ACHTUNG! Dieser Artikel ist NICHT von mir! Quelle: www.rp-online.de Autor: kaslux
Richtig Freude im Freizeitpark bekommt man erst, wenn genug Gäste da sind, oder?
Obwohl schon Jahre vergangen sind, steht nachfolgendes unlöschbar fest gebrannt auf meine bescheidene interne Festplatte in dem Ordner Peinlichkeiten, Nie wieder, etc.
Feiertag durch die Woche, die beste Gelegenheit mit einem befreundeten Pärchen nebst jugendlichem Anhang einen Freizeitpark zu besuchen. In der Werbung wird er als Topevent mit höchsten, schnellsten und nervenkitzeligen Fahrgeschäften gepriesen, also nichts wie hin.
Vor Ort weißt man uns auf Parkplatz 11 ein, die anderen sind schon voll, Vorfreude treibt uns zur Kasse, anscheinend sind wir nicht die einzigen, die sich eine Portion Vergnügen einverleiben wollen.
Die Preise über dem Kassenhäuschen können noch so schön geschrieben sein, wie sie wollen, sehen ekelig hoch aus. Vier Erwachsene, vier Kinder, viermal ist plus viermal macht Halleluja, heftig! Reisegruppen ab 15 Per. 20% Ermäßigung, da soll sich doch was Regeln lassen? Blicke schweifen umher. Im Kassenbereich stehen viele Eltern mit entsetztem Gesichtsausdruck fuchtelnd diskutierend herum. Väter mit fast entstellter Grimasse spreche ich an: Können wir uns nicht zusammen tun, als fingierte Reisegruppe sind schnell 20% gespart. Den Blick auf Unendlich, fragend, Mutters ansehen, Erhellung stellt sich ein und es wird sofort zugestimmt.
Acht Erwachsene, neun Kinder, reicht!
Abgeklärt, meinem cleveren Auftreten bewusst, schreite ich zur Kasse.
Reisegruppe Kalkutta (klingt bescheuert, weiß, gescheiteres ist mir nicht eingefallen) bitte mit 17 Personen, davon neun Kinder. Die Kassiererin will gerade den Gruppenpreis errechnen, da drängt eine Frau zur Kasse vor: Wir machen auch bei eurer Reisegruppe mit, dann ist es billiger!
Aaauutsch, du blöde Kuh!
In den Augen der Kassenfrau sehe ich Verstehen, Mitleid, Schadenfreude und ihr seid der achte Versuch heute Morgen.
Bitte 2 Erwachsene, 2 Kinder macht Mein Gott Schei…
Mit anderen Frustrierten hinein ins Vergnügen.
Die Kinderaugen strahlen, viel große Geräte, bunt, laut und keiner weis, wohin zuerst?
Die Wildwasserbahn wird erkoren, wir stellen uns an, an eine lange Schlange von Wartenden, mit unseren Ex-Reisegruppenmitgliedern diskutieren wir noch darüber wie blöd man sein muss, um unseren Rabatt zu versauen. Warten, wir warten und, richtig, wir warten auf das es bald weiter geht. Dreiviertel Stunde später sehen wir die Wildwasserbahn, eine halbe Stunde später sitzen wir schon drin und man glaubt es nicht, drei Minuten später schon wieder raus!
Unser Kleiner, Hose halb nass, nicht vom pullern, von der Wasserbahn ruft: Noch mal, noch mal. Meine Frau erklärt ihm leicht irritiert, nein, wir wollen uns noch viele andere Sachen ansehen.
Ein Hinweisschild kündet ein Double eines berühmten Rockstars an. Vorführung um 11 Uhr und 15 Uhr. Jetzt ist fast 11, schaffen wir nicht, 15 Uhr müssen wir behalten, ab zur nächsten Sensation. Nach fast genau 100 Minuten haben wir die Achterbahn geschafft und suchen ein jetzt etwas schnelleres Vergnügen!
Was geht hier ab? Großer hellblauer Klinkerbau, die Attraktion dahinter nicht klar ersichtlich aber nur vereinzelt Gäste vor dem Eingang. Klarer Fall, hier stellen wir uns an, hier geht’s Ruckzuck. Glaubt mir, gern hätte ich mein eigenes dummes Gesicht gesehen beim einschreiten in den Klinkerbau. Gitter, Unmengen Gitter, Lotzen die Massen zum anderen Ende der Halle, 2 m nach rechts, zurück zur anderen Wand, 2 m links und retour, das Ganze 10 Mal, geschätzte Dauer anderthalb Stunde. Die Jugend turnt an den Gittern hin und her, befinden sich schnell zwei Reihen weiter. Zu Ihnen vor zu dringen ist unmöglich, allein der Versuch liefert mir unzählige tödliche Blicke, wäre ja noch schöner, mit Hilfe der Kinder vordrängen. Vereinzelt geballte Fäuste, energisch hervor stehende Halsschlagadern. Hilfe, sind doch nur zum Vergnügen hier. Eigentlich logisch, hinter Gitter wird man aggressiv.
Wieso blicke ich verstollen zum Boden, ob hier Stroh eingestreut ist, denke an Masttierhaltung und meine Gegacker der Hennen in Käfighaltung zu hören. Bestimmt nur Einbildung!
Strich drunter, welches Event dieses war, hab ich vergessen, positiv bleiben, schließlich wollen wir uns amüsieren, Hauptsache, die Kinder haben Spaß.
Nächste Schlange.
Erfahrung macht schlau.Die Leidensgenossen am Ende dieser werden befragt wofür Sie anstehen und wie lange es voraussichtlich dauern kann. „ Keine Ahnung wofür, die Reihe verschwindet da hinten links um die Frittenbude herum“.
Leute, erwachsene Leute, stellen sich irgendwo an, keine Ahnung wofür und wie lange es dauert. Uns reicht es, nicht mit uns. Den schon etwas quengeligen Kleinen erklären wir, es gibt hier bestimmt auch ein Karussell für Kinder.
Wartet mal eben, es ist 10 vor 3, wo ist der Saloon, da spielt die Musik.
Leicht gefunden, reingezwängt, und siehe dar, eine Top Vorstellung. Der Rockstar in Perfektion, furchtbar laut aber begleitet von einer perfekten Lasershow. Unsere Kleine nehme ich auf den Arm, so sieht sie besser. Sie hält mich krampfhaft fest, wahrscheinlich hat sie Angst herunter zu fallen.
Wieder draußen an der frischen Luft laufen alle etwas unentschlossen herum, und jetzt, habt Ihr noch Lust oder soll es Richtung Heimat gehen? Wir sind uns schnell einig. Die Kinder müde, wir in undefinierbarer Laune bewegen uns zum Auto und sind froh, das es nach Hause geht.
Nachwehen: Eigentlich keine, abgesehen davon, unsere Kleine ist in den nachfolgenden drei Wochen jede Nacht verschreckt aufgewacht: keine Musik, keine Musik!
Bin ich ein Trottel! Billige Tickets bekomm ich nicht hin und die Kleinen einer so lauter Dröhnung aus zu setzen, unverzeihlich.
Zeitsprung!
Irgendwann in vielen Jahren besuchen die dann großen Kleinen uns im Altenheim.
Und irgendwann wird einer dieser vor meinen Rollstuhl treten mit dem Vorwurf: „ Du warst nur einmal mit uns im Vergnügungspark“
Tut mir Leid, hier roll ich und kann nicht anders.
fast menschenleer
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Age Pee - Ass Up (Frank Kohnert Rmx Preview)