Günzburgs Legoland-Geschichte begann schon 1996
Chronologie der Ereignisse: Von der Idee eines Rathausbeamten bis zum Verkauf des FreizeitparksSchon Jahre vor der Eröffnung am 17. Mai 2002 begann die Geschichte des Freizeitparks Legoland in Günzburg. Die Chronologie der Ereignisse:
1996: Lego-Manager John Jakobsen besichtigt zum ersten Mal das damals noch abgesperrte Muna-Gelände an der B16, das nach dem Krieg als Sprengplatz diente einer von dutzenden möglichen Standorten für einen neuen Legoland-Freizeitpark in Deutschland und Europa. Ein Günzburger Rathausbeamter, Rechtsdirektor Herbert Rauh, soll die Idee gehabt haben, den munitionsverseuchten Wald den dänischen Investoren anzubieten. CSU-Politiker Alfred Sauter 1996/97 Chef der Obersten Bayerischen Baubehörde setzt sich gemeinsam mit Bundesfinanzminister Theo Waigel massiv für den Standort ein. Beide Politiker haben in ihren Positionen beste Möglichkeiten, den Weg für das Projekt zu ebnen: Sauter im Bauverfahren, Waigel als zuständiger Minister für das bundeseigene Muna-Gelände.
3. Dezember 1997: Die Nachricht schlägt in Günzburg wie eine Bombe ein: "Lego konzentriert sich auf Günzburg". Zwei Jahre geben die Dänen den Behörden, um das Gelände für den Freizeitpark tauglich zu machen. Behörden des Landes, des Bundes und die Stadtverwaltung Günzburg machen sich im Eiltempo an die Umsetzung. Günzburgs damaliger OB Rudolf Köppler und Ulrich Stegmayer von der Regierung von Schwaben (er ging nach der Umsetzung des Projektes in Ruhestand) ziehen vor Ort die Fäden.
Mai 1998 bis Oktober 2000: Die Entmunitionierung beginnt: Über 212 Tonnen Munition werden auf dem 140 Hektar großen Muna-Gelände aus dem Boden geholt. 62 000 Kleinbomben, 6600 Granaten und 335 Tonnen Schrott entsorgen die Fachleute. Die Bauarbeiten kosten Millionen. Ein erfahrener Sprengmeister kommt bei den Arbeiten ums Leben eine Granate explodiert in seiner Hand.
9. September 1999: Lego Eigentümer Kjeld Kirk Kristiansen gibt in Günzburg im Rahmen eines "Lego-Festes" vor großem Medienaufgebot aus ganz Europa bekannt: Der Freizeitpark Legoland kommt nach Günzburg, der direkte Mitbewerber Tokio hat das Nachsehen.
Oktober 2000: Die Bauarbeiten auf dem Muna-Gelände beginnen 60 Hektar wird der Park zunächst umfassen. 50 Millionen Legosteine werden bis zur Eröffnung verbaut, rund 200 Millionen Euro investieren die Dänen in den Freizeitpark. Im Preview-Center können Neugierige einen ersten Blick auf den Freizeitpark werfen, Rundfahrten über die Baustelle werden angeboten. Parallel dazu werden die B16 und die A8-Anschlussstelle Günzburg umgebaut und erweitert, um das gesteigerte Verkehrsaufkommen bewältigen zu können. Tausende Eintrittskarten werden schon im Vorfeld der Eröffnung verkauft.
17. Mai 2002: Legoland Deutschland öffnet 3000 geladenen Gästen seine Pforten das "Happy End einer Erfolgsgeschichte", wie es Oberbürgermeister Gerhard Jauernig formuliert. Promis wie Bundesinnenminister Otto Schily, Schauspielerin Michaela May, Ski-Rennläuferin Christa Kienshofer und Sänger Lou Bega flanieren durch den Park. Nach Billund (Dänemark), Windsor (England) und Carlsbad (USA) ist es der vierte Freizeitpark des Unternehmens. Mehr als 40 Attraktionen und Fahrgeschäfte gehen in Betrieb, 120 Festangestellte und fast 600 Saisonkräfte nehmen die Arbeit auf. Günzburg feiert zur Eröffnung eine dreitägige Party in der Innenstadt.
7. Januar 2003: Die erste Winterpause im Legoland beginnt. Mehr als 1,3 Millionen Gäste waren in der ersten, verkürzten Saison im Park das selbst gesteckte Ziel von Park-Manager John Jakobsen ist damit erfüllt.
12. April 2003: Die zweite Saison beginnt, Legoland hat das Angebot um zwei neue Attraktionen erweitert. Der Park erwartet in der ersten "Voll-Saison" 1,5 Millionen Gäste.
26. März 2003: Legoland Günzburg-Chef John Jakobsen gibt seinen Wechsel in den Freizeitpark nach Carlsbad (Kalifornien) bekannt. Zum 1. Juni wird der Däne, der mit seiner Frau und drei Kindern in Reisensburg wohnte, seine neue Stelle in den USA antreten. Der begeisterte Hobby-Läufer Jakobsen will sich im Juni mit einem Benefizlauf von Günzburg verabschieden, wird aber am Tag der Veranstaltung krank, so dass er nicht selbst teilnehmen kann.
9. Mai 2003: Der 39-jährige Stig Blicher aus der Lego-Zentrale in Billund wird als neuer Günzburger Legoland-Chef vorgestellt. Das Parkgeschäft ist für ihn Neuland. Zuletzt leitete er als Vizepräsident mit weltweiter Verantwortung Entwicklung und Marketing von Produktlinien wie Lego Racers, Lego Sports und Bionicle. Mit ihm kommen Ehefrau Susanne und die Kinder Amalie (6) und Christian (2) in die Stadt.
7. Januar 2004: Für die zweite Park-Saison waren 1,5 Millionen Besucher angepeilt gezählt wurden bis zur Winterpause jedoch wieder nur rund 1,3 Millionen Gäste. Parkmanager Stig Blicher macht die Hitzewelle im Sommer 2003 und die allgemein schlechte wirtschaftliche Lage in Deutschland dafür verantwortlich, zeigt sich aber dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. Das geplante Legoland-Feriendorf, dessen Bau immer wieder verschoben wurde, stehe vor dem Durchbruch, so Blicher zur GZ. Mit der Realisierung sei jedoch eher 2005 zu rechnen.
14. Oktober 2004: Überraschend gibt Legoland die Trennung von Stig Blicher bekannt.
20. Oktober 2004: Lotte Franch Wamberg, bisher Parkchefin im ersten Legoland-Park Billund, wird als neue Managerin des Günzburger Freizeitparks vorgestellt.
21. Oktober 2004: Der Lego-Konzern gibt in einer Pressemitteilung bekannt, dass er sich auf das Kerngeschäft Spielzeugherstellung verlegen wird. Die vier Freizeitparks Günzburg, Billund, Carlsbad und Windsor sollen verkauft werden.
Quelle: Schwabmünchner Allgemeine