Letzte Bearbeitung am 02-Dez-02 um 19:38 Uhr ()
Hi Marc und Jürgen (und natürlich alle anderen )!"Der Wintertraum ist eine Premiere für den Park; zweifelsohne wird sich das PHL hier Feedback holen, da leisten solche Wünsche schnell einen weiteren Vorschub in die Richtung: "Denen kann man's eh nie Recht machen!" "
Diese Meinung kann im PL nicht herrschen, denn das PL ist ein erfolgreiches Unternehmen und das wären sie nicht, wenn sie am Kundenbedarf vorbeiplanen würden. Ich glaube nicht, dass Verantwortliche des PL nicht kritikfähig sind und wenn sie es sind, arbeiten sie professionell genug, um persönliche Eitelkeiten nicht über das Wohl des Unternehmens zu stellen. Ich weiß, dass meine Kritiken leicht als penible Korinthenkackerei missverstanden werden können, da ich als Perfektionist nun mal jedes Detail, das mir auffällt haarklein auseinander nehme. Das ist die eine Sicht, die man auf Perfektionismus haben kann - die andere ist die absolute Hingabe und die Liebe zum Detail. Es hieß doch auch mal, Richard Schmidt wäre der visionäre Träumer, der Perfektionismus bis ins letzte Detail fordere, während Gottlieb Löffelhardt der Geschäftsmann ist, der alles auf technische und (vor allem) finanzielle Realisierbarkeit prüfen muss. Ich denke aber nicht, dass Löffelhardt sen. und auch jun. das nicht auch schön fänden, aber sie müssen halt die Realität im Auge behalten.
Deshalb kann ich auch gut verstehen, wenn man (z.B. aus finanziellen Gründen) bewusst auf Dinge verzichtet. Aber man muss diese Dinge zumindest mal nennen können. Das Argument der Realisierbarkeit kann ich sehr gut verstehen, aber das hat ja dann auch nichts mit "Nicht recht machen" zu tun. Teilweise kann es sich ja auch um Schwächen handeln, die vielleicht denjenigen, die täglich an einer Stelle vorbeilaufen noch nicht aufgefallen sind. Ich muss auch sagen, dass mich das PL seit vielen Jahren mehr als zufrieden stellt, aber gerade weil mir das PL so gut gefällt, nenne ich halt auch gerne Dinge, die ich nicht so gut finde. Vielleicht führt das ja zu Prozessen, an deren Ende eine Verbesserung steht. Wenn das geschieht, kann sich doch jeder freuen. Und auch wenn vieles gut und manches sehr gut ist: das Bessere ist der Feind des Guten.
Natürlich gewichte ich auch: Ich finde z.B. die neue Ansage im Wintergarten nicht per se schlecht, sondern nur 1-2 Stellen ein bisschen lächerlich. Wenn diese Ansage exakt so bleiben würde, könnte ich aber genausogut damit leben und würde nicht ewig darauf rumreiten. Andere Sachen stören mich dagegen mehr. Und wenn ich z.B. schreibe, dass ich enttäuscht war, dass es keinen Weihnachtsmarkt gibt, so heisst das nicht, dass ich nicht verstehe, warum das so ist. Ich denke auch, dass es sich bei den noch relativ geringen Besucherzahlen nicht lohnt 20 oder mehr Buden aufzustellen, die ja auch genügend Personal erfordern. Nur darf man damit dann auch nicht werben; der Weihnachtsmarkt ist ja schließlich keine fixe Idee von mir, sondern vom PL offiziell beworben worden.
Nun noch zu den einzelnen Punkten und der Frage, was realisierbar gewesen wäre:
"Auch deine Wünsche nach einer größeren Krippe, einem komplett neuen Bühnenbild für den Wintergarten und nach Pyroeffekten statt einer den Zweck ebenso erfüllenden Trillerpfeife finde ich etwas hochgesteckt.
Bitte nicht vergessen, dass das Phantasialand den Wintertraum nur für ein paar Tage aus dem Boden gestampft hat; da wird man sicherlich auch die Effektivität der einzelnen Sonderaktionen mit bedacht haben."
Zu "Größere Krippe": Ob man die Figuren ein bisschen größer macht und weiter auseinander stellt und etwas mehr Stroh drapiert kann doch wohl nicht so ein großer Kostenfaktor sein.
Zu "Neues Bühnenbild des Wintergarten": Das mit dem verzauberten Wald, bezog sich nur darauf, dass das am passendsten wäre. Ich verstehe durchaus, dass man nicht für ein paar Wochen Winterzauber die Bühne komplett umbaut und dann für die nächste Hauptsaison wieder zurückbaut. Aber die Eisdeko wäre doch auch für eine Fabelwelt passend gewesen.
Ich finde auch die Tücher optisch schön und da kann man mit Licht eine Menge zaubern, aber bei der Rahmenhandlung wäre die Eisdeko immer noch passender gewesen (und noch preiswerter als die Tücher, da vorhanden). Ohne die Intermezzi, nur als Folge der Artistiknummern jederzeit.
Zu "Pyroeffekten statt Triller": Da habe ich mich nicht eindeutig ausgedrückt. Ich meinte keine Pyrotechnik, sondern ein Flashlight; und auch das nur als Bonus obendrauf. Am Wichtigsten war mir da aber die Idee des Verfolgers, der zwar zügig, aber dennoch "folgbar" hochschwenkt. Bei Lee Pee Ville war das alles nicht so wichtig, da das Erscheinen hinten im Saal und das Ankommen auf der Bühne nur wenige Sekunden auseinanderlagen. In dem Moment, wo man ihn sah, war er auch schon auf der Bühne angekommen. Aber bei JR müssen die Leute, die weiter vorne sitzen halt erst mal merken, dass da jemand von hinten kommt. Aber dann bitte das Theater möglichst dunkel machen und Verfolgerschwenk hoch zur Türe. Dann schaut auch jeder hoch und das ist auch nicht unfinanzierbar. Wäre viel stärker als Triller.
Jetzt noch ein paar Sachen, die Du nicht genannt hast, die aber vielleicht als illusorisch angesehen werden könnten (meiner Meinung nach aber nicht sind):
Schnee: Klar, am schönsten fände ich auch hier, im ganzen Park eine romantische Winterlandschaft vorzufinden. (Jeder, der schon mal den beschneiten Märchensee gesehen hat, wird diesen Anblick lieben.) Aber da bin ich Träumer doch wieder Realist genug, um damit nicht zu rechnen. Aber: Hätte man nicht anstelle der "Katzenstreu" an vielen Stellen weißen Schaumstoff nehmen können? Es gibt speziellen Schaumstoff, der von Dekorateuren gerne als Schneeimitat genommen wird, und der auch ein bisschen funkelt und nicht so steril wie normaler Schaumstoff aussieht. Den kann man auch gut in Form brigen und Hügel etc. damit modellieren und viel teurer als die Streu kann er auch nicht sein. Das sieht zwar auch nicht authentisch aus, aber ich glaube, doch besser als diese Streu. Gerade für die kleinen Winterszenen wäre diese Lösung ideal gewesen.
Und vor allem kommt es auch sehr auf die Erwartungshaltung der Gäste an. Wenn ich in der Werbung davon spreche, dass das PL völlig neu unter einer Schneedecke erscheint und man eine zauberhafte Winterlandschaft erkunden kann, dann darf ich nicht hier und da Katzenstreu hinstreuen und das war's. Wenn ich das nicht anders realisieren kann, okay. Aber dann darf ich es auch nicht bewerben, ansonsten geht man mit falschen Erwartungen ins PL und ist dann enttäuscht, was man wahrscheinlich nicht wäre, wenn man nicht aufgrund der Werbung zu viel erwarten würde.
Intermezzi im Wintergarten: Wie gesagt, alle Nummern gefallen mir, aber wenn man schon eine Rahmenhandlung mit Sprache macht, dann muss sie wenigstens eine Geschichte erzählen. Irgendwer hat geschrieben, Zwölfe würde durch die großen Flügel zur Artistin. Ich habe die größeren Flügel am Ende ebenso wie die andere Frisur nicht übersehen, aber wenn ich sage "Ich wäre gerne ein großer Pianist mit einem tollen schwarzen Frack!" macht mich das Tragen desselben noch lange nicht zum Pianisten. Auch die Übergänge zwischen den Nummern sind nicht so harmonisch, was einfach an der Sprache liegt, die immer die Atmosphäre erst mal unterbricht (weshalb auch heute viele Circusse keine Sprechstallmeister mehr nutzen oder ihre Rolle auf ein Minimum reduzieren). Tarzan im DLP zeigt, dass auch eine Kombination aus Artistik, Gesang, Sprache, Schauspiel und sogar Publikumsbeteiligung ein rundes, harmonisches Ganzes ergeben kann. Aber nicht jede zwischengesetzte Rahmenhandlung macht automatisch aus einer Artistikshow ein storyline-technisches Juwel wie z.B. eine Cirque-du-Soleil-Show.
Die Idee finde ich spitze. Die Besetzung von Zwölfe und Gildo auch (man möchte beide knuddeln und trösten ), auch wenn man Gildo nicht immer so gut versteht. Die Kostüme sind über jeden Zweifel erhaben. Aber was mir fehlt, ist die Soße, die aus den Pasta eine Gaumenfreude macht und die Webtechnik, die aus dem Faden ein schillerndes Kleinod eines Seidentuches zaubert. Und vor allem, ein Ende, dass zur Geschichte passt und erwartungskonform ist. Wenn Zwölfe Artistin werden will, dann muss sie irgendeine Kleinigkeit am Ende schaffen. Es muss keine perfekte, komplette Nummer sein, aber irgendwas, was vorher immer schief ging und am Ende klappt. Dann passt auch das "Seht Ihr, Ihr müsst nur fest genug wünschen!"
"Und eine Frage fällt mir auch grad noch ein:
Was stört dich denn jetzt eigentlich an der Apres-Ski-Bar?"
Das ist mir zu ballermann-mäßig. Und dann diese Gästeliste: J. Drews, etc. So eine Skihütte passt vielleicht in Kernis Wunder-Land, aber nicht ins PL. Aber das ist wirklich meine persönlich Meinung. Ob das noch andere so sehen, wird man an der Auslastung an Tagen ohne RPR sehen...
"Ich habe dein überwiegendes Lob und deinen positiven Gesamteindruck nicht überlesen, und deine Kritik ist sachlich und konstruktiv formuliert. Aber in diesen Punkten greifst du nach den Sternen..."
Ich hoffe, dass meine Ergänzungen erläutern, warum ich in vielen Punkten nicht nach den Sternen greife und einiges mehr für finanzierbar halte. Und wenn ich hier und da auch mal etwas träume - so bin ich halt, ein unverbesserlicher Träumer, der ohne Frage nach den Finanzen die dollsten Dinger ersinnt und Perfektion bis ins letzte Detail erhofft. Und wenn das ein oder andere vielleicht zur Verbesserung anregt (wenn auch erst in der Zukunft) so bin ich schon zufrieden.
"Nicht die Erbsenzähler und Bilanzbuchhalter sind es, die die Welt verändern, sondern die unverbesserlichen Träumer und Visionäre" (Albert Einstein)
Marco
PS: Ich habe schon wieder die Zeit vergessen und zu viel geschrieben, so dass es wahrscheinlich eh kaum jemand liest, aber für die, die noch wach sind : ich werde versuchen in Zukunft knapper zu schreiben...
EDIT: Die liebe Orthographie...