Printausgabe Taunus Zeitung vom 07.07.2004
Das Riesenrad und die unsichtbare Dritte
Von Marc Kolbe
Bad Homburg. Das Riesen-Wirrwarr rund um das Riesenrad will einfach kein Ende nehmen. Sollte Oberbürgermeisterin Dr. Ursula Jungherr gehofft haben, dass sich das leidige Thema mit dem Magistrats-Beschluss von Montag erledigt hat, sah sie sich bereits am Dienstag eines Besseren belehrt. Denn seit gestern scheint klar zu sein, dass der Wormser Schausteller, der sein Riesenrad auf dem Laternenfest aufstellen soll, zumindest in Landshut keine Konventionalstrafe zu erwarten hat.Noch mal kurz zum Hintergrund: Der Riesenrad-Betreiber, der bislang auf dem Festplatz auf dem Heuchelbach gestanden hatte, ist Pleite gegangen. Bei der Suche nach Ersatz stießen die Rathaus-Mitarbeiter auf das Wormser Schausteller-Unternehmen Göbel, das aber angeblich bereits bei der Bartlmädult in Landshut unter Vertrag steht. Gegen den Willen des Magistrats wurde dennoch ein Vertrag mit Göbel unterzeichnet. Um die drohende Vertragsstrafe zu kompensieren, wurde mit den Wormsern ein ermäßigtes Platzgeld von 650 Euro (an Stelle von 3300 Euro) ausgehandelt.
Doch mittlerweile glaubt niemand mehr so recht an die Vertragsstrafe. Es mehren sich die Stimmen, dass die Verwaltung von Göbel über den Tisch gezogen wurde. Aus dem Ordnungsamt Landshut ließ sich die TZ bestätigen, dass es mit Göbel keinerlei Probleme gebe. «Wir haben noch am Montag mit Herrn Göbel telefoniert, der kommt definitiv und stellt sein Riesenrad auf», ließ ein Mitarbeiter wissen. Und Göbel würde sich auch hüten, nicht auf der Bartlmädult anzutreten: Im Falle einer Absage wäre nämlich tatsächlich eine saftige Konventionalstrafe fällig – das dreifache Platzgeld. Gibt es also noch eine Vereinbarung mit einer anderen Stadt? Eine unsichtbare Dritte?
Unternehmer Andreas Göbel versteht derweil die Welt nicht mehr: «Ich bin in Landshut und in Bad Homburg vertreten. In Bad Homburg zahle ich Platzgeld und das ist nicht wenig.» Später bezeichnet er es gegenüber der TZ sogar als «beträchtlich». Normalerweise, so Göbel weiter, dürfte man für den riesigen Aufwand, ein Riesenrad aufzustellen, gar kein Geld nehmen. Und was ist mit der viel zitierten Vertragsstrafe? «Es gibt keine Strafe, weil keine Auslösung stattgefunden hat», versichert Göbel.
Jungherr möchte sich zu diesem Thema am liebsten gar nicht mehr äußern. Auf einer Pressekonferenz beklagte sich die OB, dass sie mehr in der Zeitung als in der Verwaltung über Riesenräder lesen würde. Da half auch nicht das nette Angebot von Stadtrat Michael Korwisi (Grüne), der vorschlug, das Riesenrad gemeinsam mit Jungherr und einer Flasche Sekt zu eröffnen. Zurzeit würde die zuständige Amtsleiterin nochmal die Details des Vertrages verhandeln. Der sei, so Stadtsprecher Andreas Möring, zwar unterschrieben, die endgültige Ausgestaltung aber noch im Fluss. Es müsse definitiv ausgeschlossen werden, dass die Stadt von dem Schausteller an der Nase herumgeführt werde.
Den Magistrat wird das Riesenrad jedenfalls noch länger beschäftigen, haben sich die Stadträte doch ausgebeten, zu gegebener Zeit über alle Details des Vertrages informiert zu werden.
Gruß Dirk
"auf Terasse nur Kännchen"
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