Dazu auch noch folgender Bericht aus dem Bonner General Anzeiger:Inspektoren proben den freien Fall
Zur technischen Abnahme der Fahrgeschäfte auf Pützchens Markt gehören auch Probefahrten
Von Cem Akalin
Pützchens. Dieter Ciernioch kommt ganz schön ins Schwitzen. Mit festem Schuhwerk und Regenjacke kriecht er unter der Wildwasserbahn herum, springt die Nottreppe bis zur Spitze hinauf und inspiziert das Baubuch des Betreibers. Die Trinkflasche hängt griffbereit am Rucksack.
Ciernioch ist Abteilungsleiter Baustatik im Bauordnungsamt der Stadt Bonn und für die Abnahme der Fahrgeschäfte auf Pützchens Markt zuständig. Mit zwei weiteren Kollegen sowie mit Thomas Wenning, Abteilungsleiter für vorbeugenden Brandschutz bei der Berufsfeuerwehr, und Helmut Schulten, Sachgebietsleiter bei der Feuerwehr, begutachten sie die Aufbauten der Fahrgeschäfte, die Verankerungen, die Rettungswege und Notbeleuchtungen und vieles mehr, um die Sicherheit der Kirmesbesucher zu garantieren.
Bei solchen großen Aufbauten wie der Wildwasserbahn kontrolliert Ciernioch die Fundamente und den Untergrund. Beim Riesenrad müssen die Balaste überprüft werden. Immerhin 6000-Liter-Wassertanks sorgen dafür, dass das 300 Tonnen-Rad nicht beim kleinsten "Stürmchen" umkippt. Sturmsicher ist das Riesenrad auf jeden Fall, meint Ciernioch. Nur ab Windstärke 8, also einer Windgeschwindigkeit von 80 bis 90 Stundenkilometern lässt der Betreiber keine Leute mehr in die Gondeln.
Bei der Wildwasserbahn ist auch der Wasserpegelstand wichtig. Unterschreitet der nämlich den Toleranzbereich, muss der Fahrbetrieb eingestellt werden. Anderthalb Tage lang hat Juniorchefin Nadine Löwenthal das Wasser über sogenannte B-Rohre der Stadtwerke einfüllen lassen. Die Becken und Bahnen sind randvoll gefüllt. Die Technik ist ebenfalls gecheckt. Im Grunde konnte es am Donnerstag schon losgehen. Die 20 Mitarbeiter waren am Donnerstag noch mit einigen Säuberungsarbeiten beschäftigt.
Wie sensibel die Kontrollmechanismen der Anlage reagieren, erfuhr Löwenthal in der Anfangszeit. "Immer wieder schaltete die Anlage ab, obwohl wir alle Fehlerquellen mehrmals durchgecheckt hatten", erinnerte sich Nadine Löwenthal. "Dann entdeckte ein Mitarbeiter, dass sich Bienen eingenistet hatten und sich immer wieder eine Biene auf den Endschalter setzte. Sogar diese leichte Berührung reichte aus, um sicherheitshalber die Anlage auszuschalten." Passieren kann aber nichts, versichert sie. Notausstiege sind praktisch an allen Punkten möglich. Außerdem wird über Computer jeder Abschnitt überwacht.
Sicherheit gilt auch bei allen anderen Geschäften. Beim Frei-Fall-Turm ist auch die Aufstellung und das Fundament, aber besonders die Elektronik wichtig. Das Team der Stadt nimmt daher auch Kurzschlussprüfungen vor, um zu kontrollieren, wie schnell der FI-Schalter reagiert und den Strom abschaltet.
In Zelten und Biergärten müssen Bestuhlungspläne eingehalten und darauf geachtet werden, dass Dekorationen nicht leicht entflammbar sind. Scheinwerfer dürfen nicht zu nah an brennbaren Stoffen aufgestellt sein, Rauchabzüge müssen laufen, Feuerlöscher in ausreichender Zahl vorhanden sein. Auch die Lagerung von Gasflaschen müssen von den Teams überwacht werden.
Doch damit nicht genug. Dieter Ciernioch, Thomas Wenning und Helmut Schulten müssen auch etliche Probefahrten über sich ergehen lassen. In rasanter Fahrt durch die Wildwasserbahn oder die Wilde Maus oder im freien Fall vom Tower runter. Was dem einen sein Freud', ist dem anderen sein Leid.
Weitere Infos unter www.puetzchens-markt.de. Start der Großkirmes ist am Freitag um 15 Uhr. Die Polizeistunde ist bis Dienstag, 16. September, aufgehoben. Pützchens Markt endet mit dem Feuerwerk am Dienstag, gegen 22 Uhr.