Verlockendes China-Abenteuer endet als DesasterDüren. Rolf Lentzen blickt mit düsterer Miene in den grauen Himmel: «Wenn die Annakirmes komplett verregnet, steht unsere Karriere als Schausteller ernsthaft auf dem Spiel.» Ein verhängnisvolles China-Abenteuer hat die in dritter Generation reisende Familie ans Existenzminimum getrieben.
Seit dreieinhalb Jahren muss der Miniscooter-Betreiber den Kredit für ein Fahrgeschäft abstottern, von dem ihm nur Bilder geblieben sind. Mit feuchten Augen erinnert sich Lenzen nur ungern an den Umstand, der «unser Leben einschneidend verändert hat».
Es war Anfang 2004, als der Schausteller mit etlichen Kollegen das verlockende Angebot eines Niederländers annahm, in China eine Volksfest-Tournee zu starten. «Uns wurden 240 Spieltage garantiert», erinnert sich der Dürener. «In Deutschland kommen wir gerade einmal auf 80.» Von den Einnahmen sollte der Niederländer, der Transport und laufende Kosten übernehmen wollte, 55 Prozent erhalten, 45 der Schausteller. Lentzen packte die Gelegenheit beim Schopfe und entschloss sich, einen seiner beiden Mini-Scooter ins Land der Mitte zu verschiffen.
Eine verhängnisvolle Entscheidung. Schon bei der Ankunft in China begannen die Probleme, hatte der Niederländer doch alle Fahrgeschäfte auf einen Sammel-Frachtschein vereint mit der Folge, dass die Chinesen in ihm fortan den Inhaber wähnten. Doch damit nicht genug. Auch die versprochenen Einnahmen flossen nicht, nachdem der erste Platz nach wochenlanger Verspätung mit großem Tamtam endlich eröffnet worden war.
«Allein bis dahin musste ich schon mehrere tausend Euro Hotelkosten berappen, weil unsere Fahrzeuge im Hafen festsaßen.» Lentzen hatte das Geschäft mit zwei Mitarbeitern vor Ort aufgebaut, war dann aber nach Deutschland zurückgekehrt. Und obwohl die ersten beiden Veranstaltungen nach Angaben seiner in China gebliebenen Mitarbeiter brummten, sah Lentzen gerade einmal 1400 Euro.
Danach ging gar nichts mehr. Der Holländer machte sich aus dem Staub, ist seitdem abgetaucht. Lentzens Mini-Scooter sitzt in China fest. «Man sagt, das Geschäft steht in einem Hafen.» So ganz genau weiß er das jedoch nicht. Was er weiß ist, dass mittlerweile über 25.000 Euro Hafengebühren aufgelaufen sind, dazu noch über 12.000 Euro an Strafen. Geld, das Lentzen ebenso wenig hat, wie die über 25.000 Euro für den Rücktransport.
Lentzen ist froh, wenn er am 15. eines Monats die fällige Bankrate für den 150.000 Euro teuren Scooter zusammenkratzen kann. Ein paar Jährchen muss er den Kredit noch abstottern. Solange muss er zittern, dass seine Kasse trotz rückläufiger Umsätze klingelt.
Die Hoffnung, sein Fahrgeschäft irgendwann einmal zurückzubekommen, hat Rolf Lentzen nicht zuletzt mit Blick auf seinen vor wenigen Wochen geborenen Enkel noch nicht verloren. «Irgendwie muss es weitergehen», gibt er sich kämpferisch. Ein Hoffnungsschimmer: Ganz so schlecht sieht die Wettervorhersage für die kommenden zehn Tage nicht aus.
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Quelle: Aachener Zeitung
MFG
Heiko