Die Fuldaer Zeitung berichtet: Rhönbob bringt Jamaika in Fahrt
RASDORF/OCHO RIOS Josef Wiegand aus Rasdorf baut in Mystic Mountain eine Sommerrodelbahn für Touristen.
Olympische Winterspiele 1988 in Calgary: Vier junge Männer aus Jamaika schaffen es, sich für den Wettbewerb im Viererbob zu qualifizieren. Zwar spielen sie sportlich nur eine Nebenrolle und landen nach zahlreichen technischen Problemen und Unfällen auf einem der hinteren Plätze. Trotzdem entsteht ein wahnsinniger Wirbel um die Kult-Truppe – der amerikanische Regisseur Jon Turteltaub entschließt sich 1993 schließlich, die Story in der Komödie „Cool Runnings“ zu verfilmen.
All diese Geschehnisse der Vergangenheit haben jetzt – 20 Jahre nach der besagten Olympiade – einen deutschen Unternehmer auf den Plan gerufen, der auf dem Tourismusmarkt in Amerika sein Geld zu verdienen versucht. In der Hoffnung, auch einen finanziellen Vorteil aus dem Filmhit zu erlangen, bestellte er nun für knapp eine Million Euro Gesamtkosten beim Rasdorfer Freizeitanlagenbauer Josef Wiegand eine Sommerrodelbahn – das gleiche System, das als Rhönbob auf der Wasserkuppe im Einsatz ist. Zwar wird die in der Bauphase befindliche Strecke in Mystic Mountain, einem Freizeitpark in der jamaikanischen Stadt Ocho Rios, mit ihren 760 Metern etwas kürzer sein, bei 40 Stundenkilometern kommt aber ein ähnliches Feeling wie in der Rhön auf.
Einsitzer für US-Damen
Allerdings ist das Aussehen der Bobs, das so genannte Facelift, an die neue Umgebung und den Film von damals angepasst: In den Farben der Landesflagge präsentieren sich die Schlitten schwarz, grün und gelb. Im Gegensatz zum Rhönbob werden die Schlitten in Jamaika allerdings fast ausschließlich von einer Person gefahren. „Die US-Amerikanerinnen, die den Jamaika-Bob wohl vor allem benutzen werden, wiegen doch deutlich mehr als die Frauen in der Rhön“, sagt Firmenchef Josef Wiegand schmunzelnd. „Deshalb ist es für alle Beteiligten angenehmer, wenn jeweils nur eine Person drin sitzt.“ Für sein Team aber kein Problem: Aus den ursprünglich für zwei Personen konstruierten Kabinen machten die Ingenieure kurzerhand geräumige Einsitzer, mit denen es den karibischen Hügel hinunter gehen wird.
Das Konzept des deutschen Tourismusunternehmers aus Amerika, mit dem Josef Wiegand nach eigenen Angaben bereits eine ganze Menge Ärger wegen diverser aufwändi-
ger Änderungswünsche hatte, sieht so aus: Mehrere Schifffahrtsgesellschaften karren jedes Jahr knapp 400 000 Urlauber nach Ocho Rios. Dort können sie dann während ihres Aufenthalts neben den Dunn-River-Wasserfällen, Rafting auf dem White River und einem Bummel in den zahlreichen Shopping-Malls auch eine Runde auf dem Jamaika-Bob fahren. Zehn Dollar wird dieser Spaß laut Wiegand kosten – deutlich mehr als auf der längeren Strecke in der Rhön.
Zurzeit sind zwei Monteure der 150-Mitarbeiter-Firma in Ocho Rios, wo auch die beiden Musiker Keith Richards und Mick Jagger ein Haus besitzen. Gemeinsam mit dem Projektmanager Jürgen Ruschke aus Neuwirtshaus bahnen sie sich einen Weg durch das wuchtige Felsmassiv der Karibikinsel, um mit Rhöner Präzision die Schienen für den schwarz-grün-gelben Jamaika-Bob zu verlegen.
Von Tobias Farnung
Den ganzen Artikel mit Bild des Bobs gibt es bei:
http://www.fuldaerzeitung.de/newsroom/huenfeld/dezentral/huenfeld/art14184,563489
Jakob