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Kreisch-Seminar im Freizeitpark
09-Sep-07, 19:16 Uhr ()
Die FTD berichtet:


Kreisch-Seminar im Freizeitpark
von Oliver Rahayel
Viele Firmen laden inzwischen zu Incentives in Freizeitparks ein. Das hebt die Stimmung und fördert die Motivation. Meistens zumindest.

Holzhäuser mit Vordächern prägen die schmale Straße, darüber spannt sich ein Banner, das "Bullenreiten" ankündigt. Verlässt man das dichte Gewimmel jugendlicher Besucher und öffnet eine Saloontür zur Linken, fällt der Blick in einen düsteren Raum mit Sitzreihen - und auf distinguierte Herren in dunklen Anzügen, die in Gruppen beieinanderstehen.

"Ich lade meine Mitarbeiter lieber hierher ein als zum zwanzigsten Mal in ein Hotel in Frankfurt", sagt Uwe Arndt, Key Consultant beim Telekommunikationsanbieter Avaya. Deshalb hat er das Meeting im Saloon der Westernstadt des Phantasialands platziert, eines Freizeitparks zwischen Köln und Bonn.

Arndt hätte auch eine mexikanische "Arena de Fiesta" wählen können oder den fast echten Berliner Wintergarten nebst Brandenburger Tor. Anschließend übernachten die Gäste im parkeigenen Viersternehotel Ling Bao, wo den Gast auf Schritt und Tritt chinesische Flötentöne begleiten.

Individuelle Veranstaltungen
Immer mehr Unternehmen laden ihre Kunden und Mitarbeiter zu Meetings und Incentives in Freizeitparks ein. Firmen, aber auch Vereine und Verbände legten zunehmend Wert auf individuelle Veranstaltungen, erklärt Birgit Reckersdrees, Marketing-Direktorin des Phantasialands.

Mehr als 500 Geschäftsveranstaltungen konnte das Phantasialand im vergangenen Jahr verbuchen. "Unser Ziel war es zwar, jeden Tag zwei Veranstaltungen zu haben", sagt Reckersdrees. "Aber auch so wir sind sehr zufrieden." Bisher kamen etwa General Electric, T-Mobile oder die Sparkasse, Versicherungen, Reifenhersteller und Chemieunternehmen.

Der Kundenstamm reicht von den ganz Kleinen bis zu den ganz Großen. Mal bucht die Belegschaft einer einzigen Apotheke das Profipaket. Dann wieder wird der ganze Park vermietet, etwa wenn McDonald's mit 15.000 Angestellten - vom Topmanager bis zum Burgerbrater - anrückt, um die Mannschaft zu motivieren.

Umworbene Geschäftskunden
Das Firmenkundengeschäft im Phantasialand wird gerade erst aufgebaut. Doch dieser Geschäftsbereich macht schon 25 Prozent des Umsatzes aus. Noch größer, nämlich fast 40 Prozent, ist die Business-Auslastung im Movie Park in Bottrop, der ehemaligen Warner Bros. Movie World.

Vor zwei Jahren trug dieses Segment nur zu einem Viertel zum Umsatzes bei. Doch seit der Park vor fünf Jahren von der britischen Investorengruppe Palamon Capital Partners gekauft wurde, hat die Leitung die Geschäftskunden im Visier und wirbt offensiv um sie. Die Film- und TV-Kulissen sind die Topattraktivität des 45 Hektar großen Parks.

Auch Deutschlands meistbesuchter Freizeitpark, der Europapark Rust nahe Freiburg, setzt auf das Firmengeschäft. 1000 betriebliche Veranstaltungen fanden 2006 dort statt. Seit 1995 wird hier getagt, und seit 1998 gibt es das "Confertainment"-Programm, das acht Mitarbeiter betreuen. Zu den Kunden, die zwischen vier Viersternehotels wählen können, gehören DaimlerChrysler, die Deutsche Bank, die Deutsche Telekom, Coca-Cola und Siemens.

Den Boom erklärt sich Manuel Prossotowicz, Chef der Event-Abteilung des Movie Park, vor allem durch den Wunsch der Firmen, sich in Sachen Veranstaltungen immer weiter zu übertreffen. Besuche an ungewöhnlichen Orten sind daher inzwischen die Regel, um Mitarbeiter zu motivieren oder Kunden bei der Stange zu halten.

Neben Freizeitparks werden inzwischen auch Lofts, Burgen oder Mühlen zu Tagungsstätten ausgebaut. Hotelzimmer und Kongresssaal werden dabei angemietet, das Ambiente gibt es frei Haus. Vor diesem Hintergrund versuchen auch Freizeitparks, die noch nicht im Unternehmensbereich tätig waren, als Neueinsteiger ihr Glück mit Firmenangeboten. Ein solches Beispiel ist der Heide-Park in Soltau.

Der Park lockt seit gerade mal drei Jahren mit einer Eventhalle für bis zu 4000 Menschen Unternehmenskunden an. Bislang mit einigem Erfolg, wie Pressesprecher Klaus Müller sagt. Neben Vertretern aus Großunternehmen kamen bereits die Belegschaften der Fußballbundesliga-Klubs Werder Bremen und HSV zu Besuch.

Die Zielvorgaben im Blick
Beim Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) betrachtet man den Trend zum Firmenevent im Freizeitpark allerdings mit gemischten Gefühlen. Der VDR prüft unter anderem die Tauglichkeit von Hotels für den Konferenzbetrieb. Viele Bettenburgen in den Freizeitparks fallen dabei durch. Und ein schlechtes Hotel drückt mitunter so massiv auf die Stimmung der Gäste, dass manches Motivationstreffen zur Frustveranstaltung wird.

Auch Gerhard Bleile, Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Veranstaltungsorganisatoren (VDV), rät deshalb zur Vorsicht, wenn Veranstaltungen im Vergnügungspark gebucht werden. "Die Unternehmen müssen die Angebote sehr genau prüfen und ihre Zielvorgabe im Blick behalten", sagt er.

Denn die Kombination aus Kirmes und Konferenz ist nicht für jede Veranstaltung der richtige Rahmen. "Freizeitparks sind zum Beispiel für die reine Mitarbeitermotivation durchaus geeignet, aber nicht für Informationsveranstaltungen oder Fortbildungen", sagt er. "Die Ablenkung ist zu groß."

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