...dieses Teil, welches sich "Größte Kirmes am Rhein" nennt.Das muß wohl das Mekka der einsamen Leute sein, denn sehr viele Besucher kramen ihren Dachboden leer und nehmen ihre überdimensionalen Stofftiere mit, damit sie nicht allein spazieren gehen müssen. Andere haben wohl Bekanntschaftsanzeigen geschaltet, denn etliche Leute rennen mit Plastikrosen durch den Staub und versuchen ihren Kontakt zu finden, was ich mir sehr schwierig vorstelle, bei diesen Menschenmassen. Wer keine RRRosäääh-RRRosäääh-RRRosäääh oder 'nen Plüschbären dabei hat, schiebt sich gehend Backfisch, Waffelsahne oder Zuckerwattenberge um die Backen - hatte nicht geglaubt, das man sich zwangsweise Kriegsbemalung in die Lobbe kleistern muß, um hier Akzeptanz zu erlangen.
In den Bierzelten klammern sich etliche gleichgekleidete meist männliche Gruppen in grünen oder grauen Anzügen an wackeligen Stehtischen und kühlen ihre roten Nasen in Altgläsern, was nicht immer klappt, denn die Gläser werden meist nur halbvoll angeliefert. Vorher hatten diese Gruppen versucht die Oranier aus Nordirland zu imitieren: der Marsch durch die Altstadt am 12.07. - dem größten Feiertag der Oranier - verlief allerdings ohne Zwischenfälle. Die Katholiken Düsseldorfs ließen den ganzen Tschingderassa gewähren, die starken Polizeikräfte hatten ausnahmsweise einen ruhigen.
Aber die Frauen sind hier auch nicht viel besser drauf. Viele Dunkelhaarige laufen in Rudeln durch die Gegend, in weiten bunten Kleidern und silbernen oder goldenen Pantoffeln, und fragen einen ungeniert, ob man die Zukunft erfahren will. Ich sach:
"Klar, Mädel, wie istn das Wetter morgen?" Worauf die sich angucken und in einen Massentratsch eintauchen, der wahrscheinlich jetzt noch andauert.
In den Brauereizelten gab es dann den nächsten Schock: hatte man doch am frühen Abend das häusliche Wohnzimmer wegen diverser Schlagerübertragungen fluchtartig verlassen, so wurde man jetzt von eben dieser Abart der Musik wieder eingeholt. Der Letzte *chei** z.B. spielte wirklich den letzten *chei** - z.B. solche Gröhlhymnen wie "Griechischer Pein", "Aber Bitte mit Ahne" und ähnliche Qualen mußte man durchstehen, bevor die frische Luft für Alternativen sorgte. Mein Kumpel behält sich rechtliche Schritte gegen diese Berieselung vor.
Auf einer Bühne suchte ein Laberkopp nach jungen Leuten, die sich mit seinen nervösen und deformierten Boxsportlern messen sollten. Einen hatte er gerade am Mikro zum Interview überredet:
"Was sindsedenn fürn Lantzmann?"
"Iiiech Ruhsse."
"Wat machense beruflich?"
"Iiiech S-pekulant!" (mit "s")
"Sind die im Boxverein?"
"Jaaa, iiiech feinär Boxär."
"70 Euro K.O-Prämie für sie, wenn sie unseren Belgier K.O. schlagen."
"Mein Bruder Efgeni gestern 100 Euro bekommen..."
Wenn er jetzt noch 5 weitere Brüder hat, kann der Laberkopp seine Bretterbude dicht machen.
Irgend jemand hat mir erzählt, morgen trifft sich dort die schwul-lesbische Szene. Welch ein Szenario...
Wie auch immer, aber der Taxifahrer auf der Rückfahrt war klasse, denn er hat die ganze Zeit gesungen. Und er hat vergessen seine Uhr einzuschalten. Aber er gehört wohl nicht zu dieser Veranstaltung.
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