Die Lausitzer Rundschau berichtet Maurer Söhne Spezialist für Achterbahnen
In München wird Adrenalin geplant
Der Nervenkitzel lässt sich millimetergenau planen. Ein Mix aus Beschleunigung, Tempo und Überraschungseffekten ist der Garant dafür, dass eine Fahrt auf der Achterbahn zu einem Erlebnis der Extreme wird. Bei dem Traditionsunternehmen Maurer Söhne kennen die Experten alle Tricks. Mitten in München entwickelt und produziert der größte deutsche Achterbahnhersteller die spektakulärsten Fahrgeschäfte für Freizeitparks in aller Welt.
„Es gibt immer neue Ideen“, sagt Geschäftsführer Jörg Beutler, der die Firma in dritter Generation führt. Jede Achterbahn ist eine Maßanfertigung. Je nachdem, ob der Freizeitpark eher eine Anlage für die ganze Familie will oder den maximalen Kick für abenteuerlustige Teenager. „Adrenalin ist planbar“, lautet die Devise der Entwickler.
Mindestens eine Million Euro Kosten
Unter einer Million Euro ist keine Bahn zu haben, bei besonders aufwendigen Konstruktionen können es aber auch schon mal bis zu zehn Millionen Euro sein. Dafür sind die Achterbahnen Handarbeit „Made in Germany“. Drei bis vier Monate dauert die Herstellung einer Anlage, nochmal so lange der Aufbau der Bahn vor Ort.
Pro Jahr verkauft Maurer Söhne drei bis vier Achterbahnen und macht in diesem Geschäftsbereich einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro. Damit trägt die Sparte rund 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Den Löwenanteil der Erlöse macht das 1876 gegründete Unternehmen mit Bauschutzsystemen und Stahlbauten wie dem Terminal zwei des Münchner Flughafens.
Fast alle Achterbahnen verkauft das Unternehmen ins Ausland. Besonders in Asien wächst das Interesse an Fahrgeschäften für Freizeitparks gewaltig. „In Deutschland bekommen wir höchstens alle paar Jahre mal einen Auftrag“, sagt Beutler. Seitdem das Geschäft mit kleineren Achterbahnen für Kirmes-Schausteller Ende der 90er Jahre immer schwieriger wurde, hat sich Maurer Söhne ganz auf Freizeitparks konzentriert. Nur die Wartung für die alten Anlagen wie die „Wilde Maus“ übernimmt Maurer Söhne noch. Die lachende Maus als Emblem der Bahn hängt noch heute in der Werkshalle der Firma und erinnert an die Anfangszeiten der Achterbahnen.
Heute bedarf es für einen Adrenalin-Schub ein bisschen mehr: Erst vor wenigen Wochen haben die Stahlbauer eine „Achterbahn mit Abschuss“ für einen holländischen Freizeitpark fertig gestellt. „Da soll das Formel-Eins-Gefühl vermittelt werden“, sagt Marketing-Experte Torsten Schmidt. Eine Schiene liegt noch auf dem Werksgelände und wird fertig gemacht für die Reise. Der letzte Schritt ist die Lackierung. Grau war gestern – heute wollen die Achterbahn-Käufer knallige Farben. „Sehr angesagt ist Orange“, sagt Schmidt. Auch bei den Fahrzeugen für die Schienen ist die Optik entscheidend: Alle Sitze werden von Industriedesignern entwickelt.
Wichtiger als alles andere bleibt die Sicherheit. Im Konkurrenzkampf mit den übrigen, weltweit rund zehn Achterbahnherstellern kann Maurer Söhne mit seiner Heimat in der Stadt des Oktoberfests punkten. „Die Kunden wissen die Qualität aus Deutschland zu schätzen“, sagt Beutler. Eine Verlagerung der Produktion kommt deshalb für ihn nicht in Frage.
Mitarbeiter testen selbst
Einen Unfall auf einer Maurer Söhne-Bahn gab es noch nie. Jeder Arbeiter weiß, dass es beim Bau von Achterbahnen um die Sicherheit des Lebens geht. Beim Betriebs ausflug sollen die Beschäftigten das auch am eigenen Leib erfahren: Alle zwei Jahre lädt Maurer Söhne die Mitarbeiter zu einer Reise in einen Freizeitpark ein, in dem die von ihnen gebauten Achterbahnen in Betrieb sind. Dort dürfen die Beschäftigten so oft damit fahren, wie sie wollen.
„Die Mitarbeiter sollen wissen, was für ein Gefühl es ist, wenn man sich auf die Technik verlassen muss“, sagt der Chef.