Moin
Ein Artikel aus der Leipziger VOlkszeitung:Nach fünf Jahren Planungs- und Bauzeit ist es morgen soweit: Die Besucher nehmen den am Eröffnungswochenende nahezu ausverkauften Belantis-Freizeitpark in Besitz. Gestern fand die Einweihung für Offizielle mit 600 Gästen statt, darunter Sachsens Wirtschaftsminister Martin Gillo, Bürgermeister, Landräte, Parlamentarier, Diplomaten, Wirtschaftspartner und Parkeigentümer.
Am Einlass in die Welt der Fantasie gab's für jeden Erwachsenen einen bunten Luftballon. Rund 150 Schulkinder hielten mit Park-Geschäftsführer Nikolaus Job Einzug ins Festzelt. Die Zweit-, Dritt- und Viertklässler der Grundschule Zwenkau hatten für diesen Ausflug extra das Okay ihres Bürgermeisters bekommen. Und das erste Wort bei den offiziellen Reden hatte ebenfalls ein Kind: Der siebenjährige Kevin Kemmerling aus der Nähe von Halle trat wie ein kleiner Manager mit Anzug und Redemanuskript ans Mikrofon, stellte sich als Beauftragter der Park-Gesellschafter vor und begrüßte die wichtigsten Ehrengäste. Von seinem Lampenfieber ließ sich Kevin nicht unterkriegen - für alle Fälle stand sogar ein Double bereit.
Nach dem Kind meldete sich nach eigener Aussage "der Opa" zu Wort, Zwenkaus Bürgermeister Herbert Ehme. Belantis liegt zum großen Teil auf Zwenkauer Gemarkung. Ehme erinnerte daran, dass es eine Bürgerbewegung sowie eine Klage gegen die Vergnügungspark-Pläne gegeben hatte. Bis zuletzt sei noch die Frage nach dem Generalschlüssel-System für zwei verschiedene Feuerwehren, die von Leipzig und die von Zwenkau, strittig gewesen und habe den Eröffnungstermin beinahe platzen lassen - nach einem Gespräch mit Landrätin Petra Köpping sei aber auch dieses Problem gelöst worden.
Mit der Einweihung von Belantis wurde die Vergangenheit des Kohleabbaus bewältigt und ins Positive gewendet, sagte Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee. Er dankte Radio-PSR-Geschäftsführer Erwin Linnenbach für die Idee und den langen Atem zur Umsetzung des Vorhabens, das anfangs ausgesehen habe, als sei es nie durchführbar. "Leipzig ist auf dem Niveau großer europäischer Städte angekommen. Hier kann man gut wohnen, arbeiten und ganz toll seine Freizeit genießen", betonte Tiefensee.
Eigentümern von Belantis sind Radio PSR, Radio RS 2 in Berlin, Radio Schleswig-Holstein, das Medienunternehmen des Otto-Versand-Erben Frank Otto sowie private Investoren.
K. Decker
Ein weiterer Artikel aus der Leipziger Volkszeitung mit etwas schlechteren Nachrichten:
Noch kein Tüv-Siegel: "Fluch des Pharao" macht Park-Betreibern zu schaffen
Der "Fluch des Pharao" macht Belantis schwer zu schaffen. Die gleichnamige Attraktion - mit 38 Metern Deutschlands höchste Pyramide samt Wildwasser-Schussfahrt- hatte bis zur Eröffnung gestern Mittag keine Tüv-Erlaubnis. Die Prüfer, die dem feuchten Fahrgeschäft Sicherheit attestieren sollten, suchten bereits seit Anfang der Woche nach Fehlern. "Das ist ein Prototyp, vor allem für den Strömungskanal gibt es keine Vergleichswerte", erläuterte Park-Sprecher Jan Noack den Grund für Dutzende von Probefahrten. Insbesondere leere Boote hätten sich manchmal im Kanal verkantet. Mit Strömungsbohlen werde das nun korrigiert. "Hoffentlich lastet der Fluch des Pharao nicht auf uns", schmunzelte Noack. Bis zum Abend gab's jedenfalls noch kein Tüv-Siegel.
Diese sechs "Erlebniswelten" gibt es in Belantis:
Am Eingang steht das "Schloss Belantis" samt Restaurant, Shop und Ballsaal Belanteum für Feiern.
Die "Küste der Entdecker" lädt mit Schiffsschaukel, Fischerdorf, Bodega und Wasserspielplatz nach Spanien.
Die "Insel der Ritter" lockt nach England mit Achterbahn, Abenteuerspielplatz und dem Verlies des Grauens, in dem Besucher den Boden unter den Füßen verlieren.
Im "Land der Grafen" wird nach Silber geschürft. Im schön-schiefen Mittelalter-Dorf kann das Geld wieder angelegt werden - in Pommes, Bier, Kaffee und mehr. Wackelräder laden zur Fahrt, das Theaterzelt zum Mitmachen. Nebenan geht's beim Gletscher-Rutscher aus 15 Metern Höhe feucht-fröhlich bergab.
Der "Strand der Götter" gibt sich beschaulich bis sportlich: Die Bootsfahrt ist was fürs Gemüt, die Mini-Seilbahn bewegend, beim Aussichtsturm muss anpacken, wer nach oben will.
Im "Tal der Pharaonen" türmt sich neben der unübersehbaren Pyramide vor allem viel Sand. Ein Kinderspielplatz an einer Oase verschafft Ruhe, an einem Mini-Riesenrad dürfen sich Eltern für ihre Kinder abstrampeln - wie im richtigen Leben. Im Pyramiden-Theater mit 800 Sitzplätzen finden täglich fünf Shows der Stuntcrew Babelsberg statt.
Geöffnet hat der Park mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, in den Ferien die ganze Woche. Der Eintritt richtet sich nach Körpergröße: Unter einem Meter ist frei, bis 1,45 Meter kostet's 15 Euro, darüber 17. Im Vorverkauf (Tel. 01805 694 694) wird's jeweils zwei Euro billiger. Der Park ist über die B 186 stadtauswärts Richtung Zwenkau zu erreichen. 2000 Parkplätze stehen bereit, Tagesgebühr pro Wagen: drei Euro. Die Buslinie 118 verkehrt Mittwoch bis Sonntag stündlich ab Endstelle Linie 3 in Knautkleeberg; ab Böhlen Bahnhof fährt an den Wochenenden viermal täglich die Linie 117.
J. ter Vehn
© Leipziger Volkszeitung vom Freitag, 4. April 2003