"Meist sind es Management-Fehler"VON MIRIAM KOCH (Die Presse) 04.01.2007
Tourismus. Themenparks enden in Österreich gerne vor
dem Konkursrichter - obwohl Experten weiterhin Bedarf nach
solchen Freizeiteinrichtungen sehen.
WIEN. Der Anderswelt im Waldviertel ging es auch nicht anders
wie anderen prominenten Projekten: Der im Frühjahr 2002 eröffnete
Erlebnispark, der zuletzt ohnehin nur auf einen Gastro-Bereich reduziert
war, musste nun - wie berichtet - Konkurs anmelden. Laut Kurt Haendel
vom Kreditschutzverband 1870 habe es eine "entsetzliche Fehleinschätzung
des Publikumsinteresses" gegeben. Auf 120.000 Besucher pro Jahr hat die
Anderswelt gehofft, doch nur knapp ein Fünftel davon ist wirklich
gekommen.
Auch das Playcastle in Tirol, eine eigens gebaute Burg in
Seefeld, funktionierte nicht als Themenpark und beschäftigte die
Konkursrichter. Noch immer hat man sich nicht auf eine endgültige Nutzung
festgelegt. Einige Zeit lang fasste man ins Auge, die Immobilie als
Biomassekraftwerk zu nutzen, auch als Outletcenter, Sporttherapie-Zentrum
und Filmstudio wurde das Bauwerk gehandelt.
Die Westernstadt No Name City in Niederösterreich hat ebenfalls
einen Konkurs und einen Neustart hinter sich. Der Wiener Prater kämpft
schon seit längerem mit Problemen und selbst das Magna Racino von
Frank Stronach südlich von Wien hat eigentlich von besseren Zeiten geträumt.
Die Liste der angekündigten, aber noch nicht verwirklichten Freizeitparks
ist ebenfalls lang. Ein "Land der Lügen" um 60 Mio. Euro hat Ronnie Seunig
neben seiner Excalibur-City an der tschechisch-österreichischen Grenzen bereits
2003 angekündigt. Doch noch immer steht in den Sternen, ob das Projekt je
realisiert wird. Denn der Bauherr kämpft mit Gegnern auf tschechischer Seite
und Baugenehmigungen, zudem hat nach dem Brand im Einkaufszentrum der
Wiederaufbau jetzt Priorität. Ein "World Life Park" - ausgelegt auf 1,5 Mio.
Besucher pro Jahr - hätte eigentlich 2004 bereits in Bau gehen wollen.
Laut Experten werden von hundert angekündigten Themenparks fünf realisiert.
"Es reicht einfach nicht, auf der Landkarte einen Kreis um einen
Projekt-Standort zu ziehen und zu sagen, so und so viele Besucher sind in
meinen Einzugsgebiet", sagt Tourismus-Experte Andreas Zenker. Das Konzept müsse
bis ins Detail passen, das Produkt stimmen, die Wünsche der Zielgruppe bekannt
sein und der Vertrieb - ob über Reisebüros oder direkt - funktionieren.
"Es sind oft klassische Managementfehler, die zur Vermögensvernichtung führen",
sagt auch der Tourismus- und Wirtschaftsberater Klaus Ennemoser.
Sein Paradebeispiel für gut funktionierende Freizeiteinrichtungen ist der
Europa-Park Rust in Deutschland mit 3,7 Mio. Besuchern pro Jahr und
2800 Mitarbeitern. "Der ist sehr organisch gewachsen."
Zu den Vorzeigeprojekten gehören auch die Kristallwelten in Wattens
bei Innsbruck, mit rund 700.000 Besuchern pro Jahr der meistbesuchte
Themenpark Österreichs. Was dort richtig gemacht wird? "Erstens steht mit
Swarovski ein Unternehmen mit starkem Namen und enormer Vermarktungskraft
dahinter", sagt Ennemoser. Zweitens sei der Vertrieb professionell.
Dazu kommen laufend Innovationen, eine interessante Außenansicht und eine
gute Erreichbarkeit. "Und ein weiterer Grund ist, dass es in Tirol ein Mangel
an Alternativen gibt, wenn Schlechtwetter herrscht", sagt Ennemoser.
Daher sieht er durchaus noch Bedarf für Themen- und Freizeitparks in Österreich.
"Im Tiroler Unterland, im Raum Salzburg und auch im Raum Wien würde ich
Potenzial für solche Einrichtungen sehen."
Quelle: www.diepresse.com