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Letzte Chance fürs Tabbs
24-Jun-05, 10:08 Uhr ()
Meine Meinung: dichtmachen und die völlig überdimensionierte Schwimmbadlandschaft im kollektiven Freizeitpark Ostdeutschland konsolidieren...

Thüringer Allgemeine

Mut der Verzweiflung

Am nächsten Mittwoch entscheidet der Gemeinderat Tabarz, ob die Gemeinde den Weg beschreiten wird, der sich jetzt als Möglichkeit auftut, der Verschuldung zu entfliehen. Aus dem Kur- und Familienbad soll das Wellness & SPA Resort Tabarz werden - auch mit Wärme aus einer eigenen Biostromanlage.

TABARZ (rr)."Sie haben in Ihrem Revolver nur noch eine Patrone. Der Schuss muss sitzen." Auf dieses anschauliche Bild brachte Tobias Marx von der Deutschen Kreditbank AG die Situation Tabarz´ in der Gemeinderatsitzung am Mittwochabend. Die Bank ist bereit, einen Kredit von insgesamt über 6 Millionen Euro zu gewähren, damit das Tabbs umgebaut und eine Biostromerzeugungsanlage errichtet werden kann, die das Bad künftig beheizt. Die Banker reichten das Geld nicht aus, wären sie nicht sicher, es einschließlich der gegenwärtigen Schulden wiederzubekommen.

Der Umsatz des Tabbs sank von 1998 bis 2004 von rund 2,28 Millionen Euro auf 1,5 Millionen. Jedes neue Spaßbad, das in Thüringen eröffnet wurde, ließ sich am Absacken der Zahlen ablesen. Das führte letztlich zur Zahlungsunfähigkeit der Kurgesellschaft. Die Besucherzahlen haben sich inzwischen auf rund 200 000 im Jahr, 38 Prozent weniger als beim Start, eingepegelt. Die Talfahrt ist gestoppt. Es reicht aber nicht, die Schulden abzutragen.

In der Tat: Es gibt nur zwei Möglichkeiten, aus der Schuldenfalle herauszukommen: Die insolvente Kurgesellschaft, die der Gemeinde jährlich über 800 000 Euro Pacht schuldig bleibt, kommt auf die Beine, der Baukredit kann wieder getilgt werden und die Zinsen klettern nicht ins Unendliche. Oder: Es findet sich einer, der das Kur- und Familienbad Tabbs kauft und die Schulden übernimmt, "was wahrscheinlich aber eher unwahrscheinlich ist", wovon nicht nur Bürgermeister Matthias Klemm (SPD) überzeugt sein dürfte.

Die Berater, die gerade das Haushaltssicherungskonzept 2006 bis 2010 erarbeiten - was die Kommunalaufsicht verlangt - können nur bekannte Tatsachen feststellen: 50 000 bis höchstens 100 000 Euro Spielraum bei strengster Sparsamkeit pro Jahr - mehr gibt der Gemeindehaushalt auf Jahre hinaus nicht her. Das ist nicht mal der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Der Ausweg könnte aus einer Kombination bestehen: Sanierung des Tabbs zwecks Erweiterung und Verknüpfung der Angebote zwischen Spaßbad, Kurmittelhaus, Sportbecken, Sauna, Fitnessstudio und Bau einer eigenen Biostromerzeugungsanlage. Eine Viertelmillion Euro im Jahr kostet es derzeit, das Tabarzer Kur- und Familienbad zu beheizen, 100 000 Euro mehr als 1998 zu den Anfängen des Badebetriebes. Aus dieser Öl-Gas-Preisspirale will man aussteigen.

Der Knalleffekt: Die selbst erzeugte Biowärme ist nur das Nebenprodukt; eigentlicher Zweck der Anlage ist, aus Holzschnitzeln Strom zu erzeugen und ins Netz einzuspeisen. Diese umweltfreundliche Elektroenergieerzeugung wird gesetzlich garantiert auf 20 Jahre mit 20 Cent pro Kw/h honoriert. Damit würde eine solche Anlage dem Badbetreiber nicht nur jährlich Energiekosten in Höhe von 200 000 Euro ersparen, sondern der Gemeinde zusätzlich mindestens 100 000 Euro in die Kasse spülen. Kaum zu glauben: ein wahrer Goldesel!

Die Kurgesellschaft könnte ihre Pacht wieder zahlen, käme aus der Insolvenz, und die Gemeinde als Badbesitzerin könnte den Schuldenberg abtragen.

Möglicher Standort für die Anlage wäre neben der Kläranlage direkt an der B 88. Am Tag würden 87 Kubikmeter Holzschnitzel, eine Sattelschlepperladung voll, vergast. "Nur das, was sonst draußen in der Natur sowieso verfaulen würde", schwärmt der Entwickler und Erbauer der Anlage. Es entstehe keine Emmissionsbelastung für die Umwelt. Ein umfangreiches Gutachten der Universität Stuttgart bestätige das. Die Asche könne sogar noch als mineralischer Dünger ausgebracht werden.

Wenn das alles aufgeht, wäre es wunderbar und die Fachleute in Sachen Gesundheit und körperliches Wohlbefinden könnten sich um die Aufwertung des Bades kümmern. Zum Beispiel die Barrieren niederreißen, die es bis dato verhindern, dass Besucher des Bades auch die Kurmittelabteilung nutzen und umgekehrt. Das Tabbs wäre aufgefordert, seinen Vorteil, den es gegenüber den vergleichbaren Bädern in Thüringen hat, auszuspielen. Geplant ist, das Wellness & SPA Resort Tabarz zu einem Kompetenzzentrum für Gesundheit umzuformen.

Zu den unbegreiflichen Schwachpunkten der Einrichtung zählen bislang die zwei separaten Eingangszonen mit zweimal Empfangspersonal. Ein neues Foyer soll angebaut werden, das den Zugang zu allen Angeboten möglich macht. Es wird generell ein neues Raumkonzept geben, sodass das im Januar eingerichtete Fitnessstudio zum Beispiel mehr Platz bekommt, die Saunalandschaft ergänzt wird und das Restaurant einen funktional vernünftigen Standort bekommt.

Wird aus all den Plänen nichts, bleibt nur, das Tabbs in spätestens zwei, drei Jahren zu schließen. Und die Gemeinde bliebe auf den Schulden sitzen.

23.06.2005

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