Letzte Bearbeitung am 03-Mai-04 um 17:59 Uhr ()
Firma Zierer baut „Expo-Achterbahn“ Nach der Insolvenz vor zwei Jahren ist die Lage stabilNeuhausen. „Höher, schneller, spektakulärer - das wollen die Leute“, sagt Wolfgang Brück. Seit einigen Wochen leitet er als Geschäftsführer die Neuhausener Zierer GmbH, die Karussells und Spezialmaschinen herstellt. Nach der Insolvenz der Traditionsfirma Zierer vor zwei Jahren hatte die Streicher Maschinenbau GmbH Teile des Unternehmens übernommen und unter altem Namen weitergeführt. „Nach der Insolvenz brauchte Zierer erst Zeit, um Vertrauen wieder aufzubauen“, meint Wolfgang Brück. Diese Phase ist jetzt vorbei, äußert er sich optimistisch. Die Lage bezeichnet er als stabil. Die Auftragslage sei gut, und am letzten Dienstag freuten sich die Mitarbeiter über den Zuschlag für einen Großauftrag. Zierer wird auf der Expo 2005 in Japan Teile des deutsch-französischen Pavillons gestalten. „Wir werden eine Erlebnisbahn konstruieren, die auf einer Fläche von über 1000 Quadratmetern durch einen Parcours zu Themen wie Energie und Umwelt führt“, beschreibt Wolfgang Brück das Projekt. Die Kulissen für die „Expo-Achterbahn“ stellen die Filmstudios Babelsberg her, Zierer ist hauptsächlich für die Bahn- und Schienentechnik zuständig. „Der Auftrag ist einer der größten in den letzten Jahren“, erklärt der Geschäftsführer. Seit Ende letzter Woche läuft auch auf dem Wiener Prater eine Anlage der Firma Zierer. Dort nahmen Wolfgang Brück und Kollegen am Donnerstag ein „Kontiki-Boot“ in Betrieb. Dieses schwingende und schaukelnde Schiff läuft gut im Moment. „Erst letzte Woche haben wir eins nach Korea verschifft“, erzählt der Geschäftsführer. Dort wird es im Samsung-Everland-Park, einem der größten Freizeitparks der Welt, seine Runden drehen. Aufträge kamen auch aus Belgien, Tunesien und England. Zwei Achterbahnen und zwei Kontiki-Boote stehen in den USA. Die Preisspanne für eine Anlage von Zierer liegt zwischen 200 000 und zwei Millionen Euro. Über 70 Prozent liegt der Exportanteil der Firmenprodukte, und er soll weiter wachsen. „Das ist einer der Gründe für meine Berufung“, erklärt Wolfgang Brück. Er hat Erfahrung mit internationalen Märkten, Verträgen und Zahlungsabwicklungen. „In Europa ist eine gewisse Sättigung auf dem Markt eingetreten“, sagt er. „In Asien, Amerika und im Nahen Osten liegt die Zukunft.“ Die Firma Zierer profitiert von der Streicher GmbH, unter deren Dach sie geführt wird, meint der Geschäftsführer. Das Know-how, die Maschinen und Lagerkapazitäten entlasteten die Firma, denn auf diesem Markt müsse man sich ständig neu behaupten. „Ein Auftrag ist in einigen Monaten abgewickelt. Dann heißt es, neue Kunden suchen“, erklärt Brück. Ein Stammpersonal von 40 Mitarbeitern arbeitet bei Zierer. Nach den positiven Signalen in diesem Jahr hofft die Firma auf eine weiteren Belebung der Nachfrage. „Die Freizeitindustrie hängt am allgemeinen Konsum“, sagt Wolfgang Brück. Dass das Metier der Firma Zierer irgendwann einer Cyber-Welle mit digitaler Vergnügung statt Brater zum Opfer fällt, fürchtet er nicht: „Höher, schneller - das fasziniert die Leute immer.“
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