Polnische Zöllner feuern Warnschüsse auf deutschen Dampfer
Ein schwerer Zwischenfall auf der Ostsee belastet die deutsch-polnischen Beziehungen: Vor der Insel Usedom haben polnische Grenzschützer Warnschüsse auf einen deutschen Ausflugsdampfer abgefeuert. Die Besatzung der "Adler Dania" habe sich Zollkontrollen widersetzt, behaupten die polnischen Behörden.
Hamburg - Durch die Schüsse habe das Schiff daran gehindert werden sollen, nach Deutschland zurückzukehren, sagte der Sprecher der Stettiner Zollbehörde, Janusz Wilczynski. Wegen des Zwischenfalls auf dem deutschen Ausflugsschiff "Adler Dania" im Grenzgebiet vor der Insel Usedom steht die deutsche Botschaft in Kontakt mit den polnischen Behörden. "Wir bemühen uns um Klärung", sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amts der "Ostsee-Zeitung".
Laut Wilczynski hatten sich drei in zivil gekleidete polnische Zöllner auf dem Dampfer aufgehalten und sich zu erkennen gegeben, als das Schiff polnische Gewässer erreichte. Sie hätten kontrollieren wollen, ob die an Bord verkauften Alkoholika und Zigaretten mit polnischen Steuern belegt worden seien. Der Kapitän der "Adler Dania" habe aber die Kontrollen abgelehnt und sich auch geweigert, den nächsten polnischen Hafen anzusteuern.
Daraufhin hätten die Zollbeamten die Küstenwache alarmiert, die Warnschüsse abgefeuert habe. Der Kapitän sei trotz der Schüsse in die nahe gelegenen deutschen Hoheitsgewässer zurückgekehrt. Die Zollbeamten seien einige Stunden befragt und dann auf freien Fuß gesetzt worden. Der Neubrandenburger "Nordkurier" berichtet unter Berufung auf Besatzungsmitglieder der "Adler Dania", die polnischen Sicherheitskräfte hätten vor Swinemünde und Ahlbeck über die "Adler Dania" hinweggeschossen. Die Crew-Mitglieder gingen von Maschinenpistolen- oder Gewehrfeuer aus.
Ein Sprecher des Bundespolizeipräsidiums Nord berichtete, dass der Geschäftsführer der Reederei seinen Kapitän während der Kontrolle angewiesen habe, nach Deutschland zurückzufahren. Die Bundespolizei kontrollierte nach dem Anlegen in Heringsdorf die Ausweise der Zöllner. Diese kehrten anschließend nach Polen zurück. Am nahen Grenzübergang Ahlbeck wurden sie von polnischen Sicherheitsbehörden in Empfang genommen. Die Reederei erstattete nach eigenen Angaben Anzeige gegen die drei Beamten wegen illegalen Aufenthalts an Bord.
Zollsprecher Wilczynski sagte der "Ostsee-Zeitung", die polnischen Beamten seien an Bord der "Adler Dania" an der Ausübung ihres Dienstes in polnischen Hoheitsgewässern gehindert worden. "Die deutsche Besatzung hat die polnischen Beamten gekidnappt." Jetzt ermittele die Stettiner Staatsanwaltschaft gegen den Schiffsführer. Er habe Signalraketen und das Grenzschutzboot der Polen ignoriert.
Offenbar verdächtigt der polnische Zoll das deutsche Schiff, das EU-weite Verbot des zollfreien Einkaufs zu umgehen. Vor der Aufnahme Polens in die EU waren die Adler-Schiffe der Insel- und Halligreederei Sven Paulsen auf sogenannte Butterfahrten nach Polen spezialisiert, auf denen Waren wie Alkohol, Zigaretten oder Parfum verkauft wurden. Seit dem EU-Beitritt Polens 2004 werden auf den Ausflugsfahrten immer noch Alkohol und Zigaretten verkauft, die in Polen deutlich billiger sind als in Deutschland. Der Zwischenfall auf der Ostsee belastet die derzeit ohnehin angeschlagenen deutsch-polnischen Beziehungen.
Die Reederei mit Hauptsitz in Westerland auf Sylt stellte den Verkehr zwischen Usedom und den polnischen Häfen Swinemünde und Misdroy nach dem Zwischenfall umgehend wieder ein. Die "Adler Dania" wurde vom polnischen Grenzschutz auf die Liste der unerwünschten Schiffe gesetzt.
Die Reederei erklärte, bereits im Sommer 2004 und Anfang Oktober 2006 hätten polnische Zöllner rund 560.000 Zigaretten grundlos konfisziert. Die Firma hatte erst Ende September den Schiffsverkehr nach Polen aufgenommen, nachdem ein jahrelanger Streit mit den polnischen Behörden um die Nutzung der Seebrücke beendet worden war.
phw/AFP/dpa
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,443360,00.html
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