Die Neue Westfälische Zeitung berichtet:Das 500-Tonnen-Puzzle
Schausteller Thomas Meyer und Theo Rosenzweig renovieren und setzen Loopingbahn zusammen
VON PETER STEINERT
Bad Oeynhausen. Vor dem Nervenkitzel steht der Knochenjob: Zwei Wochen war Thomas Meyer mit seiner Crew in den USA unterwegs, um im Dorney-Freizeitpark in Allen-Town (Pennsylvania) eine 23 Jahre alte Zweier-Looping-Bahn abzubauen (die NW berichtete exklusiv). Das 500 Tonnen schwere Fahrgeschäft ist inzwischen nach Deutschland verschifft, wo es im Auftrag der Schausteller Thomas Meyer und Theo Rosenzweig renoviert wird. Zur Mai-Messe in Minden soll das eiserne Puzzle wieder aufgebaut werden.
"Die Chance war gut", erzählt Thomas Meyer, der mit Theo Rosenzweig 1,3 Millionen Euro für dieses Projekt aufbringt. Die Bad Oeynhausener wollen eine Lücke schließen, die ein Bonner Kollege hinterlässt, der seine Anlage im vergangenen Jahr nach Russland verkauft hatte. Bei Meyer/Rosenzweig war mit Container-Transportern und Auto-Kränen die Logistik vorhanden. Meyer: "Ein Neubau wäre wegen der hohen Stahlpreise nicht in Frage gekommen."
Dafür nahm Meyer die Arbeit in den Staaten in Kauf. "Das war nicht immer leicht. Allein bei den Schienen mussten in bis zu 30 Metern Höhe etwa 250 Verbindungen gelöst werden." 20 Prozent der Schrauben saßen so fest, dass Meyers Mitarbeiter Gewalt anwendeten: Warm machen, auf Zug halten und draufschlagen. "Das ist ein altes Hausmittel." Wenn das betagte Teil dann immer noch nicht mitspielte, griffen die Männer zur Flamme: "Dann haben wir den Kopf weggebrannt." Meyers mühsamste Episode: "Um eine Schiene rauszubekommen, haben wir einmal drei Stunden gebraucht."
23 Schienenelemente, drei Züge für die Passagiere, Auffahrten, Bahnhöfe und eine Fahrgast-Halle. Das alles wurde in unzähligen Einzelteilen innerhalb von zwei Wochen versandfertig gemacht und über den New Yorker Hafen Port Elizabeth sowie über Baltimore verschifft. Genau einen Tag vor Weihnachten standen sämtliche Container auf dem Betriebsgelände in Eidinghausen. Thomas Meyer: "Das war eine schöne Bescherung für Theo und mich." Derzeit sind einige Stahlteile bei einem Unternehmen in Rietberg, wo der Looping gesandstrahlt wird. Eine Firma im Rheinischen wird sich um die drei Züge kümmern. Die Elektrik lassen Meyer/Rosenzweig vor Ort in Eidinghausen aufarbeiten. Ehe dann die flotte Bahn mit dem doppelten Überschlag frisch gestrichen wird und in neuem Glanz erstrahlt.
Zum 1. Mai ist in Minden auf Kanzlers Weide Premiere. Zwei Wochen plant Thomas Meyer für diesen ersten Aufbau ein. Künftig, auf den großen Festplätzen der Republik, wie in Nürnberg, Stuttgart oder Hamburg, soll’s schneller gehen: "Wir müssen die Achterbahn in vier Tagen auf- und abbauen können", kalkuliert Meyer, dessen Fahrgäste in etwa eineinhalb Minuten über die 400 Meter lange Bahn rasen und dabei zweimal in eine Ellipse geschossen werden, um dann am Scheitelpunkt kopfüber weiterzusausen.
Derzeit läuft es für die Schausteller nach Plan. Nur in einem Punkt lassen sie sich Zeit. In Amerika hieß der Doppel-Loop "Laser". In Deutschland sollte er den Fahrgästen als "Colossos 2.0" den Atem rauben. "Diesen Namen haben wir wieder verworfen", zuckt Thomas Meyer die Schultern, "wir konnten uns noch nicht entscheiden."