Aus der Neuen WestfälischenFrischkur für die "Welle"
Stadtwerke wollen Gästeschwund mit einer Millionen-Investition stoppen
VON LUDGER OSTERKAMP
Gütersloh. Die Stadtwerke Gütersloh wollen mehrere Millionen Euro in die "Welle" stecken. Das Freizeitbad, vor 14 Jahren eröffnet, müsse angesichts der gewachsenen Konkurrenz in den Nachbarstädten modernisiert werden. Die Pläne für den Umbau werden dem Aufsichtsrat in einer Klausurtagung heute und morgen im Münsterland vorgestellt.
Bereits am Montag gab die Geschäftsführung den Gütersloher Mitgliedern des Aufsichtsrates eine Ahnung von der Größe des Projektes. Konkrete Summen wurden nicht genannt. Gleichwohl kursieren Zahlen, wonach allein die geplante Investition in die Sauna mehr als vier Millionen Euro verschlingen soll.
Weitere Millionenbeträge sollen in den Bau einer neuen Rutsche und in die Aufwertung des Freizeitbereiches fließen. Weil immer mehr Familien und junge Menschen lieber in Nachbarbäder wie ins "Ishara" nach Bielefeld gehen, ist die Geschäftsführung bemüht, die Welle wieder attraktiver zu machen.
Bereits seit Mitte letzten Jahres erarbeitet ein Gütersloher Architekturbüro Varianten für die Welle-Modernisierung. Öffentlich vorgestellt werden sollen sie erst, wenn der Aufsichtsrat dazu getagt und einen Beschluss getroffen hat. Damit wird nicht vor Sommer gerechnet.
Als sicher scheint indes, dass die Sauna einen eigenen Eingang bekommen soll. Sie könnte damit ihre Öffnungszeiten von denen des Bades entkoppeln. Ein Saunagang wäre dann bis Mitternacht möglich und müsste nicht mehr, wie derzeit, um 21 Uhr beendet sein. Auch sollen die Engpässe bei den Umkleiden und Duschen behoben werden. Laut einer Wirtschaftlichkeitsberechnung, die die Stadtwerke in Auftrag gegeben haben, geht die Geschäftsführung davon aus, dass sich die Investitionen in die Sauna rentieren; der Betrieb werde Gewinn abwerfen - unter anderem auch deshalb, weil bei einer Entkoppelung vom Spaßbad unterm Strich weniger Aufsichtspersonal benötigt würde.
Großen Wert legt die Geschäftsführung auch darauf, eine neue Wasserrutsche anzulegen. Die jetzige mit 50 Metern Länge und den wenigen Kurven sei nicht mehr aufregend genug. Andere Bäder wie das "Aqua-Lip" in Detmold oder das "Ishara" können mit einer höheren, teils mit Musik beschallten "schwarzen Röhre" aufwarten.
Ein Verbesserungspotenzial sehen die Stadtwerke auch beim Kleinkinderbereich, der eventuell verlagert (weg vom Eingang) und vergrößert werden könnte. Ferner gibt es Überlegungen zur Gastronomie, die seit einigen Jahren von den Stadtwerken selbst betrieben wird und nicht in allen Punkten modernen Kundenansprüchen genügt.
Weiteres Geld, so die Überlegung, soll möglicherweise in Funktionsräume gesteckt werden. So sei etwa bei den Technik- und bei den Sozialräumen fürs Personal beim Bau der Welle sehr gespart worden.
Interessenkonflikt im Aufsichtsrat
Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder des Aufsichtsrates zu einer Klausur. Die Vertreter aus Gütersloh und aus Bielefeld, deren Stadtwerke 49 Prozent der SWG halten, nehmen sich zwei Tage Zeit, um wichtige Themen und Strategien zu besprechen.
Die Gütersloher Mitglieder des Aufsichtsrates haben sich am Montag gesondert auf diese Klausur vorbereitet. Denn: Die Themen, allen voran die "Welle", sind konfliktträchtig.
Es ist unsicher, ob die Bielefelder der geplanten Millionen-Investition zustimmen; sie müssen befürchten, dass sie damit ihr eigenes Bad, das "Ishara", schwächen. Auf der anderen Seite kann den Bielefeldern nicht daran gelegen sein, dass die Verluste, die die Bäder (in Gütersloh wie allerorten) machen, von Jahr zu Jahr größer werden. Das mindert die Rendite, die sie aus ihrer Kapitalbeteiligung ziehen.
Zu Streit im Aufsichtsrat zwischen den politischen Vertretern der beiden Städte ist es bereits häufiger gekommen; so brachen die Bielefelder im vergangenen Jahr verärgert eine Sitzung ab, als die Gütersloher eine Erhöhung des Gaspreises blockierten.