Freizeitparkweb - Das Freizeitpark Forum

Titel: ""Auf den Spuren des Glücks" - oder: Der Kurzgeschichtenthread"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
Druckversion    
Foren-Gruppen Plauderecke Beitrag Nr. 8087
Beitrag Nr. 8087
Slidy

 
Private Nachricht senden an Slidy Freundesliste
"Auf den Spuren des Glücks" - oder: Der Kurzgeschichtenthread
27-Aug-07, 18:15 Uhr ()
Da hier sicher einige kreative Köpfe angemeldet sind, habe ich mir mal gedacht, ich bringe eine Tradition aus anderen Foren auch mal hierher - einen Thread, in dem die User Kurzgeschichten von sich oder anderen, die sie ansprechen posten (Copyrights beachten!) und besprechen.
Die Geschichte, mit der ich den Anfang mache, ist eine überarbeitete Version einer, die ich vor zwei Jahren schrieb und in einem anderen Forum postete. Sie ist zwar sicher noch weit von der Perfektion entfernt, aber das macht ja nicht wirklich was.

Auf den Spuren des Glücks

Es war einer dieser Wintertage, die ich am meisten liebte. Eine eisige, schneidende Kälte lag in der Luft, der Himmel war azurblau mit vielen kleinen durchbrochenen weißen Wölkchen und die Sonne schien auf die Erde herab. In der Nacht hatte es Schnee gegeben, somit verwandelte sich das Land in eine leuchtend weiße Pracht.
Ich tat das, was ich an diesen Tagen immer zu tun pflegte: Ich unternahm lange, ausgedehnte Wanderungen über die schneebedeckten Felder rund um meine Stadt. Auch dem nahen kleinen Berg mit der mysteriösen, tiefen Schlucht stattete ich immer gern ein Besuch ab – bot sich doch durch das fabelhafte Wetter und den vielen Neuschnee hier immer ein besonderer Anblick.
Ich war gerade dabei, den kleinen Trampelpfad zur Schlucht entlang zu gehen, was keine leichte Aufgabe war, als ich im Schnee ein seltsames Funkeln entdeckte. Neugierig näherte ich mich dieser Erscheinung und erblickte ein leuchtendes, glasiges Etwas. Als ich es aufhob und in den Himmel hielt, sah es aus wie ein mir unbekannter Edelstein. Es war glasklar und rein, und schien durch seine unregelmäßigen Flächen natürlich gewachsen zu sein, jedoch waren sie dafür zu perfekt glatt. Das merkwürdige Leuchten in allen möglichen Farben kam noch als ein sehr seltsames Phänomen dazu.
Doch dies war noch nicht alles – ich vergrub diesen merkwürdigen Edelstein in meinen Händen, und eine innere Stimme schien mir zu sagen, ich sollte ihn an mein Herz halten. Dem konnte ich nicht widerstehen, und so folgte ich. Als ich tat, was diese Stimme sagte, durchströmte mich auf einmal ein wärmendes Gefühl von Glückseligkeit, welches ich zuerst in mich aufsaugte. Auf den zweiten Blick beängstigte es mich jedoch auch. Da ich aber einen Drang verspürte, zu ergründen, was ich da gefunden hatte, steckte ich den Stein in die Tasche und nahm ihn mit nach Hause.
An den darauf folgenden Tagen fragte ich in meinem gesamten Bekanntenkreis nach, ob irgendjemand etwas mit diesem Edelstein anzufangen wusste. Doch niemand hatte so etwas je gesehen, und auch die Wirkung schien bei ihnen nicht anzuschlagen. Dafür erklärten mich sogar einige für verrückt.
Bis auf einen, der dies aus den selben Gründen geheim hielt, weil er auch einen derartigen Stein besaß. Er erzählte mir, dass ich ganz großes Glück hatte, denn ich habe einen magischen Kristall gefunden. Niemand wusste, wie diese auf die Erde kamen, und jedes dieser Artefakte hätte eine andere Wirkung. Es gebe einige, die Glückseligkeit und Zufriedenheit ausstrahlen, wie der, den ich gefunden habe, andere seien dazu in der Lage, Menschen an einen anderen Ort zu teleportieren, aber es sollte auch derartige Kristalle geben, die eine schreckliche Wirkung haben, Zwietracht säen und Menschen auseinander bringen.
Dieser Bekannte führte mich eines abends in eine Kneipe, in der an einer langen Tafel viele Menschen versammelt waren – nach seinen Erzählungen alles Besitzer von magischen Kristallen und welche, die sich dafür interessierten. Ich fühlte mich sehr schnell heimisch und kam nun jeden Freitag Abend hierher, um die Wirkungen neuer Steine kennen zu lernen. Auch neue Kontakte knüpfte ich sehr schnell.
Doch eines Tages vergaß ich, meinen Glückskristall zum Treffen mitzubringen und diesen auf meiner Brust zu tragen. An diesem Abend sah ich dort Menschen, die ihre eigenen Gefühle teilweise komplett verloren und sich nur noch mit Hilfe eines magischen Kristalls in die Stimmung brachten, die sie gerade für richtig erachteten. Die andere Sorte waren die Forscher – sie besaßen selbst keine Kristalle, studierten aber ihre Wirkungen ganz genau. Es gab unter ihnen einen Wettlauf, wer die meisten erforscht hatte, und dementsprechend stieg ihr „Wert“ innerhalb ihrer Hierarchie.
Es war ein beängstigender Anblick, wie sich alles nur noch um die Kristalle drehte, niemand mehr nach seiner eigenen Identität lebte und sogar Neuankömmlinge, oft noch verschüchtert und voller falscher Vorstellungen von jedem verlacht und ausgestoßen wurden. Die wenigen, die sich für eben diese einsetzten, machten sich auch nicht gerade beliebt – noch unbeliebter waren einige wenige wie ich, die zwar an den magischen Kristallen interessiert waren, jedoch ihre Wirkung von zwei Seiten – mitunter auch sehr kritisch – betrachteten.
In der Zwischenzeit war es Sommer, die Felder blühten, es war angenehm warm und ich unternahm wieder eine Wanderung – die selbe Strecke, wie an jenem schicksalhaften Wintertag. Ich lief den kleinen Trampelpfad hinauf und stand eine lange Zeit ganz vorn an der Kante der Schlucht. Ich schloss die Augen, ließ mir die warme Sommerbrise um die Nase wehen und atmete tief ein. Dann nahm ich den Kristall aus meiner Tasche und umfasste ihn fest mit meiner rechten Hand. Wieder hörte ich die innere Stimme, welche mir zusäuselte, ich soll ihn an meine Brust halten. Doch ich nahm all meinen Mut zusammen, holte aus und öffnete die Hand in dieser Bewegung. Danach meine Augen.
Ich sah einen kleinen weißen Kristall, leuchtend in allen Regenbogenfarben, durch die Lüfte fliegen, bis er von der Schwerkraft nach unten gezogen wurde und sein Funkeln allmählich in der tiefen Schlucht verschwand.
Langsam kehrte ich um und begab mich voller Vorwürfe und Trauer auf den Weg nach Hause. Allmählich jedoch wurden meine Schritte schneller, leichter und beschwingter, bis ich sogar ein fröhliches Liedchen auf den Lippen hatte und einen lauten, erleichterten Stoßseufzer in den warmen Sommerwind ließ.

Now, it's your turn!

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben




"Auf den Spuren des Glücks" - oder: Der Kurzgeschichtenthread, Slidy, 27-Aug-07, 18:15 Uhr, (0)
  Mittagspausendichtung I, jens_hoeffken, 29-Aug-07, 12:56 Uhr, (1)
     RE: Mittagspausendichtung I, Slidy, 29-Aug-07, 15:06 Uhr, (2)
  Zwischengeschlechtliche Kommunikation nach Schulz von Thun, BerndDasBrot, 31-Aug-07, 13:26 Uhr, (3)
  Diesmal ein Rilke, Slidy, 26-Sep-07, 13:19 Uhr, (4)
  Fluch der Karibik 3 - Teil 1, Kuggy, 07-Nov-07, 22:55 Uhr, (5)
     Fluch der Karibik 3 - Teil 2, Kuggy, 07-Nov-07, 22:57 Uhr, (6)

Foren-Gruppen | Beiträge | Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
jens_hoeffken

 
eMail senden jens_hoeffken Private Nachricht senden an jens_hoeffken Freundesliste
1. Mittagspausendichtung I
29-Aug-07, 12:56 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Vielleicht hat der Thread mehr Überlebensfähigkeit, wenn man ihn auf die Lyrik ausweitet.
Hierzu als Startschuss ein (eigentlich herzlich warm gemeinter) Mittagsreimer:

Zeitgleich
von Jens C. Höffken (*1985 n.Chr.)

Ein Albatros fliegt flink entlang
wo sich die Winde hetzen
Und Wolken sich scharf linear
auf Erdenboden setzen.

Auch diesseits dann vom Horizont
erscheint die Welt nicht blasser
Ein Angler trinkt ein kühles Pils
und blickt aufs nasse Wasser.

Die Bäume wedeln dichtes Laub
aus dem klingt es heraus,
Als gäbe dort Mama Natur
fidel sich selbst Applaus.

Ach, Worte formen nicht das Bild,
von dem, was man hier sieht!
Man muss es sehen, hier und jetzt,
was auf der Welt geschieht.

Und mit den Grillen kommt die Nacht,
sie macht das Licht aus - - leise,
Die ganze dichte, große Pracht
geht auf die dunkle Reise.

Die Nacht, sie trägt uns weit im Kreis
der Erdenbahn und fängt sich
Am Morgen sanft im nächsten Tag;
man streckt sich und man denkt sich:

„Oh, Sonne, mach das Schönste draus“,
die Welt wird wieder heller.
Fast alle schwärmen. Einer nicht:
der Keng in seinem Keller.

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben

Slidy

 
Private Nachricht senden an Slidy Freundesliste
2. RE: Mittagspausendichtung I
29-Aug-07, 15:06 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 1
 
Letzte Bearbeitung am 29-Aug-07 um 15:07 Uhr ()
Natürlich! Machen wir ihn zum Lyrik- und Prosa-Thread.

@Mods: Kann einer vielleicht den Threadtitel von "Kurzgeschichten-Thread" in "Lyrik- und Prosa-Thread" umbenennen?

@Gedicht: Das ist mal gelungen! Besonders die Pointe, ich musste unverhofft lachen.

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben

BerndDasBrot

3154 Beiträge
 
Private Nachricht senden an BerndDasBrot Freundesliste
3. Zwischengeschlechtliche Kommunikation nach Schulz von Thun
31-Aug-07, 13:26 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Letzte Bearbeitung am 31-Aug-07 um 13:30 Uhr ()
Ein Selbstversuch

Ich rede gerne. Und besonders gerne tu ich dies mit dem weiblichen Geschlecht. Und ein ums andere Mal muss ich dabei feststellen, dass ein gewisser Herr Friedemann Schulz von Thun mit seinem 4-Ohren-Modell ins Schwarze getroffen hat. Der gute Herr mit adeligem Namen unterscheidet grundsätzlich zwischen Sachinhalt, Beziehungsbotschaft, Selbstoffenbarungsbotschaft und - hier wird es dann besonders interessant im Bezug auf die Damen - dem Appell der Nachricht, welcher beim Empfänger ankommt.

Der Klassiker unter den "Missverständnissen" ist hier eindeutig der Diamantring, der schicke Sportflitzer, das Seiden-Negligee oder was auch immer frau sich in den Kopf gesetzt hat, doch unbedingt haben zu müssen. Anstatt diesen Wunsch jedoch konkret zu formulieren, was dem Sachinhalt einer Botschaft entsprechen würde, wird hier von der holden Weiblichkeit auf ein anderes der 4 Ohren gesetzt. Da wird das gewünschte Objekt in den Himmel gelobt und als "das schönste, was ich je gesehen habe" bezeichnet. Und genau das kommt beim männlichen Gegenüber an. Der Sachinhalt: "Sie findet es schön". Evtl. noch mit dem selbstoffenbarten Zusatz "Wenn sie noch nie etwas schöneres gesehen hat, scheint sie noch nicht weit rumgekommen zu sein." Der für die Frau essentielle Teil der Nachricht jedoch wird so wahrscheinlich niemals beim Mann ankommen, nämlich der Appell: "Kauf mir das zum nächsten Geburtstag/Weihnachten/Valentinstag, sonst kriegen wir Ärger."

Dies mag mit dem nötigen Abstand amüsant klingen, führte aber schon zu manch ernst zu nehmendem Ehekrach und ist spätestens nach den ersten eigenen leidvollen Erfahrungen ein durchaus tief greifendes Problem. Dabei ist der Grund doch recht simpel und liegt in der Natur der Dinge. Der Mann ist erwiesenermaßen ein eher pragmatisch und rational eingestellter Zeitgenosse, während die Damen der Schöpfung mehr auf der Gefühls- und Beziehungsebene einzuordnen sind.

Um noch einmal auf den eingangs erwähnten Sachverhalt zurückzukommen: Ja, ich rede gerne. Und so habe ich mich - selbstlos wie ich bin - an einen Selbsttest gewagt. Nach kurzer Überlegung diesen Selbsttest mit der Einnahme von weiblichen Hormonen zu unterstützen, zog ich es aufgrund nicht unerheblicher Gesundheitsrisiken dann doch vor, mich rein psychisch in die Welt der Weiblichkeit zu begeben. Ich beschloss also, jegliche Nachrichten, welche mir von weiblichen Personen entgegengebracht werden nur noch mit dem Appell-Ohr zu hören.

Meine erste Begegnung mit einer Probandin ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Es war die Bedienung im McDonalds-Restaurant in der Bonner Maximilianstraße. "Möchten Sie noch ein Getränk dazu?" war ihre abschließende Frage und das sah ich natürlich als Appell noch eine Cola kaufen zu müssen. Das Lächeln in Ihrem Gesicht verriet mir, dass ich sie damit glücklich gemacht habe. Hier spielt noch ein anderer Kommunikationstheoretiker eine Rolle in diesem Selbstversuch: Der gute Herr Watzlawik, welcher besagt man könne nicht nicht kommunizieren. Auch diese Theorie war schnell belegt, denn schließlich hatte die unterbezahlte Burgerbraterin mich ja mit ihrem Lächeln eindeutig ankommuniziert und traf sogar - wie von mir geplant - mein Appell-Ohr:

Sie lächelt mich an, also kann sie ja wohl nur den Abend mit mir verbringen wollen. Diesen Appell nahm ich mir also zu Herzen und fragte die junge Dame - entgegen der eigentlich in mir vorherrschenden Schüchternheit und damit ganz im Sinne des Experimentes - ob sie nicht Lust hätte nach Feierabend mit mir eine gemütliche Bar aufzusuchen. Ich war aufgrund ihres Appells der festen Überzeugung, dass dieser Vorschlag ja eigentlich von ihr kam und man ja nur noch Ort und Uhrzeit vereinbaren müsse.

Nunja, scheinbar muss ich wohl noch ein wenig üben, was die genaue Justierung des Appell-Ohres angeht. Anders jedenfalls kann ich mir die laut lachende Mitarbeiter-Meute hinter der Theke des einschlägigen Fast-Food-Restaurants nicht erklären. Und dabei wollte ich doch einfach nur alle Frauen glücklich machen mit meinem Appell-Ohr. Aber Aufgeben kam für mich zu einem solch frühen Zeitpunkt natürlich noch gar nicht in Frage und so beschloss ich das Passierte unter "Anfangsschwierigkeiten" abzuhaken und die Damenwelt weiter mit meiner neuen Weiblichkeit zu beglücken. Ich wollte schließlich der neue Frauenversteher werden.

Und so ließ auch Kandidatin Nummer 2 nicht lange auf sich warten. Beim grundsätzlich überlaufenen Unisex-Friseur wollte ich mir einen neuen Haarschnitt verpassen lassen. Die Haarartistin, welche scheinbar am Vormittag noch Berufsschule hatte, bat mich Platz zu nehmen und tänzelte fröhlich um mich herum, nachdem ich ihr gesagt hatte sie könne mit meinen Haaren anstellen, was sie wolle. Als sie zu schneiden begann, startete sie zeitgleich das Gespräch. Ob ich denn schon im Urlaub gewesen sei dieses Jahr, war ihre erste Frage. Mein Appell-Ohr übersetzte dies dem Gehirn mit "Los, erzähl was von deinem letzten Urlaub!" und ich begann von Ballermann 2007 zu erzählen, der Party-Sause mit sämtlichen Freunden. Ich erzählte von unserer Absteige El Corazon direkt in El Arenal, von den allabendlichen Sauforgien im Oberbayern und davon, wie mein bester Freund eine Nacht in seinem eigenen Erbrochenen am Strand verbracht hat, da der Rest der Gruppe nackt im größten Sangria-Eimer der Welt tanzte und wie die Mischung aus Alkohol und Sonne bei mir lustige Darmreaktionen auslöste und wie sich das dünnflüssige... Dies war der Moment an dem die Friseuse ihr Schneidwerkzeug zur Seite lag und ein komischer muskelbepackter Bombenjackenträger mich aufforderte den Laden zu verlassen. Bis heute frage ich mich, was ich falsch gemacht hatte. Sie wollte doch augenscheinlich von meinem Urlaub hören. Oder etwa nicht?

Trotz des erst zweiten Reinfalls überkamen mich so langsam die ersten Zweifel an dem, was ich tat. Ich versuchte mich aufzuraffen zumindest noch einer Frau mit meiner Maskerade entgegenzutreten und begab mich auf die Suche. An einer dunklen Straßenecke - nur noch wenige Straßenlaternen waren in der Ferne zu sehen - zwischen rot erleuchteten Fenstern und Luxusautos mit vergoldeten Felgen sprach mich eine junge Dame an. "Hallo schöner Mann!" waren ihre Worte. Und auch wenn es wahrscheinlich der erste Appell war, den ich so verstanden hatte wie er gemeint war ("Ja, nimm mich, du perverses Stück!"), beschloss ich an dieser Stelle mein Experiment abzubrechen und begab mich, um mich selbst wieder zum Mann zu machen, in die nächste Bar und bestellte ein Bier. Ich mag kein Bier, aber immerhin ist es männlich!

All diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass die Kommunikation zwischen Mann und Frau generell höchst verbesserungswürdig ist, aber diese Verbesserung liegt wohl in dermaßen weiter Ferne und scheint so unerreichbar, dass wir uns begnügen mit der Situation und uns damit abfinden. Schließlich sind es auch gerade diese Konfliktsituationen, die das Leben abwechslungsreich und interessant gestalten und es letztlich so wunderbar lebenswert machen.

Gruß,

Brötchen
You can live in a car, but you can't drift in a house. - Jeremy Clarkson

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben

Slidy

 
Private Nachricht senden an Slidy Freundesliste
4. Diesmal ein Rilke
26-Sep-07, 13:19 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Mal eines nicht von mir, welches aber gut auf das Forenthema passt.

Das Karussell

(Rainer Maria Rilke, 1906)

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur dass er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgend wohin, herüber -

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, dass es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil -.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel...

Mir gefällt besonders die Art der Beschreibung des Karussells - angefangen bei einem unwichtigen Detail wie dem Dach, kommt der Blick auf die Tiere, die sich auf dem Fahrgeschäft befinden.
Mit dem Karussell fahren Kinder, die "diesem Pferdesprunge fast schon entwachsen" sind - eine Anspielung auf die Sehnsucht, sich ein Stück Kindheit zu bewahren, die aber trotzdem niemals ewig währt. Dies drückt auch "der Bestand von bunten Pferden alle aus einem Land, das lange zögert, eh es untergeht" aus, sowie die Farbgebung der Tiere, die nicht realistisch, sondern eher kindlich-kitschig wirkt (bunte Pferde, ein weißer Elefant).
Der weiße Elefant kommt im Verlaufe des Gedichts immer häufiger vor, was einerseits wohl die Geschwindigkeitssteigerung des Karussells bedeutet, andererseits jedoch auch jene, die sich in der ganzen Geschichte derart verlieren, dass sie nichts anderes mehr sehen können/wollen. Besonders herauszuheben ist hier der letzte Teil, in dem das "drehen und kreisen ohne Ziel" und das verschwinden von Formen und Farben zu einem Teppich "ein Rot, ein Grün, ein Grau... ein kleines kaum begonnenes Profil" alles verschluckt, bis auf ein kleines Lächeln, welches über dieses "atemlose blinde Spiel" hinweg tröstet.

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben

Kuggy


 
Mitglied seit 16-Feb-06
626 Beiträge
 
eMail senden Kuggy Private Nachricht senden an Kuggy Freundesliste
5. Fluch der Karibik 3 - Teil 1
07-Nov-07, 22:55 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Letzte Bearbeitung am 07-Nov-07 um 22:57 Uhr ()
Der Beginn eines kleinen Zweiteilers, ursprünglich von meinem Blog:

FLUCH DER KARIBIK (im Original PIRATES OF THE CARIBBEAN)
Bei vielen fangen die Ohren an zu glühen, wenn sie dazu auserkoren sind, diesen wunderbar graziösen Namen zu vernehmen.
Inspiriert von der mittlerweile 41 Jahre alten Attraktion im Disneyland Anaheim (Kalifornien) machte sich 2003 ein Team daran, dieses Spektakel zu verfilmen. Gott hab sie seelig, sie schenkten uns eine Wohltat, wie sie wohltätiger kaum sein könnte.

3 Jahre später wollte man an den Erfolg anknüpfen und schuf DEAD MAN'S CHEST (im Deutschen: Die Truhe des Todes). Das Anknüpfen hat (zu Recht) wunderbar funktioniert und so sollte ein weiterer Erfolg für den zusammen mit dem zweiten Teil geplanten 3. kein großartiges Problem sein.
Doch so weit sind wir noch nicht.

Letzte Woche Freitag, seines Zeichens der 4. Mai 2007, war ich mitsamt meiner Gefolgschaft () im Kino. Natürlich kam es, wie es kommen musste und wir unterhielten uns über das ausstehende Finale der Trilogie, das in exakt 20 Tagen (kluge Kopfrechner erkennen: Das ist der 24. Mai) in Deutschland anlaufen sollte. Seit diesem Augenblick ließ mich der Gedanke eines sogenannten "Triple Features" nicht mehr los.
Einige Unwissende werden sich nun fragen: Ein was? Nichts für Ungut, von diesen Unwissenden gibts genug und der Ausdruck ist keineswegs so geläufig als dass man sich schämen müsste.
Zu Erklärung: Ein Triple Feature ist ganz einfach ein Event, das Kinos zum Start von dritten Teilen anbieten. Man setzt sich also Abends vor dem Premierentag ins Kino und sieht sich alle 3 Teile hintereinander an.
Soweit so gut. Doch bisher hatte ich nichts von einem solchen Triple Feature mitbekommen. Also macht sich der gemeine Kino-Gänger auf die Suche im Internet. Und tatsächlich: Ich habe ein gar nichts mal so hässliches Kino gefunden, was eine solche "Lange Fluch der Karibik-Nacht" anbietet. Es war zwar nicht das Kino, was ich mir gewünscht hatte, aber es war ein Kino.
Daraufhin habe ich gleich am nächsten Tag potenzielle Mitgänger auf mein Vorhaben angesprochen und auch gleich 5 Menschen gefunden, die ähnlich wahnsinnig sind, wie ich.
Es folgte das Geldeinsammeln. Ich muss sagen, dass ich überrascht war, wie gut und problemslos das funktioniert hat.
Somit war also der Weg für die Buchung frei. Ich suchte abermals die Seite des Kinos auf, in dem wir die Nacht verbringen sollten. Und auch hier kam, was kommen musste: Die Seite war down. "Page not found." Na danke.
Enttäuscht wechselte ich zur Seite der Konkurrenz und musste mit Überraschen feststellen, dass man auch dort ein Triple Feature anbot und just an diesem Tag mit dem Vorverkauf begann. Allerdings nicht übers Internet. (Nebenbei: Wir reden hier von meinem Wunschkino).
Wie pratkisch, dass ich am Tag darauf 2 Freistunden hatte, die ich zum shoppen nutzen konnte. An exakt diesem Tag sind wir diese Nacht um 0 Uhr gelandet, wir reden also von heute!
Also heute, 9. Mai 2007, 12:30. Meine 5. Stunde hat ein Ende und so mache ich mich auf den Pfad zur Genugtuung.
So gerade noch die passende Bahn bekommen, bin ich 25 Minuten später vor besagtem Wunschkino. Doch was ist das? Das Ding hat zu... DAS DING HAT ZU! Nicht zu fassen. Doch ich war nicht der Einzige. Geschätzte 10 Andere standen auch vor den verschlossenen Türen. "Seltsam", dachte ich. Ich warf also einen Blick nach innen. An den Kassen saßen schon schön fein gestriegelt die Kassierer. Kann also nicht mehr lange dauern. Bestimmt nur noch bis 13 Uhr. Was soll ich euch sagen? ICH HATTE RECHT! PAH xD
Punkt 13 Uhr MEZ öffnete man also die gläserne Dreh-Pforte und gewährte mir Einlass. An der Kasse angekommen sagte ich zum Kassierer: "Ich brauche 5 Mal diese Vorpremiere von Fluch der Karibik 3."
Die darauf folgende Antwort sprudelte nur so von angelernter Kompetenz, Kundenverständnis in Perfektion und absolutem Unterwürfnis gegenüber dem 'König': "...was?..."
Etwas verdutzt entgegnete ich: "Ja bei euch im Internet steht, dass man die Karten dafür seit gestern hier kaufen kann."
"Ach, tut's das?"
"Ja, ich hab's mir nicht ausgedacht..."
"Nagut, dann gucke ich mal.."
*Zu freundlich*, sagte ich mir.
Und so guckte er... Und guckte weiter... Plötzlich guckte er ein wenig skeptisch, kurz darauf folgte Kopfschütteln.
*Mach jetzt keinen Scheiß, Kollege!*, dachte ich.
"Wann soll das denn sein?"
"Am 23.5."
"Aha..."
*Kompetenz?*
Skepsis, Kopfschütteln, abermals *Mach jetzt keinen Scheiß!*
"AH!"
"Was?"
"Ich hab's."
*Gratulation, neuer Geschwindigkeitsrekord.*
Besonders klasse fand ich, dass ich scheinbar noch so früh da war, dass ich mir die Sitzplätze aussuchen durfte. Wir sitzen jetzt Mitte Mitte.

Die erste Hürde wäre damit genommen, jetzt fehlt nur noch die Nacht der Nächte selbst. Doch der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass es sich hierbei um Teil 1 handelt. Die ganze Geschichte ist also durchaus noch ausbaufähig. Wenn es prickelnde, absolut spannende und bombozionöse Neuigkeiten noch VOR der Premiere gibt, werde ich einen 1,5. Teil einfügen. Andernfalls halt nicht.

Gute Nacht, geruhsame Träume.

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben

Kuggy


 
Mitglied seit 16-Feb-06
626 Beiträge
 
eMail senden Kuggy Private Nachricht senden an Kuggy Freundesliste
6. Fluch der Karibik 3 - Teil 2
07-Nov-07, 22:57 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 5
 
Einen wunderschönen guten Tag verehrte Leser!

Wie versprochen übergebe ich hiermit den zweiten Teil meiner Fluch der Karibik 3-Reihe der Öffentlichkeit. Allerdings muss ich gleich vorwegnehmen, dass ich noch nicht so ganz in der Lage, Revue-Passieren zu lassen, was da vorletzte Nacht geschehen ist.

Aber fangen wir doch erst einmal beim Anfang an. Morgens, 6:40 Uhr. Mein Wecker klingelt. Morgens, 6:45 Uhr. Mein Wecker klingelt schon wieder. Morgens, 6:50. Mein Wecker scheint heute sehr energisch zu sein. Also tu ich ihm den Gefallen und erhebe mich aus meinem schützenden Bette, um noch total benebelt ins Bad zu taumeln und im –in meinen Augen- schummrigen Licht festzustellen, dass meine Wecker-Uhr falsch geht und ich nicht, wie erst erwartet, 10 Minuten zu spät bin, sondern schlappe 20. Nagut, dann halt heute kein Kaffee. Wird ja kein allzu langer Tag *Augenbraue gaaaaanz weit nach oben zieh*.

Kurz bevor ich (dann wieder pünktlich) das Haus verlassen will fällt mir ein, dass ja heute der 23. ist, was unmittelbar zur Folge hat, dass heute die Vorpremiere stattfindet. Dazu benötigt man natürlich Eintrittskarten. Ich will mir gar nicht ausmalen, was meine Noch-Freunde mit mir gemacht hätten, wenn ich nicht im Türrahmen noch umgedreht wäre um die kleinen Papier-Teilchen aus der Vitrine zu entfernen.

Zwei Stunden Deutsch. Ich wünsche mir meinen Wecker herbei. Einziger Lichtblick: Der junge Mann rechts neben mir, jeniger welcher sich ebenfalls Karte für das Triple Feature (Erläuterung bitte in Abschnitt 1, FDKR, 9. März 2007 nachschlagen) besorgt hat. Zwar nicht im Kino der Kinos, so wie ich, aber immerhin Triple Feature. Und da auch er ein absoluter Bewunderer der Filme ist, wurde erst mal schön mit Zitaten um sich geschmissen, um die beiden Schulstunden ein wenig schmackhafter zu machen.

Eine Stunde Musik. Ich wünschte mir meinen Wecker und meinen iPod herbei. Einziger Lichtblick: Die Matheklausur (ich hätte nie gedacht, dass ich DAS mal sage). Denn durch diese Matheklausur wurde die Musik-Doppelstunde auf die gerade angesprochene Einzelstunde gekürzt.

Drei Stunden Matheklausur. Ich wünschte mir Essen herbei, aber das gehört hier nicht hin.

Anschließend, weil’s ja so schön war, noch ein Stündchen Mathe. Jetzt wünschte ich mir wieder meinen Wecker herbei.

Zu allem Überfluss noch zwei Stunden Floß (welch ein Wortspiel). So heißt mein werter Sportlehrer, welcher es ausgerechnet heute für angebracht hielt, die Doppelstunde bis auf die letzte Sekunde auszureizen. Endlich aus der Umkleide raus, standen wir dann vor verschlossener Ausgangstür, zu welcher nur besagter Überfluss den Schlüssel hat. Dank einem Kollegen, welcher scheinbar auch mal in einer solchen Situation war, bekam ich den Hinweis auf die Hintertür. Klasse Sache, das Ding war auf. Nur blöd, das dahinter ein Zaun stand. Nunja, Selbstschussanlagen waren nicht auszumachen, also entschied ich mich kurzer Hand in meine Freiheit zu klettern. Blöde Idee, da meine Hose dabei ein wenig in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aber was tut man nicht alles für eine gelungene Freizeitgestaltung. Also Beine und Gepäck in die Hand und auf zum vereinbarten Sammelpunkt, dem Parkplatz vor der Halle, wo auch schon mein Taxi mit den restlichen 4 Jungs der Truppe munter seine Runden im Wendehammer drehte. Gepäck in den Kofferraum, ich auf die Rücksitzbank und auf ins Abenteuer.

Ein paar Minuten und verärgerte Fußgänger später fanden wir uns doch tatsächlich im Kinogebäude wieder. Noch eine dreiviertel Stunde bis Filmbeginn, die Anspannung stieg. Zumindest bei mir. Aber das sollte nichts heißen, wie sich später herausstellte. Also die Zeit für den Einkauf von Proviant für den ersten Teil genutzt und fünf Minuten vor proklamiertem Filmbeginn machte man die Tür hoch, um mal Unpassenderweise ein Weihnachtslied zu zitieren.

Beim Eintritt in den Kinosaal fand ich doch ein wenig seltsam, dass noch der Abspann vom Film davor die Leinwand herunter lief. Aber nicht weiter schlimm, Hauptsache er ist in fünf Minuten zu Ende. Tatsache. Kurze Werbung (wirklich sehr kurz) und dann ging’s los. Zum Film selbst sage ich mal nichts, denn das ist nicht der Sinn dieser Anekdote.

Zweieinhalb Stunden später konnten wir uns dann mal für zwanzig Minuten die Beine vertreten. Also den Wiedereintrittsschnipsel geben lassen und erst mal die Ständer mit den kostenlosen Fluch der Karibik-Karten leer geräumt, anschließend ne Flasche Beck’s Chilled Orange gekauft und wieder rein. Zweiter Teil. Also mit dem Streifen stimmte irgendwas nicht. Ein seltsames Kratzen im Ton und nach etwa zwei Dritteln des Films ein plötzlicher Farbunterschied. Naja, kann man nichts machen, wohl relativ häufig gelaufen.

Danach wieder raus, wieder ne Flasche Beck’s gekauft und gewartet. Die Spannung stieg, zumindest bei mir. Noch 9 Minuten bis zum Beginn des Hauptgrundes der ganzen Veranstaltung. Und dann war es endlich so weit. Unter leichtem Applaus begann der Vorspann. Der Film an sich war toll, auch wenn es in meinen Augen Stellen gab, die man anders hätte gestalten sollen, aber das nennt sich bestimmt künstlerische Freiheit und es gibt sicher Leute, denen es so gefällt. Ansonsten sehr viel Action, tolle Effekte und gewohnt super Sprüche. An einer Stelle musste ich plötzlich laut loslachen, was der Rest des Kinos wohl nicht allzu lustig fand… Versteh ich jetzt noch nicht, wieso…

Zwei Stunden und 55 Minuten später verließen wir den Saal. Ich für meinen Teil hätte mich nicht gewundert wenn ich schnurstracks gegen einen Pfeiler gelaufen wäre. Ich war irgendwie ziemlich… benebelt. Ich konnte noch nicht so wirklich verstehen, was da geschehen ist.

Jetzt, mit zwei Tagen Abstand kann ich allerdings zusammenfassend sagen, dass es wirklich toll war. Sowohl der gesamte Abend, als auch der Film an sich.

Entschuldigt bitte, dass mein Leben nicht spannend genug war, um einen 1,5. Teil zu schreiben. Trotzdem hoffe ich, dass euch das einigermaßen gefallen hat.

Bis zum nächsten mal. In diesem Sinne:
Trinkt aus, Piraten, yoho!

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben


Foren-Gruppen | Beiträge | Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag

(c) Freizeitparkweb.de (Alexander Jeschke)
Für alle Beiträge sind die jeweiligen Autoren selbst verantwortlich.
Es gelten die allgemeinen Nutzungsbedingungen aus dem Impressum