Wolter gibt sich bescheiden: „In Zeiten wirtschaftlicher Krisen wie jetzt sind schon fünf Besucher mehr im Jahr ein Gewinn.“ Ob Fernweh oder nicht, generell gilt wohl die Gleichung, die eine Sprecherin des Rasti-Lands in Salzhemmendorf-Benstorf (Kreis Hameln-Pyrmont) aufmacht: „Je besser das Wetter, desto mehr Besucher kommen.“
Die Hannoversche Allgemeine stellt in ihrem Reiseteil einige Tierparks in Norddeutschland näher vor. Die Serie startet am kommenden Sonnabend mit dem Vogelpark Walsrode.
Saskia Döhner
(c) http://www.haz.de
Sebastian Horacek alias Coasters