So, da ich am Samstag meine rosarote Homepark-Brille vergessen habe, möchte ich noch ein paar kritische Worte zum Wintertraum anbringen.

Mir ist klar, dass einige der nachfolgend genannten Dinge aus verschiedenster Gründen vielleicht nicht realisierbar sind. Aber ich möchte sie doch zumindest losgeworden sein.

Die ganze Aktion war symptomatisch für das Phantasialand: Die punktuellen Elemente sind phantastisch, aber am Gesamteindruck hapert´s. Die Schneekugel, der Walzertraum und das Weihnachtsmann-Büro sind spitze. Aber was im Sommer in den See mündende Rohre und unfertige Stellen am Fundament vom Mystery Castle sind, sind im Winter einfache Partyzelte über den Animatronics und zwei kleine weiße Flecken auf der grünen Wiese vor Galaxy. Sicher, das ist überkritisch und eine Kostenfrage, aber doch meine Empfindung.

Aber das größte Problem waren meine falschen Erwartungen: Schon nach wenigen Minuten war ich ziemlich enttäuscht. Ich zitiere die Internetseite des Phantasialands:
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Ich glaub`, ich steh` im Schnee

Fun in der kalten Jahreszeit! – Phantasialand Brühl öffnet erstmals auch im Winter die Tore! “Lassen Sie sich verführen von der Magie unserer Attraktionen in einer traumhaften Winterlandschaft. Erleben Sie ein völlig verwandeltes Phantasialand, und stürzen Sie sich in ein turbulentes winterliches Vergnügen voller Spaß und Action! Ihr Parkbesuch wird ein komplett anderes Erlebnis sein!“ verspricht Marketing-Direktorin Birgit-Maria Harpke.
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Hm. Im Schnee stehen? Traumhafte Winterlandschaft? Völlig verwandeltes Phantasialand? Komplett anderes Erlebnis? Habe ich irgendwie nicht mitbekommen. Ihr?

Also nochmal: An sich ist der Wintertraum wirklich nicht schlecht, aber meilenweit von den Versprechungen des Parks entfernt. Aber vielleicht sieht das Gros der Besucher das ja anders, und nur darauf kommt es an.

Mein konkreter Vorschlag wäre, zumindest einen Parkteil komplett einzuschneien. Dazu eignen sich besonders die Straße Alt Berlin und die Westernstadt, da sie erstens eben und damit weniger rutschgefährdet sind und außerdem als Haupteingang bzw. winterlastigster Themenbereich besonders gut zur Geltung kämen.

Auch hätte ich mir Umgestaltungen der einzelnen Attraktionen gewünscht. Die Geisterbahn im Europapark war letztes Jahr zugegeben etwas übertrieben, aber man hätte ein gewisses Augenzwinkern und eine Portion Selbstironie an den Tag legen können. Zum Beispiel in Kombination mit einer Art Schnitzeljagd: "Zur Winterzeit haben wir in unseren vier Attraktionen Hollywood Tour, Gondelbahn, Silbermine und Geisterrikscha jeweils einen weihnachtlichen Gegenstand versteckt. Wer alle vier findet, kann an unserer täglichen Verlosung einer Familien-Tageskarte teilnehmen." Bingo. Ältere Attraktionen werden (nicht nur für eine Fahrt) wieder attraktiv. Der Aufwand hält sich in Grenzen (ich schätze mal auf weniger als 1000 Teilnehmer pro Tag), ebenso die Kosten für weniger als 20 Familien-Tageskarten (2 Erwachsene und 2 Kinder). Ein Geschenk im Zelt der Safari-Szene der Hollywood-Tour, ein Weihnachtsbaum in der Gondelbahn, eine Zuckerstange statt Pistole in der Silbermine und eine Nikolausmütze auf einem Schädel in der Geisterrikscha, und nicht nur Kinder haben etwas zu gucken. Was zahlt man eigentlich in der Marktforschung für Adressen von Leuten, die genau der Zielgruppe entsprechen? Aha.

Mein Lieblingsvorschlag betrifft jedoch den Temple of the nighthawk. Wie wäre es mit dem "Temple of the reindeer"? Oder dem "Winterflug"? "Reindeer - the ride"? Die ehemaligen Fenster im Wartebereich werden mit Winterszenen dekoriert, die Station mit Geschenken und Tannenbäumen. Die Züge bekommen vorne ein Geweih (Haben Rentiere Geweihe? Ist ja auch egal!) und hinten einen buschigen Schwanz. Das Innenleben wird mit zwei oder drei Szenen ausgestattet, die beleuchtet werden, sobald der Zug daran vorbeifährt. Fertig ist die thematisierte "Nikolaus verteilt mit seinem Schlitten Geschenke"-Achterbahn. Originell, interessant, zugkräftig. Attraktions-Recycling mit wenig Aufwand und ungeheurem Aha-Effekt.

Jochen

"Time flies like an arrow, fruit flies like a banana."