>mit Herbert Watterott,Jürgen Emig und Hagen Bosdorf hassenden Grüßen
>Bruno Bruno: Setzen, sechs! Zwar haben die von Dir genannten drei Kollegen manchmal die merkwürdigsten Sprüche drauf und auch die Kollegen des anderen Öffentlichen machen da keine Ausnahme, und manchmal labern sie wirklich auch Müll - aber das sehe ich Reportern gerne nach, die jeden Sommer tage- und dabei stundenlang das Geschehen kommentieren. Denn gerade auch die langen Strecken, wo nichts passiert und man als Zuschauer auch eher zuhört statt -sieht, sind einfach klasse. Besonders toll ist, wenn Jürgen Emig live mit Rudi Pevenage im Betreuerauto telefoniert, und dabei nichts, aber auch null an Informationen zusammenkommt, höchstens so Sätze wie:
Pevenage: Nee, die Jan musste nur mal in die Wald - du weisst?! War heute morgen nicht gut auf dem Klo.
Auch die take-outs wie zum Beispiel die "kult-tour" mit dem Geschehen aus 100 Jahren Tour, oder die Erklärungen zur Landschaft und Umgebung und zu Eigenarten, sind immer wieder sehenswert. Das Programm von Eurosport ist: nunja - warum soll ich die TdF mit mehr Werbung und dafür weniger Unterhaltung sehen? Warum soll ich Reportern zuhören, die es während dieser Tour schon zwei Mal nicht pünktlich zum Startgeschehen geschafft haben, und die irgendwie nie eigene Interviews führen? Das ist steril, das hat nichts eigenes, da steht nur ne Mini-Produktion hinter. Ich find´s daher langweilig. Ich gucke die Tour seit 15 Jahren wirklich ausdauernd und regelmäßig im TV und ich finde die Öffentlichen bei der Tour ziemlich gut besetzt, interessant und spannend. Zum Beispiel auch in der Erklärung solcher Sprüche:
"Quäl dich, du Sau!"
Am Col du Hunsruck kann Ullrich (1997 - 18. Etappe) in einem unbedachten Moment seinen Herausforderern nicht folgen. Es schlägt die Stunde des Mannes, über den Walter Godefroot, sportlicher Leiter von Team Telekom, in seinem unnachahmlichen Deutsch sagt: "Nur die Bölts geht nie kaputt!" Udo Bölts begreift den Ernst der Lage sofort, fährt an seinen Kapitän heran und verpasst ihm den erwähnten verbalen Tritt in den Allerwertesten: "Quäl dich, du Sau!" Unter den bekannten Umständen sprachlich zwar knapp, präzise und spartanisch, doch nicht ohne poetischen Schwung. Aber wichtiger noch: Es wirkte!
Solche Geschichten, und klar: auch die deutschen Erfolge und Teilerfolge machen für mich das Geschehen ziemlich spannend. Man muss sich allerdings vor Augen halten, dass es nicht immer nur "Radfahren" ist - auch wenn es so aussieht. Hinter dem ganzen Spektakel der Tour steckt eine riesige logistische - medial ebenfalls sehr komplexe, und hinter dem Radfahren als solches fast immer eine grandiose Mannschaftsleistung. Ich mag die Tour als Spektakel schon sehr lange, und nicht erst seit Jan. Doch vor einem solchen Hintergrund werden Helden geboren oder wiedergeboren. Ich sage das jetzt mal so platt. Egal wer in Paris am Ende das Gelbe trägt: ich wette jetzt schon drauf, das Jan Ullrich mit weitem Abstand in diesem Jahr "Sportler des Jahres" wird. Er hat es sich für dieses wirklich nicht mehr in Worte zu fassende Comeback verdient. Und ich bin mir fast sicher, dass die deutschen Sportjournalisten, die diese Auswahl ja treffen, in diesem Jahr eben nicht um Jan herum kommen... oder?
Marcel
Am heutigen Dienstag, 22. Juli, ist Ruhetag bei der Tour de France.