Letzte Bearbeitung am 21-Dez-07 um 10:33 Uhr ()
Eine Minute mit dem Weihnachtsmann
Rovaniemi (AFP) — Schneeflocken wirbeln durch die Luft, als Shaun Nugent und seine Familie um kurz nach zwölf Uhr mittags im nordfinnischen Rovaniemi landen. Es heißt, in dieser frostigen Gegend sei der Weihnachtsmann zuhause. Und genau deshalb sind die Nugents aus England hergeflogen. Sieben Stunden haben sie nun Zeit, um die Heimat von Santa Claus zu besichtigen und ihn hochpersönlich zu treffen. Solche Kurztrips zum Weihnachtsmann sind populär - und nicht ganz billig.
"Um diese Jahreszeit habe ich im Job viel zu tun. Wir konnten nicht länger bleiben", sagt Vater Nugent. 1800 Euro hat der Bauunternehmer aus dem westenglischen Carlisle für den Ausflug mit seiner Frau Mandy und den elf und neun Jahre alten Töchtern Sophie und Chelsea gezahlt. Viele seiner Landsleute tun es ihm nach. Zwischen Dezember und Mitte Januar kommen rund 35.000 Briten und Iren für einen Nachmittag nach Lappland.
"Willkommen in Finnland. Hier geht's lang!" rufen die Fremdenführer im Elfenkostüm und schleusen drei Flugzeugladungen Touristen zu den wartenden Bussen. Es sind zehn Grad unter Null, und die Besucher erwartet ein straffes Programm. Gleichwohl ist die Stimmung ausgelassen. Erste Schneebälle fliegen durch die Luft.
Ziel der Reise ist "Santa Park", ein Themenpark, fünf Minuten vom Flughafen entfernt. Dort werden die Gäste safrangelbe Weihnachtskuchen backen, weihnachtliche Dekoration basteln und Hunde- beziehungsweise Motorschlitten fahren. Highlight des Tages ist der Besuch beim Weihnachtsmann.
Zwei Kilometer entfernt setzen die Hernandez gerade die Füße auf den Polarkreis. Luis, ein Vertriebsleiter aus Madrid, bleibt mit seiner Frau Graziella und den Töchtern Cecilia (6) und Lara (3) über das Wochenende. "Bezaubernd", ruft er beim Anblick des verschneiten "Santa Claus' Village", der Heimat des Weihnachtsmannes. Blockhäuser mit Restaurants, Cafés und Souvenir-Läden reihen sich in dem kleinen Dörfchen aneinander. Hoch oben am dunklen Himmel funkeln die Sterne, unten der Neon-Schriftzug "Souvenirs".
Celia und Lara können es nicht erwarten, den Weihnachtsmann zu treffen und reihen sie sich in die Schlange vor seinem Büro ein. "Ich will eine kleine Autorennbahn, eine Spiderman-Figur und ein Flugzeug, bei dem man das Dach 'runter klappen kann", flüstert Celia schüchtern, als sie an der Reihe ist. "Ist gut", antwortet Santa Claus in ihrer Heimatsprache.
Derweil zücken die stolzen Eltern Fotoapparat und Videokamera. Nach nicht einmal einer Minute ist das Rendezvous mit dem Weihnachtsmann vorbei. Die anderen Touristen aus Deutschland, Frankreich, Russland, Indien und Italien warten schon. Bis zu einer Stunde müssen Besucher sich manchmal gedulden.
Vor der Abreise steht ein Besuch im Souvenir-Shop an. Da gibt es Rentiere und Schlittenhunde aus Plüsch mit "Made in China"-Kennzeichnung für bis zu 30 Euro. Auf einem großen Bildschirm schauen sich Jouni und Elina Rajalampi und ihre Kinder noch mal ihren Besuch beim Weihnachtsmann an. 39 Euro kostet das Video. Schließlich entscheidet sich die Familie aus Südfinnland aber für ein großes Foto für 45 Euro. "Wir werden es im Wohnzimmer aufhängen", sagt Elina.
Inzwischen ist es 18.00 Uhr. Die Nugents und 500 weitere britische Touristen machen sich auf zum Flughafen. Da es schon um 15.00 Uhr dunkel geworden ist, haben die Besucher fast gar nichts von dem schönen, blauen Tageslicht dieser Jahreszeit gesehen. Doch das kümmert sie nicht. "Phantastisch" sei es gewesen, schwärmt Nugent. "Wir werden wahrscheinlich nächstes Jahr wiederkommen und länger bleiben."
Quelle: AFP