Berliner Zeitung, 20. 11. 2003Doppelt gemoppelt
Überflüssig: Senat plant parallel zum Bezirk für den Spreepark
Karin Schmidl
PLÄNTERWALD. Versucht Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), seinen Wunschinvestor für den Spreepark durchs Hintertürchen nach Berlin zu holen? Das jedenfalls vermutet man im Bezirk Treptow-Köpenick. Denn parallel zu den Bezirksplanungen lässt Strieder einen Masterplan für den 20 Hektar großen Vergnügungspark im Plänterwald aufstellen.
Dieser Plan ist völlig unnütz, sagt man im Bezirk. Denn im Rathaus Köpenick wird längst an einem Bebauungsplan gearbeitet. Darin ist festgelegt, was an Verkehr, Gebäuden und Lärm zuträglich ist für das Landschaftsschutzgebiet Plänterwald. Mit dem B-Plan wolle man Investoren ein Angebot machen, sagt Bezirksbürgermeister Klaus Ulbricht (SPD). Jeder könne dann entscheiden, ob sich eine Investition für ihn rechnet. "Wozu hier noch ein Masterplan gut sein soll, erschließt sich mir nicht", sagt Ulbricht.
Dass auf dem Gelände wieder ein Vergnügungspark entstehen soll, ist im Senat und im Bezirk unstrittig. Drei Investoren haben bereits Interesse angemeldet: Grévin & Compagnie aus Paris, eine Schaustellergruppe aus Berlin und Tivoli aus Kopenhagen. Senator Strieder hat sich bereits offen für Tivoli ausgesprochen. Das Unternehmen rechnet mit drei Millionen Besuchern jährlich und fordert 2 000 Parkplätze, was der Bezirk als unverträglich für das Waldgebiet ablehnt. Er will 900 Stellplätze genehmigen. Das Dreifache von dem, was der ehemalige Spreepark-Betreiber hatte. Norbert Witte hatte mehr Parkplätze gefordert und seine Pleite mit der geringen Zahl begründet.
"Wir wollen, dass Investoren wirklich kommen", sagt die Strieder-Sprecherin Petra Rohland. Welche Rolle dabei der Masterplan spielt, erklärt sie so: "Damit soll der Bezirk bei der Aufstellung des Bebauungsplans unterstützt werden." Der braucht eine solche Unterstützung aber gar nicht. Das sei totaler Quatsch, kontert man in Köpenick. "Unsere Kollegen sind kompetent genug für Planungsaufgaben, und ich weiß nicht, wieso jetzt die ganze Arbeit noch mal begonnen wird, die wir schon gemacht haben", sagt Baustadtrat Dieter Schmitz (SPD).
Im Berliner Institut für Städtebau, wo jährlich rund 2 000 Mitarbeiter aus Stadtentwicklungsbehörden fortgebildet werden, kennt man sich mit Masterplänen aus. Direktor Martin Daub: "Ein Masterplan ist die Vorstufe für einen Bebauungsplan, eine Art Rahmen, über dessen Inhalt mit einem Investor verhandelt werden kann." Ein Bebauungsplan sei dagegen ein Gesetz, an das sich ein Investor halten müsse. Dass jetzt beide Pläne erarbeitet werden, hält Daub für kontraproduktiv. "Es sei denn, im Senat ist man mit der Arbeit des Bezirks unzufrieden."
Eine andere Erklärung hat der PDS-Abgeordnete Gernot Klemm, Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss: "Der Senator hat ab und zu die Angewohnheit, mal schnell fixe Gedanken in die Runde zu werfen und zwei, drei Monate daran festzuhalten." Danach sei es wieder gut. "Ich hoffe, dass es auch diesmal so sein wird."
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No ned huddla