Aus der Schwäbischen Zeitung vom 16.02.2007:16.02.2007 00:08
Des Kinis Märchenschloss soll aufgemöbelt werden
Schwangau - Das weltberühmte Märchenschloss Neuschwanstein in Schwangau bei Füssen soll als Touristenattraktion aufgewertet werden. Bis zum 125. Todestag seines Erbauers, des Bayernkönigs Ludwig II., im Jahre 2011 plant der Wittelsbacher Ausgleichsfonds unter anderem den Bau einer Panoramabahn. Am Fuß des Felsens soll es künftig Konzerte und Open-Air-Veranstaltungen geben.
"Wir wollen den Schwangauer Ortsteil Hohenschwangau mit den beiden Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau fit machen für den Tourismus des 21. Jahrhunderts", erklärte Peter Scherkamp, Generaldirektor des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF), der Vermögensverwaltung des einstigen bayerischen Königshauses. Die beiden Schlösser selbst sind zwar im Besitz der Freistaates, aber dem WAF gehören die meisten Immobilien rund um Neuschwanstein, das im vorigen Jahr von fast 1,3 Millionen Gästen aus aller Welt besucht wurde.
Neben Monumentalwerken wie den Pyramiden oder dem Eiffelturm ist Neuschwanstein einziger deutscher Kandidat für den Titel "Weltwunder der Neuzeit". Die neue Panoramabahn soll auch älteren und gehbehinderten Besuchern den Weg hinauf zum Schloss ermöglichen, das bisher nur in einem halbstündigen Fußmarsch oder mit einer Pferdekutsche zu erreichen ist. In einer zweiten Schleife soll auch das Nachbarschloss Hohenschwangau erschlossen werden, wo Ludwig II. einen Großteil seiner Kindheit verbrachte.
"Unser Ziel ist es, die Touristen länger zu halten und sie zu bewegen, auch saisonschwache Zeiten anzunehmen", erläuterte Scherkamp gestern. Zu dem Gesamtkonzept gehört deshalb auch, die Verkehrs- und Parkplatzprobleme im Ort unterhalb der Schlösser zu lösen. Ein neues zweigeschossiges Parkhaus soll Stellflächen am Alpsee freimachen für abendliche Großveranstaltungen. Der WAF, dem in Hohenschwangau auch mehrere Hotels gehören, wolle die Gäste im Ort halten, wenn die Schlösser um 18 Uhr ihre Türen schließen, so der Generaldirektor. Der WAF plane deshalb auch, eines der Hotels zu einer Luxusherberge auszubauen und in einem anderen Hotel ein Haus der Wittelsbacher Geschichte einzurichten.
Aufbruchstimmung im Ort
Bei der Vorstellung dieses Konzepts in einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung löste Scherkamp eine "Aufbruchstimmung" aus, wie Schwangaus Bürgermeister Reinhold Sontheim gestern berichtete. Die Kommune zerbricht sich schon seit Jahren den Kopf darüber, wie dem motorisierten Besucherstrom Herr zu werden sei. Ein eigenes Entwicklungskonzept sei vor Jahren auf Widerstände gestoßen, so Sontheim. Das Projekt einer Felsengarage unter dem Schloss sei nicht finanzierbar. Die Gemeinde sei deshalb hocherfreut, dass sich der WAF als größter Grundbesitzer der Verantwortung für die Zukunft des Ortes stelle. "Wir sind uns einig, dass wir nicht nichts tun können", ergänzte Scherkamp, der die Kosten seines Konzepts bisher nicht beziffern kann. "Wir müssen erst sehen, was rentabel ist und umgesetzt werden kann. Dann erst können wir auch kalkulieren." Dabei werde sich der WAF eng mit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung des Freistaats abstimmen.
Finanzminister ist skeptisch
Gemeinde und WAF gehen davon aus, dass zumindest die Panoramabahn hinauf zu Neuschwanstein auf keine großen Widerstände stoßen wird. Für die Bahntrasse müsse keine neue Schneise in den Wald geschlagen werden, betont Scherkamp. Die mit Elektromotoren betriebenen Panoramagondeln für jeweils acht Personen sollen auf Schienen großteils neben dem bisherigen Fahrweg hinauf zum Schloss rollen. "Wir wollen der älteren Generation den Weg zum Schloss erleichtern und sie animieren, sich zwei oder drei Tage Zeit zu nehmen", so der Generaldirektor. Bayerns Finanzminister Kurt Faltlhauser erklärte, er begrüße einen verbesserten Besucherservice, ein "Aufmöbeln" komme aber nicht in Frage.
Im Schwangauer Rathaus lösen die WAF-Pläne nicht nur Aufbruchstimmung, sondern auch Betriebsamkeit aus. "Jetzt müssen wir den Flächennutzungsplan ändern und wenn es dazu kommt auch den Bebauungsplan", sagt der Bürgermeister, der in den nächsten Monaten Behörden und Verbände davon überzeugen will, dass die WAF-Pläne den Denkmalschutz für das Weltkulturerbe Neuschwanstein nicht beeinträchtigen.
Quelle: http://www.szon.de/news/wirimsueden/land/200702160790.html
Stefan A. Michelfeit - www.ridesonline.de
"Wir werden - einfach ausgedrückt - weniger, älter und bunter." (H. Rech IM BW)