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Titel: "Besuch im Kölner Zoo"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
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Foren-Gruppen Zoos & Tierparks Beitrag Nr. 18
Beitrag Nr. 18
Salto
Oliver Becker


 

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Besuch im Kölner Zoo
16-Jul-03, 16:21 Uhr ()
Hallo zusammen.
Inspiriert von den ansprechend geschriebenen, Kompetenz vermittelnden Zoochecks von Bruno, habe ich mich mit meiner Freundin am vergangenen Sonntag aufgemacht um nach 25 Jahren dem Kölner Zoo einen Besuch abzustatten. Das letzte Mal war ich mit meiner Grundschulklasse im 2. oder 3. Schuljahr da, was wahrscheinlich für die Schulen rund um Köln zum Standardrepertoire gehört.
Ganz gespannt, auf den Zoo, den ich eher als trostlosen Stadtzoo in Erinnerung hatte, hofften wir von revolutionärem überrascht zu werden.
Und tatsächlich! Wir haben den Rundweg vom Eingang aus entgegen dem Uhrzeigersinn angetreten und schon bald erreichten wir einen opulenten Sandhügel, auf dem eine Horde Erdmännchen ihr Unwesen trieb. Großes Areal für die kleinen Racker, die sich spielend und tobend vergnügten. Witzig, die leeren, zu Spielzeug umfunktionierten Früh-Kölsch-Fässer, die für reges Interesse sorgten. (Die Kölner Brauerei Früh zeigt in ihrer Werbung des öfteren Erdmännchen, die kein Risiko scheuen, um ein Fass Früh-Kölsch zu öffnen.) Prima dachte ich, und mittels einer Vertiefung am vorderen Bereich des Erdmännchengeheges kann man sich Auge-in-Auge, getrennt nur durch eine Glaswand, mit den Bewohnern auseinander setzen. Das war wirklich schön.
Die Ernüchterung folgte auf den Fuß.
Während die Erdmännchen noch den Eindruck hinterließen: da hat man sich Gedanken gemacht, kamen direkt danach die Bärengehege und sprangen einen förmlich an: die haben uns vergessen! Meinem Gefühl nach zu klein, sicherlich mit allerlei Spielzeug ausgestattet, aber vom Eindruck her ziemlich verkommen. Ein müdes Rinnsal, das durch das Gehege fließt und den Bären den Eindruck von fließendem Gewässer vermitteln soll, mündete in einem das Gehege umgebenden Wassergraben, der eher einer Kloake glich. Ich glaube kaum das Bären kristallklares Wasser brauchen, was den Ansprüchen von Trinkwasservorschriften genügt, um sich wohl zu fühlen. Aber Wasser voll mit Laub, veralgt, die Trümmer von diversen Spielzeugen darin treibend, stellen schon ein ziemliches Kontrastprogramm dar.
Da war unser Enthusiasmus schon etwas gedämpft. Aber gut. Weiter ins Südamerikahaus. Gefiel mir gut. Hektisches treiben innen drin. Man verliert hier schnell den Überblick wer hier wen über die Köpfe der Betrachter hinweg jagt. Dort ein überschwängliches Kreischen und ein paar Meter wiederum Inseln der Ruhe. Niemandem ist der Weg nach draußen ins schöne Wetter versperrt, und wer drin bleiben will bleibt drin. Hier hatte ich eher das Gefühl, das auf die Belange der ‚Insassen’ Rücksicht genommen wurde. Ich kann mich nicht erinnern, ob die Gittergänge bei meinem letzten Besuch vor 25 Jahren auch schon existierten, wenn nicht, ist es aber ein Beweis dafür, wie mit wahrscheinlich geringem finanziellem Aufwand, der Alltag der Bewohner dramatisch belebt werden kann.
Bei Tiger und Löwengehege konnte ich keine Innovationen feststellen, und sie hatten sich auch nicht groß verändert. Sie gehören halt in jeden Zoo. Das ist, unabhängig von den räumlichen Gegebenheiten, ihr Schicksal.
Dann kam das als Highlight ausgewiesene Regenwaldhaus. Ohne Zweifel hat es diese Bezeichnung verdient. Allein in diesem Haus kann man sich wahrscheinlich einen ganzen Tag lang aufhalten ohne behaupten zu können, man habe alles gesehen. Flederhunde in Griffweite, Fische direkt unter der Nase, Vögel, die in allen Farben schimpfend durchs Unterholz direkt neben dem Besucherpfad hüpfen.
Nur die Klimabedingungen werden die meisten daran hindern, sich hier stundenlang aufzuhalten. Da ich aber nur Gast bin, habe ich mich nach den häuslichen Umständen meiner Gastgeber zu richten, die mögen’s halt warm und feucht. Und das ist auch gut so.
Halbdurchgeschwitzt haben wir dann die südost-asiatischen Tropen verlassen, und uns ins Menschenaffenhaus begeben.
Schön. Aber doch wieder anders.
Während es hier so sauber ist, das man wahrscheinlich vom Boden essen könnte, würde ich das in anderen Bereichen noch nicht mal den Tieren zumuten. Ich bin nicht sicher, ob das nur so aussah, aber der Boden der Käfige machte den Eindruck, als sie er aus Plastik. Das mag zwar aus wartungstechnischen Gründen nachvollziehbar sein, ich glaube aber das es dem Wohlbefinden eines Affen, der sich den ganzen Tag und die ganze Nacht darauf aufhalten muss nicht wirklich entgegenkommt. Das war mir zu steril.
Danach sind wir zum Pavianfelsen gewandert. Eine riesen Show. Permantes Gezanke. Schlägereien, die mit unfreiwilligen Ausflügen ins Wasser endeten, Kletterpartien der Kleinsten einschließlich sanftem Absturz in Mama’s rettende Hände, Drohgebärden und Fluchten der Halbstarken, Männchen die selbst während des nebenbei durchgeführten Geschlechtsakt die direkte Umgebung nach Futter absuchten, kurz und gut: hier ging’s richtig ab. Man weiß vor lauter Action manchmal gar nicht wo man hingucken soll.
Und dann haben die Paviane einen Eigengeruch, der ziemlich viele der Gerüche, die ich so in meinem Leben genießen durfte in den Schatten stellt...
Für meine Gefühl waren es zu viele Affen auf dem Felsen. Da ich aber nicht weiß in welcher Enge eine Paviangruppe in der Natur miteinander lebt, mag das vielleicht in Ordnung sein. Unter Langeweile litten sie jedenfalls nicht – und die Besucher auch nicht.
Ab da ging es Abwärts. Bisons auf dem rechteckigen Präsentierteller, Pinguine auf einer kleinen Wiese. Seehunde in alten Becken. Vögel in zu kleinen Käfigen. Ab da war es nur noch normaler Zoo. Das Eulenkloster hat mir gefallen, weil es tatsächlichen einen urigen Eindruck vermittelt. Ob das den Eulen, die kaum in der Lage sind 10m am Stück zu fliegen genauso geht, wage ich zu bezweifeln.
Die "Krönung" waren die Gehege von Nashorn und Flusspferd. Die Enge des Nashornkäfigs ließ das Tier permanent, völlig apathisch ein und den selben ausgetrampelten Pfad hin und zurück wandern. 20m hin - 20m zurück. In einem fort. Das war so ein Fall, der mich in letzten Jahren eigentlich davon abgehalten hat in den Zoo zu gehen. Selbst wenn es hier geboren wurde und eigentlich nichts anderes kennt, kann das ganze nicht wirklich artgerecht sein. Dasselbe beim Flusspferd. Ein viel zu kleines, schmutziges Becken, heruntergekommenes Drumherum. Beide waren eigentlich nur bemitleidenswerte Ausstellungstücke, sonst nichts.
Das Lemurenhaus. Dem Südamerikahaus ähnlich, architektonisch etwas neuer und nüchterner, aber ebenfalls mit vergitterten Gängen zwischen den Käfigen und einer Verbindung in kugelförmige Käfige nach außen ausgestattet.
Mein Fazit:
Mir hat’s nicht gefallen. Es sind zu viele Tiere, die lediglich ausgestellt werden, deren Eigenheiten in den Hintergrund treten müssen, um sie einem breiten Publikum präsentieren zu können. Meine Vorbehalte, die ich Zoos gegenüber habe sind nicht ausgeräumt. Die Kontraste zwischen den Stiefkindern und den Steckenpferden sind zu gravierend. Und wenn ich mir vorstelle, das der Kölner Zoo Gewinner des Stern Zoo Checks ist, will ich gar nicht wissen, wie es in anderen Zoo’s aussieht. Viele Tiere im Zoo werden aus meiner Sicht an der Grenze des erträglichen gehalten, was in der Schlussfolgerung allerdings nicht bedeuten muss, das es ihnen ohne Zoo besser ginge.
Aber: es wird ja was getan. Die Elefanten erhalten zum kommenden Sommer ein Gehege, das wahrscheinlich alles andere in den Schatten stellen wird. Urwaldhaus, Regenwaldhaus und die Novellierung der Affenhäuser sind ja Zeichen des guten Willens. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.
Es kann also nur heißen: ab in den Zoo. Eine Verbesserung kann nur stattfinden, wenn viele Leute in den Zoo gehen. Die Highlights, die Bruno in seinem Zoo-Check zum Kölner Zoo beschrieben hat, sind im Falle von Regenwald- und Urwaldhaus alleine Wert den Kölnern einen Besuch abzustatten. Und je mehr Leute ihr Geld im Zoo lassen, je eher werden auch die Stiefkinder ins Kalkül für anstehende Neuerungen gezogen. Die Beispiele, das es am Willen nicht liegen kann, sondern wahrscheinlich eher an den Mitteln, sind ja da.
Ich möchte meinen Bericht also weniger als Abschreckung, denn als Aufruf verstanden wissen. Und vor allem ist es meine persönliche Meinung! Ich bin weder Biologe noch Zoologe, die sich dem naturgemäß ganz anders nähern. Meine Eindrücke würden manchmal in ganz anderem Licht stehen, würde mich ein Experte begleiten. Da das aber in den seltensten Fällen der Fall ist und das dem Gros der anderen Zoobesucher ähnlich geht, sind diese Eindrücke wahrscheinlich bei vielen gleich, sofern sich Leute überhaupt Gedanken darüber machen. Und die Konsequenz meiner nicht ausgeräumten Vorbehalte ist keine Abkehr vom Zoobesuch, sondern ein hin zum Zoo. Ich werde mir dieses Jahr noch den Duisburger Zoo vornehmen, und da Bruno geschrieben hat, das Burgers schlechtwettertauglich ist, werde ich in Herbst oder Winter auch noch bei den Holländern vorbeischauen, denn Zoos haben auch in der Winterpause offen!!!

In diesem Sinne.

Grüße,
Olli

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