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MarcelR

 
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40 Jahre Freizeitpark: Mit den Vögeln fing alles an
07-Sep-09, 10:19 Uhr ()
GEISELWIND
40 Jahre Freizeitpark: Mit den Vögeln fing alles an

Das einstige Vogel-Pony-Märchen-Land hat sich im Lauf der Jahre zum modernen Freizeitunternehmen gemausert. Heute bringt die Mischung aus Tierpark, Show und Fahrgeschäften 500 000 Besucher pro Saison.

Ein großer roter Papagei. Ohne Käfig, frei sitzend auf einem Ast. Das ist meine Erinnerung an einen Besuch im Vogel-Pony-Märchen-Park Geiselwind Ende der 1970er Jahre. Nun, 30 Jahre später, bin ich wieder dort – mit meiner dreijährigen Tochter. Und beim Rundgang über das Gelände wurden noch mehr Kindheitserinnerungen wach.

Tüüüüt: Da tuckert der Zwergerl-Express. Gegenüber laden überdimensionale Plastikschwäne zu einer Karussellfahrt ein. Während die großen Vögel anmutig ihre Runden drehen, wird mir klar, dass ich als Kind dort auch schon übers Wasser geschaukelt bin. Ein Hauch Nostalgie. Einige Meter weiter sitzen sie dann, die Papageien. Mit ihnen begann auch die Geschichte des Parks, der heute mit einer Fläche von 40 Hektar einer der größten Freizeitparks in Bayern ist.

Der Kitzinger Kaufmann Ernst Mensinger hatte einen Vogel – und nicht nur einen, sondern eine ganze Menge davon. Sein Hobby war die Kleintierzucht: Hasen, Zwerghühner, Fasane, Tauben, Flamingos. „Mein Vater eröffnete 1969 den Vogel-Pony-Märchen-Park, um Familien die Möglichkeit zu bieten, seltene Vögel zu entdecken“, erzählt Michael Mensinger, der gemeinsam mit seinem Bruder Oliver heute die Geschicke des Unternehmens lenkt. Neu war das Safari-Konzept: „Die Tiere sollten frei herumlaufen und ohne Gitter oder Käfig gezeigt werden.“ Der Erfolg gab dem Kaufmann recht: Schon in der ersten Saison strömten mehr als 100 000 Besucher bei einem Eintrittspreis von 1,80 D-Mark durch die Eingangstore.

Heute ist der Park viel größer und um viele rasante Fahrgeschäfte reicher, das macht sich auch am Eintrittspreis bemerkbar. Wir lassen Uhus, Eulen und Flamingos erst mal links liegen und heben uns Waldsee und den Chill-out-Bereich mit bunten Liegstühlen für später auf. Wir wollen Action. Vorbei am Wikingerschiff und einem Riesen-Bocksbeutel, in dem sich Weinkelche drehen, entscheiden wir uns für eine Fahrt mit dem „Blauen Enzian“. Dieses Fahrgeschäft ist ein sogenannter Powered Coaster. Das sind Achterbahnen, bei denen der Zug, anders als bei klassischen Achterbahnen, einen ständigen eigenen Antrieb besitzt. Diese Bahnen kommen ohne Beschleunigung von außen aus. Und los geht's: Der Zug rattert, knattert, donnert. Vorbeizuckende Stahlstreben. Kurzes Schweben, dann fallen wir abrupt von einer Seite zur anderen. Die drei oder vier Runden scheinen endlos lange zu dauern. Ganz fest halte ich mein Kind im Arm und bin glücklich, als der Zug wieder zum Stehen kommt.

Das erste Fahrgeschäft hat Ernst Mensinger im Jahr 1985 angeschafft: die Nautic Jets, die auch heute noch ein Hingucker sind. Wagemutige Piloten werden rückwärts auf Startrampen nach oben gezogen und dann geht alles blitzschnell: Nach rasanter Schussfahrt heben die Boote ab und landen im Wasser. Dabei spritzt es natürlich ordentlich. Ab 1982 inszenierte Mensinger Live-Shows in einem Zirkus-Zelt, machte Greifvogelvorführungen und Varieté-Theater. Doch bald war klar: „Der Zeitgeist verlangte Fahrattraktionen“, erinnert sich Michael Mensinger. Gerade rechtzeitig zur Wende 1989 gelang es dem Familienunternehmen, zehn neue Fahrgeschäfte – darunter zwei Achterbahnen – zu erwerben. „Wir wurden regelrecht von Besuchern aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt überrannt“, erzählt Mensinger. Das Freizeit-Land boomte.

Uns zieht es weiter in Richtung Rutschbahnen. Welle, Rakete oder Hölle? Gwendolin entscheidet sich für die hellblaue Wellenrutsche. Mit einem Sitzteppich unterm Arm steigen wir die steile Treppe nach oben. Und los geht's. Wir rutschen fünf oder sechs Mal. „Noch ein Mal“, ruft die Dreijährige begeistert. Oft sind es die einfachen Dinge, die Spaß bringen. Der Duft von Zuckerwatte und gebrannten Mandeln macht hungrig. Doch da ertönt die Melodie des Volksliedes „Die Vogelhochzeit“. Fiderallala, Fiderallala, Fiderallalalala. Eine sprechende Eiche, Rehe und Hühner, die im Takt wackeln, und natürlich Amsel und Drossel, die sich das Ja-Wort geben, begleitet von unzähligen Vögeln. Mit den animierten Figuren dieses Pavillons grüßt liebevoll der Kitsch der 1970er Jahre.

Doch nicht allen Gästen genügen die einfachen und altbewährten Attraktionen. „Der Park lebt von Neuheiten“, weiß Mensinger, der versucht, seinen Gästen jedes Jahr etwas Neues zu bieten. 2009 waren es ein 4D-Motion-Kino und ein Familien-Riesenrad. 2010 möchte er eine familientaugliche Achterbahn anschaffen. Denn Hauptzielgruppe sind Familien. Auch bei Johann und Elisabeth Schellmann aus Würzburg, die heute mit ihren Enkeln Noah und Elia den Park besuchen. „Wir waren schon vor 20 Jahren mit unserem Sohn hier, jetzt mit den Enkeln.“

Nach einer Kutschfahrt im Nostalgie-Karussell ist Showtime. Mehrmals täglich zeigen Artisten im Zirkuszelt ihre 35-minütige Vorführung. Die Kinder lachen und klatschen, als Clown Vladi die Zuschauer der ersten Reihen mit Wasser bespritzt. Auch die Verrenkungen eines deutsch-chinesischen Artisten-Paares ernten Applaus. Es ist viel geboten im Freizeit-Land. Geht man den Tag gemütlich an, schafft man es kaum, alles auszuprobieren. Martin Brehm aus Coburg kommt mit seinen vier Kindern daher immer gleich zur Öffnung des Parks um 9 Uhr und bleibt bis zum Schluss. Auf einem Leiterwagen zieht er eine große Kühltasche mit Proviant hinter sich her, „damit der Spaß auch mit vier Kindern bezahlbar bleibt“.

Unsere letzte Station für heute: der Streichelzoo im hinteren Teil des Geländes. Die Esel sehen drollig aus, doch ein Schild „Vorsicht bissig“ warnt vor engerem Kontakt. Da sehen wir schon die Ziegen. Durch ein Gatter gelangen wir in den Streichelbereich. Große, kleine und vor allem hungrige Geißböcke wollen gekrault und gefüttert werden. Sie meckern, schubsen und drücken sich an uns. Ein Zicklein kaut statt auf Maiskörnern auf meinem Jeansrock herum. Die Mischung aus Tier- und Freizeitpark mit Showangebot sieht Pressesprecherin Brigitte Mahr als die große Stärke des Freizeit-Lands. Neben Familien gehören Jugendliche zur Zielgruppe.

Mit den Vögeln hat in Geiselwind vor 40 Jahren alles begonnen, den Vögeln begegnet man auch beim Verlassen des Parks. Vielleicht hat sich mir deshalb der rote Papagei so eingeprägt. Ich muss meine Tochter noch fragen, was ihr am besten gefallen hat.

Quelle: Mainpost

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