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Maaahzel


 

 
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Die Unternehmung Freizeitpark
26-Jun-07, 10:42 Uhr ()
Wie sich das etwas betagte Schloss Beck in unmittelbarer Nachbarschaft zum gigantischen Movie Park behauptet.
Schlossherrin Renate Kuchenbäcker über "bescheuerten Mut", das Glück der Ölkrise und Rekordinvestitionen

Die Unternehmung Freizeitpark

Bottrop. Wie ein Freizeitpark funktioniert? Auf diese Frage kennt Bottrop-Feldhausen, der Obstgarten des Reviers, gleich zwei Antworten. Eine heißt Movie Park oder etwas detaillierter: Man stelle jedes Jahr zwei, drei neue Kirmesgeräte auf und locke Jugendliche mit bekannten Comicfiguren und Filmstars. Die andere Antwort steht nebenan, heißt "Schloß Beck" oder etwas detallierter: Man nehme jedes Jahr den Pinsel in die Hand, streiche die alten Geräte und locke Familien mit der Gewissheit, dass der älteste Freizeitpark in NRW wieder ein Jahr charmanter geworden ist.

Das war jetzt natürlich etwas verkürzt und Renate Kuchenbäcker (73) würde, ihren Regenschirm schwingend, widersprechen. "Man muss sich immer weiterentwickeln, wir tun es nur etwas behutsamer", sagt die Senior-Chefin des Schloß Beck, das sie vor 40 Jahren mit ihrem Mann Karl eröffnet hat. Behutsam meint, dass man sich alle Jubeljahre mal eine neue Rutsche oder eine Seilbahn gegönnt hat, während nebenan hunderte Millionen Euro investiert wurden.

Natürlich habe es ihren Mann, der vor zwei Jahren verstarb, immer gewurmt, wenn drüben wieder eine neue Achterbahn eröffnet wurde, sagt Renate Kuchenbäcker. Doch die Entscheidung, sich auf die Jüngeren zu konzentrieren und preiswert zu bleiben, habe sich bis heute bezahlt gemacht. Drüben hat der Besitzer in 15 Jahren viermal gewechselt, Kuchenbäckers haben die Bavaria ebenso überlebt wie die Warner Brothers.

Renate Kuchenbäcker erzählt gern von früher, mit einer Stimme wie aus einer Märchen-Kassette, erzählt von der Liebe zum alten Barockschloss, von ihrem Mann mit seinem "bescheuerten Mut" und den Bauchentscheidungen. Damals sei noch nicht die Zeit für Freizeitparks gewesen. Doch Karl Kuchenbäcker hatte Erfahrung im Erster-Sein, hatte schon den ersten Supermarkt von Marl eröffnet.

Jetzt also den ersten Freizeitpark weit und breit. Im Frühjahr 67 war das, mit einem größeren Spielplatz hinterm Schloss. Eintritt: 50 Pfennig. Das reichte, um im ersten Jahr die Anschaffungskosten der Geräte reinzuholen. Das "Supergeschäft" seinerzeit waren aber die Tanzabende. Mit drei Gerichten ("ich konnte nur Rinderbraten, Schweinebraten und Schnitzel") kochte sich Kuchenbäcker durch. Heute beherbergt die Gaststätte eine "Fledermaushöhle". Die Kletterhalle für Schlecht-Wetter-Tage war die größte Neuerung der letzten Jahre.

Ein großer Segen war für die Kuchenbäckers die zweite Ölkrise 1977. Die Grundbesitzerin von nebenan, die Veba, brauchte Geld, was den Erwerb neuer Flächen und des Teichs ermöglichte. Wer heute Gedanken versunken im Tretboot rumtreibt oder Enten jagt, hat allen Grund, der iranischen Revolution zu huldigen.

Zum Geschäftsprinzip gehörte und gehört, keine großen Kredite aufzunehmen. So ist die bisher größte Investition aus dem Jahr 1985 noch heute die Hauptattraktion: Die Marienkäfer-Achterbahn, die damals 500 000 Mark kostete. Der Baumwipfelpfad, ein wackeliger Wanderweg in vier Metern Höhe, der frühestens 2008 fertig werden soll, wird die neue Rekordsumme von einer Million verschlingen.

Überlebenswichtig sind für Schloß Beck die vielen Schulklassen und Kindergärten, die das Geschäft unter der Woche retten. Sie beschallen auch an diesem vernieselten Montagmorgen den Park. Für den Betrieb sorgen 25 feste Mitarbeiter, die sich wie auf dem Bau im Winter arbeitslos melden und im Frühling wieder anheuern. Am Wochenende kommen 25 Jobber hinzu. Dann sind auch Wiesen und Grillplätze besetzt. Wenn es im Jahr 200 000 Besucher werden, sind Renate und Tochter Rhode Kuchenbäcker, die Geschäftsführerin, zufrieden.

Der Movie Park war 2006 mit weniger als 1,5 Millionen nicht zufrieden. Also baute er für zehn Millionen Euro die fünfte Achterbahn, ein Wasser-Spaßgerät sowie dies und das, damit es mehr werden.

Renate Kuchenbäcker hebt eine leere Eistüte auf. Nach dem Eintritt sind Fritten und Co. die wichtigste Geldquelle für einen Freizeitpark. Obwohl sich die Chefin auch dagegen lange gewehrt hat. "Die erste Pommesbude gab´s bei uns erst 1980" - fürs Geschäft etwas spät, wie sie gern einräumt. Bis heute dürfen die Familien volle Picknickkörbe mitbringen, "das stört mich überhaupt nicht". Noch so eine Bauchsache wider jede ökonomische Vernunft. Es sei denn, man betrachtet das als Geschäftsprinzip. Denn das scheint ja zu funktionieren.

Wie die meisten Familienbetriebe geben auch die Kuchenbäckers weder Umsatz noch Gewinn preis. Bei 200 000 Besuchern müsste aber allein der Eintritt rund 1,5 Millionen Euro Umsatz einbringen. Nach der Ausweich-Antwort von Renate Kuchenbäcker ("Uns geht´s super") dürfte davon auch etwas übrig bleiben. Der Wohntrakt neben dem Schloss ist jedenfalls beheizt."Die erste Pommesbude gab´s bei uns erst 1980"

22.06.2007 Von Stefan Schulte

Quelle: WAZ

Gruß
Marcel
Aus Bochum. Und aus Liebe!

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Sebastian


 
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1. RE: Die Unternehmung Freizeitpark
26-Jun-07, 11:30 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Interessanter Artikel.

Egal wie die ganzen Artikel Movie Park vs. Schloss Beck ausfallen…

Ich persönlich glaube fest daran, dass wenn es mal zum großen Absturz kommen sollte und einer der beiden Parks aus finanziellen Gründen schließen muss, dieser klar Movie Park heißen wird. Schloss Beck wird sich auch in der Zukunft durchkämpfen. Mal sehen wieviele neue Eigentümer der Movie Park noch haben wird. Ich glaube, manchmal sind Familienbetriebe einfach stärker.

Herzliche Grüße
Sebastian


www.Kirmes-und-Parks.de

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