KSTA:
Mit Tempo 70 ins Reich der Schwerelosen

VON ALEXANDRA RINGENDAHL, 25.03.02, 19:06h

Es geht rund

Die von vielen Phantasialand-Fans lang erwartete Eröffnung von Wuze Town steht vor der Tür.
Brühl - Ahmad Hamed strahlt. Und schickt ein ermutigendes Nicken in Richtung des ängstlichen Augenpaares, das ihm aus der Gondel entgegenblickt. Der Pakistani, der seinerzeit Fahrdienstleiter der Unglücksachterbahn war, sitzt bei den Probefahrten als stolzer Hahn im Korb am Steuer der neuen Achterbahn „Winja's Fear“. Denn eigentlich ist im Reich der Wuze fast alles Frauensache. Aber dazu später.

Denn es geht los. Begleitet von dramatischer Musik wird die Gondel hochgezogen. Plötzlich öffnet sich ein Tor und gibt den Blick frei in einen 17 Meter tiefen schwarzen Abgrund. Kurzer Adrenalinschub, kurzes Bedauern, sich auf das Experiment Schwerelosigkeit eingelassen zu haben.

Nur einen winzigen Moment, dann setzt das Gefährt mit 70 Stundenkilometern zum Sprung ins Nichts an, und der Magen lernt auf seine Jahre noch ganz neue Gefühle kennen. Irgendwie hüpft da drinnen so einiges durcheinander. Eine Minute 30 Sekunden dauert die Mutprobe, die Winja, die Herrscherin der Wuze, in ihrer unterirdischen Höhle bereit hält. Dann ist die Feuertaufe in Sachen Schwerelosigkeit, dem Lebenselexier der Wuze, überstanden. Und am Ende hat es sogar Spaß gemacht.

Von Samstag an dürfen sich die Besucher bei der Eröffnung des Phantasialandes pünktlich um neun Uhr der mysteriösen Welt der Wuze in Scharen dem Nervenkitzel der beiden neuen Achterbahnen hingeben. Und wer es etwas ruhiger angehen lassen will oder seinen Magen behutsam vorbereiten möchte, kann das Spektakel auf dem „Tittle Tattle Tree“ beobachten. Die kleinen Gondeln werden an Stahlseilen bis in die Spitze der Glaskuppel gezogen.

Aber eigentlich geht es bei der neuen Phantasialand-Attraktion nicht in der Hauptsache um Nervenkitzel. Der Park setzt nicht erst seit der Wiederentdeckung des Herrn der Ringe auf Fantasy: Es sollen Geschichten erzählt werden, die den Besucher in die mystische Welt der sagenumwobenen Stadt Wuze im 12. Jahrhunderts versetzen. Der belgische Designer Eric Dman hat eine ganz eigene Geschichte des schwerelosen Völkchens erschaffen: Als Feinde die Dörfer der Wuze dem Erdboden gleichmachen, fliehen die Bewohner in ein unterirdisches Refugium, das noch kein Menschenauge erblickt hat.

Erst in diesen Tagen wird die vergessene Kultur sozusagen ganz zufällig ausgerechnet in Brühl wieder entdeckt: Mit enormem Aufwand - Parksprecherin Birgit Harpke spricht von einer zweistelligen Millionensumme und jeder Menge Phantasie - wurde die Welt in der sagenumwogenen Stadt gestaltet: Da baumeln überdimensionale Schlafkojen von der Decke, an einem Wasserfall sitzen die Wuze-Männer und waschen in einem riesigen Bottich die Familienwäsche. Denn in Wuze-Town sind die Männer fürs Feine zuständig. Gartenarbeit, fischen, backen. Während die Frauen fürs Grobe, nämlich für die Verteidigung, verantwortlich sind und zu mutigen Kriegerinnen, so genannte Wamazones, ausgebildet werden. Frauenpower auf 90 000 Kubikmetern. Aus Ton getöpferte überdimensionale Kriegerinnen mit Fackeln in der Hand zieren die Wände.

Und natürlich sind auch die Bewohner selbst anzutreffen. Dutzende Wuze werden in ihrer Stadt leben, arbeiten und Freundschaften schließen mit den Gestalten des 21. Jahrhunderts. Nur reden dürfen die Meister von Gestik und Mimik leider nicht

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