Im März soll die Entscheidung fallen / Tivoli-Manager kommen nach Berlin / Senatsplan zeigt Konflikte auf
Karin SchmidlIm März soll entschieden werden, wie die Zukunft des seit Ende 2001 geschlossenen Spreeparks im Plänterwald aussieht. Bis dahin wollen sich der Liegenschaftsfonds, der Insolvenzverwalter und die Gläubigerbanken auf einen Käufer oder Pächter für den Vergnügungspark geeinigt haben. Bis zum 20. Februar müssen die vier Bewerber ihre Angebote aktualisieren, heißt es beim Liegenschaftsfonds. "Alle Bewerber haben einen städtebaulichen Masterplan sowie Entwürfe für einen Kauf- oder Pachtvertrag erhalten", sagte Sprecherin Irina Dähne.
Doch das stimmt nicht: Der Schausteller Rolf Deichsel, der gemeinsam mit 20 Kollegen den Spreepark kaufen will, erhielt nach eigenem Bekunden keinen Vertragsentwurf. Kritik an den Berliner Behörden kommt auch aus Paris: Das Unternehmen Grévin et Compagnie, das 15 Millionen Euro in einen Familienpark investieren will, hat seit Mai vorigen Jahres keinen Kontakt mehr mit den Berliner Behörden. "Damals erhielten wir den Entwurf für einen Erbbaupachtvertrag, aber ob Berlin an uns interessiert ist, wissen wir nicht", sagte Grévin-Sprecher Theo Rauh.
Der dritte Interessent ist das englische Unternehmen Prime Resorts Limited, das in Lancashire im Nordwesten Englands den "Camelot Park" besitzt. In dem 1984 eröffneten Themenpark dreht sich alles um König Artus und seine Ritter. So rast die Achterbahn durch eine Ritterburg, und die Wildwasserbahn hießt "Camelot Log Flume".
Die größte Sympathie zeigt Berlin ganz offen für den vierten Interessenten - Tivoli aus Kopenhagen. "Wir wollen die Marke Tivoli nach Berlin holen", sagte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Petra Reetz. In dieser Woche kommen Tivoli-Manager zu Gesprächen nach Berlin. Hier hofft man, dass sie ein Finanzierungskonzept mitbringen. Denn Tivoli kann die Investition im Spreepark, der mit 20 Hektar dreimal so groß ist wie der Vergüngungspark in Kopenhagen, nicht allein bezahlen. "Wir sind in intensiven Gesprächen mit unseren Partnern", sagte Vizepräsident Mads Vaczy Kragh.
Auch der 19 Seiten lange Masterplan, der für knapp 20 000 Euro im Auftrag des Liegenschaftsfonds entstand, ist in einigen Punkten auf Tivoli zugeschnitten. Beispiel Eierhäuschen: Das verfallene Ausflugslokal außerhalb der Spreeparkfläche ist nicht Bestandteil des Bebauungsplans, den der Bezirk dieser Tage vorlegt. Tivoli will das Eierhäuschen aber ebenfalls kaufen. Und so steht im Masterplan unter Punkt 6.2.5: Das Eierhäuschen, "das vom zukünftigen Betreiber des Parks mit erworben und wieder als Ausflugsgaststätte betrieben werden soll", werde nicht mehr vom übrigen Park getrennt sein. Auch beim Thema Parkplätze gibt das Papier dem Kopenhagener Unternehmen Hilfestellung. Der Bezirk plant 900 Stellplätze, Tivoli hätte gern mehr. Im Masterplan wird deshalb empfohlen, ein Konzept für mehr Stellplätze noch für das aktuelle Bebauungsplanverfahren vorzulegen.
Ganz offen wird in dem Papier von einem Planungskonflikt zwischen Bezirk und Senat gesprochen. Der Senat wolle mit einem Kultur- und Freizeitpark ein Angebot für gehobenen Berlin-Tourismus schaffen, um auswärtige Kaufkraft anzulocken, heißt es. Dagegen lege der Bezirk besonderes Augenmerk darauf, "dass der Plänterwald als Erholungsraum für die lokale Wohnbevölkerung erhalten und Beeinträchtigungen für die Anwohner, wie sie sich insbesondere in verkehrlicher Hinsicht" entwickelt hätten, minimiert werden könnten.
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/314841.html
Euer Jürgen
http://www.parkscout.de