Quote
3,5 Sekunden mit 300 PS
VON MATTHIAS GRASS
Der 300-PS-Bolide: Vier Dragster werden
in Kalkar gegeneinander um die Wette rasen.
RP-Fotos (2): Klaus Stade
(RP) Im Wunderland Kalkar wird die erste Dragster-Rennbahn Europas gebaut. Sie macht den Kick des Beschleunigungsrennens aus den USA für jedermann erlebbar. Van der Most investierte 1,2 Millionen Euro.
Der Chevi-Achtzylinder brüllt so laut auf, dass es im Bauch vibriert, er schreit nach Asphalt und Beschleunigung, fällt dann gleich wieder in ein sonores Blubbern zurück. Nochmal ein leichter Schub am Gasgestänge, ein erneutes Dröhnen – dann Stille.
Die auf Hochglanz polierten Zylinderkopfdeckel des Big-Blocks blinken sogar im trüben niederrheinischen Nieselregen, ebenso wie der Chrom der verschlungenen Auspuffrohre. Zwischen den beiden Zylinderreihen thront ein großer, offener Luftfilter, den rund 300 PS des Boliden die nötige Luft einzublasen.
Doch der Chevi-Motor muss sich noch gedulden: Brüllen darf er schon in Kalkar, aber auf Asphalt und Beschleunigung muss er noch warten. Denn dort, wo bald vier Dragster US-amerikanische PS-Euphorie verströmen sollen, wühlt sich noch der Bagger durch ehemaligen Bewehrungsstahl der Brüterkonstruktion, ziehen zunächst nur Sandbahnen ihren Weg. Aber schon im April sollen der Motor das schmale Gefährt und vier baugleiche Konkurrenten, die sich alle Dragster nennen, in 3,5 Sekunden von Null auf 100 katapultieren. Und das völlig ungefährlich.
Brutale Bremse
„Der Wagen wird auf einer Art Schiene geführt, in die wie bei einem Boot ein Schwert greift. Das stabilisiert den Geradeauslauf und schützt das Fahrzeug davor, abzuheben“, erläutert Architekt Jochen Kleemann, der die Beschleunigungsbahn plant und baut, die neue, in Europa einzigartige Attraktion des Wunderlandes. Also: Im Grunde eine Carrera-Bahn zum Drinsitzen. Der Fahrer braucht nur aufs Gas zu drücken und in den zweiten Gang des Automatik-Getriebes zu schalten. Nach 3,5 Sekunden ist der Kick zu Ende. Kleemann: „Dann wird allerdings brutal abgebremst.“
15 neue Arbeitsplätze
Henny van der Most sah die Anlage in den USA und kaufte sie stehenden Fußes inklusive der vier Fahrzeuge. Alexander Kühn vom Büro Ader&Kleemann hat nun die Aufgabe, die Inch-Maße umzurechnen und alles an europäische Standards anzugleichen. Dazu baut das Architekturbüro eine dynamische Halle, aus der heraus die Renner starten.
Noch wird gehämmert und gewerkelt:
Die Vorbereitungen für die Beton-Rennbahn
laufen im Kalkarer Wunderland auf Hochtouren.
Auch das Zielhaus und die großen Anzeigetafeln, die die Sekunden zeigen, wird von den Architekten geplant. Die Baumaßnahmen kosten 450 bis 500000 Euro. „Die sind in den Gesamtkosten von 1,2 Millionen aber schon eingerechnet“, sagt Kleemann.
Wunderland-Chef Henny van der Most.
RP-Archivfoto: Evers
Um die Anlage zu betreiben, wird das Wunderland 15 zusätzliche Mitarbeiter einstellen, sagt Han Groot Obbink vom Wunderland. Als Fahrpreis sind 12,50 Euro anvisiert. Dafür wird der Gast in die Dragster-Technik eingeführt und hat drei Beschleunigungsversuche. Kühn rechnet mit fünf bis sechs Minuten Spaß. „Das ist ein echter Kick“, sagt Kleemann, der das Gefährt schon in den USA ausprobiert hat.