Aus den Nürnberger Nachrichten„Dann fährt auch die Oma mit“
Freizeit-Parks in der Region kämpfen um Kunden: Indianertanz und Rodelbahn
In einem Bürgerentscheid stimmen die Pleinfelder am Sonntag darüber ab, ob sie am Rand des Ortsteils Mischelbach einen 35 Hektar großen Vergnügungspark haben wollen. Der auf eine Investitionssumme zwischen 50 und 100 Millionen Euro und eine jährliche Besucherzahl von 1,1 Millionen ausgelegte Limes-Park ist höchst umstritten. Schon jetzt ist der Freizeitpark-Markt heiß umkämpft: Im Freistaat buhlen zwölf Ferienanlagen um Gäste, vier davon in der Region. Ein Querschnitt.
NÜRNBERG — Der Standort direkt an der Autobahn 3 war im Jahr 1969 aus mehreren Gründen gut gewählt. Neben der guten Verkehrsanbindung und der Lage auf halbem Weg zwischen Nürnberg und Würzburg setzte man auch auf einen kostenlosen Werbeeffekt: Für die vorbeirauschenden Autofahrer war das Freizeit-Land Geiselwind schon immer ein Blickfang.
Damit ist es vorbei, seit die Autobahndirektion Nordbayern an der A 3 einen Sichtschutzzaun errichten ließ. Das bedauert keiner mehr als Geschäftsführer Michael Mensinger, der vom „großen Boom nach der Wende mit jährlich 750 000 Besuchern“ nur noch träumen kann. Trotz erklecklicher Investitionen und massiver Werbung ist man heute schon froh, wenn die anvisierte Gästezahl von einer halben Million pro Jahr im 40 Hektar großen Freizeitpark nicht unterschritten wird.
„So rosig wie der Markt gesehen wird, ist er nicht“, warnt Mensinger — wahrscheinlich aus ganz eigennützigen Gründen angesichts der möglichen Konkurrenz in Pleinfeld. Dem mit dem dortigen Limes-Park angepeilten Besucherströmen nannte er „absolut utopisch“. Ihm sei kein einziger in den letzten zehn Jahren gegründeter Freizeit-Park bekannt, „der die angestrebten Besucherzahlen auch nur annähernd erreicht hätte“. 30 Prozent des Gesamtumsatzes entfalle auf die bayerischen Sommerferien, was sehr wetterabhängig mache.
Heuer hat die Rekordhitze die Gästezahlen leicht nach unten gedrückt, bestätigt Benedikt Graf von Bentzel vom Erlebnispark Schloß Thurn in Heroldsbach bei Forchheim. Dazu kommt, dass mancher „den einen oder anderen Euro spart und sein Vesperbrötchen selbst mitbringt“. Bis zu 230 000 Menschen vergnügen sich pro Jahr auf dem 44 Hektar großen Gelände, das — wie Geiselwind — von November bis Ostern geschlossen hat.
Teilzeit- und Aushilfskräfte machen auch rund um Schloss und Weiher über 90 Prozent des Personals aus. Ritterturnier und Westernshow sind die Renner. Vom Motto „Höher, schneller, weiter“ setzt sich Graf von Bentzel bewusst ab. In Heroldsbach sei die Achterbahn nicht so wild — „dafür fährt vielleicht einmal die Oma mit“.
Seit 1975 gibt es den Erlebnispark, der „leider keinen direkten Autobahn-Anschluss hat“, aber weit näher an einer Fernverbindung liegt als Pleinfeld. Die für den Limes-Park prognostizierten Besucherzahlen bezeichnet Graf von Bentzel ebenfalls als unrealistisch. Über das Vorhaben will er sich nicht weiter äußern, nur so viel: „Ich habe schon viele Projekte kommen und gehen sehen.“
„Wenn’s im kleinen Rahmen bleibt, wird es uns nicht beeinflussen“, sagt Erich Schuster, seit 14 Jahren Geschäftsführer des Fränkischen Wunderlands in Plech, zum Projekt in Pleinfeld. „Neue Dimensionen“ allerdings, so wie es das im Mai 2002 eröffnete „Legoland“ in Günzburg aufgezeigt habe, bekäme der Park in Plech sicher zu spüren. Die Besucherzahlen seien in den letzten Jahren „nicht immer erfreulich“ gewesen: zwischen 100 000 und 300 000 Menschen pro Jahr fanden den direkten Weg von der Autobahn 9 zum Vergnügungspark.
Obwohl verkehrstechnisch „optimal angebunden“ (Schuster), lässt der Zustrom der Familien nach. Von April bis Oktober locken auf 14 Hektar Sommerrodelbahn, Westernstadt, Indianertanz oder Märchenwald. Ab Ostern 2004 wird es noch „was Neues“ geben.
Ganz anderes hat Gisela Kupiak, Sprecherin des Playmobil-FunParks in Zirndorf zu berichten. Vor vier Wochen wurde der 500 000 Besucher in diesem Jahr in der teilweise überdachten Spiel- und Spaßwelt auf 90 000 Quadratmetern begrüßt. Eine Steigerung um 25 Prozent an Kunden bedeutet dies für Playmobil. Die günstigen Eintritts- und Verpflegungspreise würden oft gelobt, sagt Kupiak.
Der „traumhafte Sommer“ habe heuer große und kleine Menschen vor allem in die Wasserspielbereiche gelockt. Auch während der Wintermonate wartet der FunPark (seit Mai 2000) auf Freizeit-Freunde jeglichen Alters. Im Herbst 2004 öffnet das Allwetter-Erlebniscenter seine Tore.