Zwei Dinge haben mich in meinem Leben sehr bewegt. Erstens Freizeitparks und Kirmes. Es war immer das Größte, wenn es einmal im Jahr mit Omma und Oppa (jeweils mit Doppel-Konsonant!) ins Phantasialand ging. Und mit der Ferienfreizeit in den Traumlandpark. Oder auf die Kirmes, in Sterkrade und ab und an auf die Cranger Kirmes. Achterbahnen, Themenfahrten - man, das war was. Echte Highlights eben.Die zweite Sache sind Automaten, in die man Geld hineinwirft. Am liebsten solche, an denen man für das eingeworfene Geld spielen kann. Arcadeautomaten! Auch wenn ich eigentlich dafür etwas zu spät geboren bin, so habe ich diese Daddelautomaten schon immer geliebt. Allerdings, auf grund der späten Geburt, sind eben auch Videospielekonsolen und allerlei LCD-Spiele Dinge, von denen ich nie genug bekommen konnte. Fast jede wichtige, die Geschichte prägende Konsole, habe ich bereits besessen. Vom Ur-PONG für zu Hause, über den Mini-Arcade-Pacman, oder Game&Watchs bis hinzu Playstation und Konsorten. Alles befand sich irgendwann und irgendwie mal in meinem Besitz. MB Vectrex, der Uber-Flop Nintendo Virtual Boy, die beste Konsole allerzeiten, die Dreamcast, meinen heißgeliebten Saturn mit Daytona USA und Sega Rally, und solch' absolute Raritäten wie etwa ein BSS01.
Allerdings gibt es auch ein paar wesentliche Lücken. Wie etwa die legendäre Brown Box von Ralph Henry Baer aus Rodalben, der Übermutter vom Übervater aller Konsolenspiele für zu Hause. Und bei den Arcadeautomaten, zumindest was das "hands-on" angeht, den legendären Poly Play, den einzigen Arcadeautomaten der DDR von VEB Polytechnik aus Karl-Marx-Stadt.
Insofern gingen bei meinem ersten richtigen Berlin-Besuch in der vergangenen Woche absolute Kindheitsträume in Erfüllung. Ich konnte nicht nur eine Ausstellung besuchen, dessen bekanntester und begeistester Schirmherr der kürzlich verstorbene Ralph Baer war und irgendwie immer noch ist - nein, ich konnte eben auch seiner Brown Box ganz nahe sein, einen Cyberspace spielen, an Space Invaders und Frogger den jeweiligen Tageshighscore aufstellen und, und das das hätte ich nie für möglich gehalten, einen Poly Play bespielen!
Als Westfrontkind des Kalten Krieges hatte ich zwar alle Auswahl unter den tollsten und besten Automaten ihrer Zeit, ja - aber einen PP, das war Utopia. Ganz weit weg. Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Und selbst als dieser fiel, waren fast keine Automaten mehr irgendwo auffindbar. Egal, wie die Geschichte verlaufen ist oder hätte verlaufen können - ein PP war außerhalb jeder Reichweite. Doch lange Rede, kurzer Sinn - am Freitag, den 12.12.2014 um 16.45 Uhr war es soweit. Man, diesen Moment werde ich wohl nie vergessen!
Anyway - egal, ob mit meiner Art der Gefühlsduselei, oder einfach als Interessierter: Ich kann die irgendwie recht übersichtliche, doch verdammt feine Ausstellung des Computerspielemuseums in Berlin einfach nur empfehlen. Sie ist mit unheimlich viel Liebe und Detailwissen gemacht, transportiert eine Menge Wissen aus den letzten 60 Jahren Computerspielhistorie, bietet massig Möglichkeiten für ein Hands-on und bietet unheimlich viel versteckter Gimmicks, die einfach entdeckt werden wollen. 8 Euro Eintritt und so irgendwas zwischen anderthalb und vier Stunden Zeit (je, nach eigenem Interessegrad) kostet es, in der Karl-Marx-Allee auf Spurensuche zu gehen. Und an eben jenen, verstorbenen Pionier zu denken der gemeinsam mit vielen anderen wichtigen Persönlichkeiten uns dazu gebracht hat, heute... am Smartphone... Candy Crush Saga... zu spielen
computerspielemuseum
karl-marx-allee 93a
10243 berlin
www.computerspielemuseum.de/