Aus der Schwäbischen Zeitung vom 26.03.2007:Seniorenspielplätze halten fit
NÜRNBERG (dpa) Nicht auf der Parkbank, sondern auf Schaukeln sollen Senioren in Deutschland künftig ihre Freizeit verbringen. Kommunalpolitiker planen Senioren- statt Kinderspielplätze. Die alternde Gesellschaft soll so körperlich und geistig in Schwung gehalten werden.
Nürnberg hat große Pläne: Bis 2008 sollen unter anderem Spielflächen für Federball, Boule, eine Kartenecke und Großfiguren-Schachfelder für Senioren entstehen. Kindergeräte stehen auch zur Diskussion. "Die Zustimmung ist groß", sagt Ronald Höfler, Mitarbeiter von Nürnbergs Sportbürgermeister Horst Förther (SPD). "Erst wollten wir keine Schaukeln, aber wir bekommen Rückmeldungen, dass sich Senioren durchaus auch Schaukeln oder Rutschen wünschen."
In Berlin soll im April ein Erwachsenen-Spielplatz mit Fitnessgeräten im Preußenpark im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eröffnet werden. "Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland wollen wir das mal ausprobieren", sagt der Baustadtrat des Bezirks, Klaus-Dieter Gröhler. Dabei werden einfache Fitnessgeräte aufgestellt, die weniger dem Muskelaufbau als vielmehr der Rehabilitation, Massage und Beweglichkeit dienen.
Chinesen machen es vor
Michael Nadel brachte mit seiner Firma Playfit diese Geräte von China nach Deutschland. Der Hamburger will auch Deutschlands Senioren an die Geräte zitieren. In Fernost schäme sich keiner seiner Leibesübungen, das "Turnen" in der Öffentlichkeit sei dort auch im Alter bereits vollkommen normal. Aus gutem Grund: "Studien belegen, dass die Kombination von geistiger und körperlicher Aktivität Demenz verzögern kann", sagt Gerald Kolb, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie. Alte Menschen bewegten sich trotz des derzeitigen Wander- und Lauf-Booms immer noch zu wenig. Aber isometrische Übungen verbesserten zum Beispiel die Balance älterer Menschen. "Das ist wichtig, denn Stürze sind bei ihnen ein Riesenproblem."
Dennoch sieht der Altersforscher die Spielplätze skeptisch. "Wenn man die Geräte irgendwo in die Landschaft stellt, dann bringt das gar nichts." Die Menschen bräuchten eine korrekte Anleitung zur Fitness. Auch die Kosten sind nach Angabe des Städte- und Gemeindebundes ein Hindernis. Die Pflege und Instandhaltung von Spielplätzen ist oft sehr aufwendig und teuer, sind sie doch häufig Treffpunkt für Trinker, Junkies und Jugendgangs.
Die Seniorenlobby kritisiert: "Der Name Spielplatz ist denkbar ungünstig, da werden doch Ältere wieder ins Kindheitsstadium zurückgestellt", sagt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren. Besser sei es, Kinder und Senioren auf kombinierten Anlagen wieder zusammenzubringen: Während der Enkel rutscht, trainieren Oma und Opa an seniorengerechten Fitnessgeräten. "Die Generationen können so wieder zusammengebracht werden", sagt Lenz.
Quelle: http://www.szon.de/news/wirimsueden/land/200703260910.html
Stefan A. Michelfeit - www.ridesonline.de
"Wir werden - einfach ausgedrückt - weniger, älter und bunter." (H. Rech IM BW)