Letzte Bearbeitung am 29-Jun-05 um 09:55 Uhr ()
Von der HP der Deutschen Welle, wo es zugleich weitere Artikel zu dem Thema gibt: Freizeitparks in der Krise?
Lego verkauft seine Freizeitparks – sie brachten 2004 ein Minus. Andere Parks werben mit immer neuen Attraktionen um Besucher, und sogar die Politik kämpft fürs Wohl der Vergnügungsstätten. Sind sie vom Aus bedroht?
Dänischen Zeitungen zufolge werden die vier "Legoländer" im dänischen Billund, im deutschen Günzburg, im englischen Windsor und im kalifornischen Carlsbad wahrscheinlich vom US-Kapitalfonds Blackstone übernommen. Der Preis bei der für den Sommer erwarteten Einigung soll sich um drei Milliarden Kronen (400 Millionen Euro) bewegen – deutlich unter zuvor kursierenden Preisen. Lego wollte zu den Zeitungs-Vermutungen noch nichts sagen.
Die Lego-Eignerfamilie Kristiansen will noch einen Minderheitenanteil an den Parks behalten, deren Verluste von rund 500 Millionen Kronen sie zunächst aus ihrem Familienvermögen begleichen muss. Vor allem die drei ausländischen Parks haben sich nicht rentiert. Da auch der Umsatz mit Spielwaren um sieben Prozent im Vergleich zu 2003 gesunken ist, will Lego sich auf sein Kerngeschäft mit den klassischen Klötzchen konzentrieren. Freizeitparks können da wegfallen.
Disney: Freizeitparks lassen Kassen klingeln
Beim amerikanischen Medien- und Unterhaltungs-Unternehmen Walt Disney Company sieht die Freizeitpark-Welt anders aus: In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2004/2005 verzeichnet Disney gestiegene Besucherzahlen, mehr Hotelgäste und höhere sonstige Einnahmen seiner Parks. Das Unternehmen verbuchte im zweiten Quartal einen Umsatz von 2,1 Milliarden Dollar, ein Plus von 26 Prozent. Der operative Gewinn stieg um drei Prozent auf 193 Millionen Dollar. Vom Geschäftseinbruch nach dem Terror-Angriff vom 11. September 2001 haben sich die Disney-Freizeitparks also wieder erholt.
Statt Abbau oder Verkauf steht hier somit der Aufbau auf dem Programm: Im September 2005 will Disney einen Freizeitpark in Hongkong eröffnen. Zudem verspricht die Firma sich 2005 starke Impulse vom 50-jährigen Disneyland-Jubiläum.
Freizeitpark statt Urlaub
Die schlechte wirtschaftliche Lage in Deutschland und auch Europa lässt nicht gerade einen Freizeitpark-Boom vermuten. Dennoch hält Dr. Ulrich Müller-Oltay, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen, die Parks nicht für gefährdet. Sie würden durch zwei Entwicklungen beeinflusst: "Zum einen ist da die derzeit etwas schwierige wirtschaftliche Lage", erklärt Müller-Oltay, "fünf Millionen Arbeitslose fallen als Besucher natürlich weg." Auch gebe es eine allgemeine Konsumzurückhaltung aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit.
Zum anderen führt dies laut Müller-Oltay aber auch dazu, dass viele Menschen auf Fernurlaube oder weitere Reisen verzichten und sich stattdessen eher einen Tag im Freizeitpark gönnen. In Deutschland sei das Preisniveau auch - zum Beispiel im Vergleich mit England - noch niedrig.
Mit neuen Attraktionen Geld aus den Taschen locken
Trotzdem ist es für die Parks in Deutschland und Europa nicht so einfach, Besucher anzulocken: Familien schauen bei ihrer Freizeitgestaltung eben doch vermehrt aufs Geld. Laut Alain Trouve, Geschäftsführer für die Freizeitparks der französischen Aktiengesellschaft Grévin & Cie im Sauerland, gilt das nicht nur für Deutsche, sondern auch für Niederländer und Franzosen. Grévin gehören bisher sechs Freizeitparks in Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland, darunter das "Fort Fun" und der "Panoramapark" im Sauerland.
Um dennoch an Besucher und deren behütetes Geld zu kommen, hat die Aktiengesellschaft im "Fort Fun" in zwei neue Fahrgeschäfte investiert. Wenn man den Besuchern besondere Attraktionen biete, seien sie auch bereit, dafür zu zahlen, meint Trouve.
Freizeitpark-Politik in Deutschland
Sogar die Politik sorgt sich um die Situation der Freizeitparks: Die Parks seien ein wichtiger Arbeitgeber, findet die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und brachte im März 2005 eine Große Anfrage in den Bundestag ein. Es habe im Gegensatz zur internationalen Entwicklung in den letzten Jahren in deutschen Freizeitparks nämlich keine Steigerungen bei Besucherzahlen und Umsätzen gegeben, und die deutschen Parks sähen sich mit zunehmenden Wettbewerbsverzerrungen insbesondere gegenüber europäischen Nachbarländern konfrontiert. Mit öffentlichen Mitteln geförderte oder steuerlich begünstigte Konkurrenzunternehmen zum Beispiel würden ihnen das Leben schwer machen.
Nun soll die Bundesregierung Auskunft geben, wie viele Arbeitsplätze durch Freizeitparks insgesamt gesichert werden können, wie sie die Wettbewerbssituation verbessern will und wo es Wettbewerbsverzerrungen im internationalen Vergleich gibt, zum Beispiel innerhalb der EU. Bisher ist aus der Anfrage nichts geworden: Weil sie einige EU-Fragen enthält, ist sie so kompliziert, dass die Bundesregierung die Beantwortungs-Frist bis November verlängert hat. Ob wettbewerbsverzerrt oder nicht – die meisten Freizeitparks sind dann geschlossen.
http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1631396,00.html