Neues Konzept. Durch Reduktion und Attraktivierung des Angebots soll der Prater sein Schmuddel-Image loswerden.
Manche Betreiber fürchten, auf den hohen Investitionen sitzen zu bleiben.Wien (awe). Der Wurstelprater steht vor dem Umbau. So will es der am Montag präsentierte Masterplan für jenen Stadtteil, der für Nostalgiker historisch wertvoller Bestandteil Wiens, für Kritiker jedoch längst ein Schandfleck in einer Weltstadt ist.
In den vergangenen drei Jahren erarbeitete der französische Themenpark-Experte Emanuel Mongon im Auftrag der Stadt (Honorar: 1,5 Mio. Euro) ein Konzept, das die Schwächen des Praters gnadenlos benennt und Vorschläge für die Neugestaltung des Areals macht. Umgesetzt werden soll der Plan nun durch die verwaltende Stadt Wien Marketing GmbH und andererseits durch die Prater-Betreiber selbst. Der Masterplan sieht bis 2012 folgendes vor:
- Reduktion des Angebots: Laut Erhebung besteht ein Überangebot ähnlicher Attraktionen (Gesamtauslastung: 33 Prozent). Gleiches gilt für die Gastronomie (50 Prozent). In beiden Bereichen soll das Angebot reduziert und die Qualität in wenigen, dafür hochwertigen Betrieben gebündelt werden.
- Mehr Wasser: Die Flächenwidmung sieht die Schaffung weitläufiger Wasserflächen vor, die die Attraktivität des Wurstelpraters steigern sollen. Gleichzeitig können die so entstehenden Teiche von Betreibern kommerziell (z. B. Bootsvermietung) genutzt werden.
- Thematisierung: Das gesamte Angebot soll sich künftig am Thema "Wien um 1900" orientieren, die Spielcasinos an den Rand des Areals verschwinden und das Gesamtbild familienfreundlicher werden.
Geschehen soll das in zwei Bauphasen. Bis zur Fußball-EM 2008 will die Stadt zumindest die Eingangsbereiche attraktiviert haben. Während der EM soll der Prater Baustellen-frei sein. Erst danach ist mit dem Bau neuer Attraktionen und großflächigen Umgestaltungen (Wasserflächen) zu rechnen.
Knackpunkt in den Verhandlungen mit den Betreibern dürfte die Reduktion des Angebots werden. Die Verträge mit den Pächtern sind nämlich unbefristet und von Seiten der Stadt nicht kündbar.
"Wir werden den Leuten nahe legen, ihre Parzellen zusammen zu legen und gemeinsame Betriebe zu gründen", sagt Stadt Wien Marketing-Geschäftsführer Georg Wurz zur "Presse". Betrieben, "die nicht das Gelbe vom Ei sind" würde man empfehlen, ihren Stand gegen Ablöse für getätigte Investitionen zu verkaufen."
Kritik kommt vom Präsidenten des Praterverbandes, Hubert Pichler. Während Vizebürgermeisterin Grete Laska betont, den Masterplan mit allen Betreibern abgestimmt zu haben, will er am Montag zum ersten Mal davon erfahren haben. Weiters kritisierte er, dass die Stadt von den Unternehmern zwar hohe Investitionen fordere, ihnen andererseits aber nur wenig Mitspracherecht gewähre. "Das ist schon sehr bedenklich."
Ist damit der Masterplan bereits im Vorhinein zum Scheitern verurteilt? Themenpark-Experte Mongon: "Das Konzept wird nur aufgehen, wenn jeder einzelne auch mitmachen wird."
Quelle: Die Presse.com
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